Original

18. Januar 1923

Ein freundlicher Leser schickt mir das Original folgenden Briefes, der 1870 auf einem Schlachtfeld gefunden wurde. Ich lasse ihn Buchstabe für Buchstabe in seiner wehmütigen Urwüchsigkeit folgen. Der Hof, von dem er datiert ist, liegt bei Kalchreuth in Mittelfranken.

Rockenhof den 17 August 1870.Lieber Thohmas

Wir ergreifen die feder an dich zu schreiben mit sehnsucht und mit weinenden Augen den deine liebe Mutter hat wieder ein hartes Jahr kein Tag vergeth kein Augenblick das wir nicht an dich denken lieber Tohmas schreib sobalt es sein kan das doch unser wehmut ein wenig von uns getrend ist lieber Thohmas weiter kan ich dir nichts schreiben kein Geld könen wir dießmal nicht schicken weil wir nicht wissen obs du es brauchen kanst oder nicht lieber Tomas jetzt will ich als Vater und deine liebe Mutter will unsern lieben Got um einen großen Segen bitten und das wird er uns nicht versagen der Segen den Gott that über den fromen Noah gehe über dich der Segen des frommen Loth wie er aus den Jordan kam der gehe über dich der Segen Gottes über Jakob und seinen Sohn Joseph gehe über dich im Namen Gott des Vaters Gott des Sohnes Gott des heiligen Geistes gehe über dich und Gott der Herr der Regirer der von Himmel auf die Menschenkinder schaud wird villeicht seine Arme über dich ausbreiten wie an deinen lieben Bruder der hat 4 Dreffen mit gemacht und die Kogel sind greitz weiß geflochen komen und doch haben sie abweichen müssen so wird es villeicht der liebe Gott dir auch thun wird dich wieter gesund nach Hause schicken das wir wider einander sehen. Lieber Thomas bleibe deinen König getreu bis deine Zeit verflossen ist den Soldaten leben ist kein Unklück den das muß auch sein den der König allein kan nicht fürs Vatterland Streiden er mus die Leude haben. Jetzt Schließe ich mein Schreiben und schicke dir ville Grüß von Vater und Mutter von Bruder und Schwester von Freinden und von der Gabermül deinen Kufer haben wir geholt deine Muntur ist alle in Ortnung deine Silbern ketten wissen wir nicht.

Johann Schuhmann.“

Auf der Rückseite des Blattes steht ein andrer Brief. Er ist von des Adressaten „bis in den Tod liebenden Reth“.

Der Brief war auf ein kleines Viereck zu@ gefaltet, und die eine Seite, die auf dem Bo@ ist noch gelbgrau von dem Erdreich des Schlach@

Der arme Thomas Schuhmann vom Rock@ wahrscheinlich nicht wieder nachhaus gekomm@ Vater und seine Mutter sind längst tot, seine@ den Tod liebende Reth ist ein altes Frauch@ vielleicht einen andern geheiratet hat und ü@ ist, daß sie es mit ihrem Thomas besser be@ hätte, der König ist tot und die Völker stre@ heute ohne Könige. Aber es geht einem d@ die Haut. wenn ein halbes Jahrhundert wei@ Stimmen treuer und schlichter Menschen z@ dringen, die viel zu gut waren, als daß sie @ zulieb ihr Glück verlieren mußten.

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KatalognummerBW-AK-011-2317