Ein junger Mann, der sich durch die hier veröffentlichten Ausführungen über die Notwendigkeit einer Junggesellensteuer getroffen fühlt, schreibt mir:
„Also, unseren jungen Damen wollen Sie durch eine Steuer zum Heiraten verhelfen. Ein Kompliment fürs süße Geschlecht! Müßte doch das Mädchen sich geschmeichelt fühlen, welches aus Furcht vor einer Steuer geheiratet wird! Glücklicherweise haben unsere Schönen bis jetzt kolch ein banales Mittel noch nicht beansprucht. Es sind wohl die Einzigen, die seit zwei Jahren Herrn Neyens nicht angepumpt haben. Die besitzen noch Selbstgefühl im Köpfchen und Mark im Rückgrat, zum Glück für unsere Rasse.
Es ist auch nicht sicher, ob Ihre Steuer den gewünschten Erfolg hätte. Die Erfahrung hat gelehrt, daß jedes Mal, wenn Papa Staat in der Küche mithelfen wollte, er die ganze Suppe verdarb, so gut auch seine Absicht war. Zum Beispiel sind durch die Höchstpreise alle Lebensmittel gelegentlich vom Markte verschwunden, und durch den Mieterschutz ist die Wohnungsnot erst zu einer akuten Krisis ausgewachsen. Wenn es auch heute schon Leute gibt, die sich für ihre Kinderproduktion Prämien bezahlen lassen, so ist damit nicht garantiert, daß unsere Junggesellen sich wegen einer Steuer - gestatten Sie den Ausdruck - prostituieren würden.
Als Kronzeugen erwähnen Sie etliche Löwen, die ganze Blumenbeete verwüsten. Glauben Sie denn wirklich, solche täten besser, zu heiraten? Der Fall ist ja schon vorgekommen, „aber wehe, wehe, wehe, wenn ich an das Ende sehe“. Diese Löwen läßt man am besten in der Wüste, dort finden sie spät oder früh eine Boa Constrictor, die dem Lied ein Ende macht.
Wie weit die Pflicht gegen die Menschheit im Allgemeinen und das Vaterland im Besonderen geht, darüber sind die Meinungen verschieden. Aber wenn Sie den Bevölkerungszuwachs als etwas Notwendiges betrachten, so überlegen Sie mal, woher denn eigentlich immer Kriege entstehen. Sie glauben doch nicht etwa an die Schuld der deutschen Regierung, oder der Kapitalisten, oder an „Gott strafe England“ oder irgend einen anderen Sündenbock. Die Völker, die Überschuß an Menschen hatten, haben noch immer ihre Nachbarn überfallen, sobald sie genug Trümpfe im Spiel zu haben glaubten, ganz einerlei, ob es die Deutschen, die Nussen oder die Japaner waren. Bessern Sie sich darum, Herr Redakteur, sonst müssen wir Sie schließlich als Kriegsschuldigen betrachten.
Im Grunde genommen sind wir Ihnen aber nicht böse. Vergessen Sie bitte Ihrerseits nicht, daß die meisten jungen Leute, die jetzt in der Arena stehen, mehrere Jahre ihres Lebens blank verloren haben. Rechnen Sie diese ab, und Sie werden finden, daß noch nicht alle Hoffnung flöten ist, wenngkeich Luxemburg später ein oder zwei Bataillone weniger ins Feld stellen wird. Die Heiratskrisis ist merklich im Abflauen, und diesen ersten Sieg haben Ihre Schützlinge ohne fremde Hülfe errungen. Lassen Sie der Sache deshalb ihren natürlichen Lauf. Wenn unsere jungen Leute mal solche Nullitäten sind wie jene Herren aus Angora dann ist’s noch Zeit zum Überlegen.“
Hierzu hätte ich kurz zu bemerken, daß der junge Mann sich die Junggesellensteuer zu Unrecht als eine einseitige denkt. Sie müßte natürlich auch die Junggesellinnen treffen.
Die logische Folge wäre, daß dann im Koder der Sitten und Bräuche unserer Gesellschaft für die jungen Madchen das Recht stabilisiert würde, das Freien gradeso, wie die Männer, aktiv zu berreiben und daß sie nicht deshalb sitzen bleiben müßten, weil sich ihnen niemand auf Freiersfüßen nahen wollte. Warum soll die Frau, die heute gleiche Rechte in allem beansprucht, nicht auch das Recht haben, selbständig auf die Freite zu gehen und sich ihren Herzallerliebsten zu gewinnen, wie es bisher nur umgekehrt der Fall war?