11. März 1921

Wir sprachen von der französischen Ehrenlegion. Ein Offizier fand es unverständlich, daß Zivilisten einen Orden bekommen, der nur für Militärs gestiftet sei, behauptete er. Ein Geschichtsprofessor sagte, der große Napoleon habe die Ehrenlegion nicht nur für kriegerische Taten, sondern auch für bürgerliche Verdienste eingesetzt.

Da ich glücklicher Besitzer des monumentalen Werkes bin, in dem Charles Schaack mit Bienenfleiß und Forschergründlichkeit zusammengetragen hat, was an Beziehungen zwischen unserm Land und dem Frankreich des ersten Napoleon sich auffinden ließ (Les Luxembourgeois soldats de la France), so erlaube ich mir, daraus einige Angaben über diesen berühmtesten und - gesuchtesten Orden des Erdballs hier abzudrucken. Denn ich setze nicht ohne Grund voraus, daß in diesen Zeiten das rote Knopflochbändchen mehr als je den Gegenstand von Gesprächen und Diskussionen abgibt.

Der oben angedeutete Zweifel des Offiziers, der auf die bürgerlichen Ehrenlegionäre nicht besonders gut zu reden war. wird durch Art. 1, Titel I des Gesetzes vom 29. Floreal Jahr X (19. Mai 1802) behoben, der folgenden Wortlaut hat: „In Ausführung des Artikel 87 der Verfassung betreffend die militärischen Belohnungen, und um auch die bürgerlichen Dienstleistungen und Tugenden zu belohnen, wird eine Ehrenlegion gebildet.“

Art. 1, Titel II verfügt: „Mitglied der Legion sind alle Militärs, die Ehrenwaffen erhalten haben; zu Mitgliedern können ernannt werden: die Militärs, die dem Staat hervorragende Dienste im Freiheitskrieg geleistet haben; die Bürger, die durch ihr Wissen, ihre Talente, ihre Tugenden dazu beigetragen haben, die Grundsätze der Republik aufzustellen oder zu verteidigen, oder der Justiz oder der öffentlichen Verwaltung Liebe oder Ehrfurcht zu verschaffen.“

Napoleon I. hatte allerdings auch einen Orden ausschließlich für Militärs gestiftet, l’ordre des Trois Toisons d’or, aber das Einsetzungsdekret ist nie erschienen.

Durch Dekret vom 22. Messidor Jahr XII bestimmte der Kaiser die Form des Ordenskreuzes. Drei Tage später, am 14. Juli 1804, fand die feierliche Einweihung der Ehrenlegion in der Kirche des Hôtel des Invalides statt. Napoleon nahm persönlich den Treueid der ersten Legionäre entgegen und heftete ihnen selbst das Kreuz auf die Brust. Ende 1804 wurde das Ehrenkreuz, wie es zuerst bestand, durch die darüber angebrachte Krone ergänzt.

Charles Schaack druckt in seinem Buch zwei interessante Dokumente ab. Eines ist das Ordensdiplom, durch das am 6. November 1810 einem luxemburger Landsman, de Brias Adjutant-Major im 27. Regt. Jäger zu Pferd, das Ritterkreuz der Ehrenlegion verliehen wurde. Das Zweite ist ein Schreiben, das an Jean-Augustin Beissel aus Straßen, Brigadier beim 7. Husarenregiment, gerichtet ist. Charles Schaack teilt erklärend mit, daß während eines Feldzugs oft Soldaten. die in der Schlacht sich ausgezeichnet hatten, durch ein Mitglied des militärischen kaiserlichen Hauses brieflich von ihrer Auszeichnung in Kenntns gesetzt wurden, deren Bestätigung dann später erfolgte. So schreibt hier am 10. Oktober 1813 von Duben (in Ostpreußen) der Prince Vice-Connétable Alexandre an besagten Brigadier Beissel, daß der Kaiser durch Dekret vom selben Tag ihn zum Ritter in der Ehrenlegion ernannt hat und daß die offizielle Bestätigung durch den Großkanzler später erfolgen wird.

Ludwig XVIII. änderte die Form des Kreuzes, ließ inde das Einsetzung dekret erklärte nach seiner Rückkehr von Elba alle Ordensverleihungen, die während der Restauration stattgefunden hatten, für null und nichtig und stellte die frühere Form des Kreuzes wieder her. Als dann Ludwig XVIII. nach den Hundert Tagen wieder ans Ruder kam, widerrief er seinerseits die während dieses Interregnums erfolgten Ordensauszeichnungen. Louis Philippe widerrief die beiden Widerrufe und gab allen Dekorierten ihre Orden zurück.

Ich glaube, damit alles gesagt zu haben, was heute jeder wissen muß, um über das rote Bändchen mitreden zu können. Ich glaube ferner, wenn der Husaren-Brigadier Jean Augustin Beissel aus Straßen mit seinem Ehrenkreuz heute wieder käme und die vielen Ordenskollegen sähe, so würde er sich über manchen davon seine Gedanken machen.