Wenn heute jemand sich beifallen ließe, Butter, Speck, Eier zu Kriegspreisen, Brot in Kriegsqualität zu verkaufen, würde er gesteinigt und zum Tempel hinausgeworfen.
Der sogenannte Charly aber wartet immer noch mit Kriegsbetrieb und zu Überkriegspreisen auf, und das Publikum muß es sich gefallen lassen.
Abgesehen davon, daß er den Leuten brennende Petroleumlampen auf die Köpfe fallen läßt, kehrt er sich an den Fahrplan, wie der Klerus ans Schulgesetz.
Er sollte an seinen Schaltern doch lieber Lotterielose, statt Fahrkarten verkaufen. Wer z. B. von Echternach nach Luxemburg wollte und das große Los gewänne, käme wirklich bis Luxemburg. Die kleineren Gewinne brächten einen bis Lauterborn Kalkesbach. Scheidgen, Zittig, Hemstal, Rippig, Beidweiler usw. Wer bis nach Junglinster käme, hätte schon ein ganz beneidenswertes Glück.
Der Charly vergißt vollständig, daß die Leute auf Reisen gehen, um an einem bestimmten Ort zu einer bestimmten Zeit anzukommen. Ihm genügt es, daß er überhaupt abfährt, das Ankommen ist ihm Nebensache.
Der Charly ist keine Eisenbahn, sondern ein Verkehrshindernis.
Ich sah gestern zufällig den ersten Zug aus Echternach einlaufen. Laufen ist gut! Er hatte drei Viertel Stunden Verspätung gemeldet, aber er hatte unterwegs mit seinem Verspätungskapital gewuchert, und als er an der Station Park einlief (lief!), hatte er es auf annähernd sieben Viertelstunden gebracht.
Der Bahnhofdiener sagte den Wartenden entschuldigend: Er hat sechs Wagen anhängen! In seiner Vorstellung schien das etwas Unerhörtes zu sein, und man bedauerte aufrichtig den armen Charly, der in seinen jungen Jahren schon sechs Wagen schleppen mußte, man war bereit, ihm jede Verspätung zu verzeihen.
Schließlich, als der Vormittag soweit mit Warten draufgegangen war, lief (lief!) der Früh(!)zug des Charly ein. Man hörte den Pfiff der Lokomotive von weitem und reihte sich auf, um die Ankommenden zu begrüßen. Aber es war vorerst noch blinder Alarm. Die Männer, die auf einer Parkbank sich die Wartezeit mit Skatspielen vertrieben hatten, konnten noch einmal herumgeben.
Dann sah man an der Wegebiegung eine Lokomotive stehen, die in heftiger Weise Dampf ausstieß und Pfiffe von sich gab. Sah man näher hin, so glaubte man zu bemerken, daß sie sich vorwärts bewegte.
So lief (!) der Frühzug des Charly ein.
Ich zählte die Wagen. Es waren tatsächlich sechs. Ich zählte auch die Reisenden, die die Wagen füllten. Es waren ebenfalls sechs. Pardon, sieben!
Wenn Seine Königliche Hoheit Prinz Heinrich der Niederlande in seiner Familiengruft eine Ahnung hätte, daß dieser Betrieb auf seinen Namen getauft ist, er würde sich so lange im Grab herumdrehen, bis er sich vorkäme wie ein Propeller.
Ich schlage vor, die Bahn nach Echternach als Pferdebahn zu betreiben. Dann brauchen wir erstens unsere letzten Pferde nicht ins Museum zu schicken, und zweitens wissen wir, wenn wir an einem Ende abfahren, daß wir Aussicht haben, am andern Ende fahrplanmäßig anzukommen. Soviel Züge, wie der Charly heute mit Dampf fährt, könnte man auch mit Pferden fahren, nur etwas rascher.