Geschrieben am Morgen des 14. Juli 1922.
Viele feiern bei uns heute das National@ republikanischen Frankreich mit.
Wir haben es heute bequemer. Früher @ unsere Leute nach Longwy Verdun oder gar @ um das militärische Schauspiel der Truppenre@ genießen, heute haben wir in unsern eigenen @ einen 14. Juli, in Miniatur zwar, aber vo@ unmittelbarer Wirkung.
Dieser Tag ist geeignet, auch uns zu all@ Betrachtungen anzuregen.
Große Gemeinschaften brauchten immer S@ die ihnen für Vergangenheit. Gegenwa@ Zukunft standen.
Ob die Einnahme der Bastille ihrer mat@ Bedeutung wegen als Nationalsymbol des rep@ nischen Frankreich sich besonders eignet, darü@ zwischen Schriftgelehrten schon gestritten worden@ Ereignis steht jedenfalls mit starkem Relief @ Schwelle des neuen Regimes und hat sinn@ Alfresco-Wirkung. Die Willkür und Tyrann@ sie in der Bastille verkörpert erschienen, lieg@ heute so fern, daß wir eine Kampfansage dageg@ Donquichotismus empfinden. Man muß sich @ darunter andere, geistige Ketten vorstellen, u@ mitzugehen. So saßt heute auch natürlich ni@ mehr die „Marseillaise“ in dem Sinne auf, @ sie Rouget de Lisle gedichtet hat, aber der @ geblieben: In tyrannos! Und Schillers „R@ bleiben immer ein Sicherheitsventil für jugen@ Freiheitsdrang, einerlei, wo die Bedrücke@ Pedanten und Intriganten sitzen und wie sie @
Heute, wo die französische Republik @ gefestigtem Bestand ihr Jahresfest begeht, den@ an eine andere Republik, die, wie jene, au@ Zusammenbruch eines hypertrophierten mona@ Regimes geboren ist.
Frankreich hat seine Wiedergeburt dank@ wunderbaren Einheitsfront vollzogen. Es h@ 1870, dank dem Opfergeist aller Klassen, @ Kriegsschuld bezahlt und sein Gebiet vom @ befreit, es hat im Zusammenschluß aller re@ nischen Elemente mit den inneren Feind@ Monarchie kurzen Prozeß gemacht und es @ einheitliches nationales Ganze wieder auf de@ getreten, der ihm in der Geschichte zukommt.
Mit der deutschen Republik, die nach Ansicht @ am 9. November 1918 geboren, nach Ansicht @ über die Geburtswehen überhaupt noch nicht @ gekommen ist, verhält es sich jedenfalls und @ immer noch so, daß sie wegen der Verschie@ ihrer Volkselemente nicht zur Einheitsfront @ Deutschland hat kein stoßkräftiges und trug@ Ideal, unter das sich alle andern subsumieren @
Es hat nur ein gemeinsames Bestreben: @ an den Folgen des verlorenen Krieges @ ungeschoren vorbeikommen könnte. Aber das @ jedes negative Ziel, kein Ideal, selbst nich@ sich dies Bestreben in einstimmigen Haß@ Frankreich umsetzt.
Es fehlt also an dem großen Gemeinsam@ Frankreich nach 1870 gerettet hat. Die S@ und die Ängste der heutigen Deutschen verzet@ nach den verschiedensten Richtungen. Die @ träumen mit den Trümmern der Hohe@ dynastie in die Vergangenheit, die andern m@ und Trotzki in die Zukunft, aufrichtige Dem@ schwenken zu den Deutschvölkischen ab, weil di@ ihrer Parteigenossen ihnen nicht gefallen, de@ läßt sich verarmen, während die Privatwi@ Milliarden verdient, die Mark hält sich im @ und sinkt draußen unter Null, den Republ@ fehlt das Temperament zum Dreinschlagen, @ Gegner an den Tag legen - alles brodel@ einander und macht von außen den Eindruck eines gewollten Chaos.
Sind das die Kinderkrankheiten einer Republik, die auf dem aufrichtigen Willen einer Volksmehrheit aufgebaut ist, oder ist es - um das neue Wort für eine neue Sache zu prägen - Herostrategie?
Wird das deutsche Chaos zu neuen Katastrophen führen, oder wird die deutsche Republik sich durchsetzen und dereinst so unbestritten, wie das heutige Frankreich seinen 14. Juli, ihren 9. November feiern?