Viele zerbrechen sich den Kopf darüber, wie es im Himmel wohl aussehen mag.
Unser Taply stellt sich vermutlich den Himmel vor als einen großen Metzgerladen, in dem er ohne Leine herumgehen darf und wo niemand hinter dem Ladenlisch steht.
Die Indianer, Türken, Buddhisten, Südseeinsulaner und andere Mölkerschaften wissen über ihren Himmel durchaus bestimmte Aussagen zu machen.
Wir wurden als Kinder gelehrt, daß die ewige Seligkeit hauptsächlich in der Anschauung Gottes besteht. Die Details dürfen wir uns nach persönlichem Geschmack ausmalen. Das Bild des Himmels wechselt also je nach Geschmack und Bildungsstufe.
Dieser Tage erzählte in Gesellschaft ein junger Mann, wie ihm im Traum der Himmel erschienen war.
Er kam in eine große Kirche mit hohem Gewölbe und vielen Säulen. Ganz im Hintergrund saß auf einem Thron der liebe Gott. Er hatte einen langen weißen Bart und ein faltenreiches weißes Gewand an. Er leuchtete von innen heraus, wie eine zirka tausendlerzige Glühtampe, und das sanfte Licht, das sich durch das weiße Gewand herdurch siebte, füllte alles mit einem goldnen Schein. Um den lieben Gott herum saßen allerhand gewichtige Herrschasten, aber von den beiden andern Personen der hl. Dreifaltigkeit war nichts zu sehen.
Der junge Mann war erst ein wenig verdutzt und blieb am Eingang stehen. Dann blickte er sich in seiner nächsten Umgebung um und entdeckte ein paar Bekannte die er lange nicht gesehen hatte. Sie saßen nahe am Portal in einer Ecke und rauchten Zigaretten. Als sie ihn erblickten, verklärten sich ihre Gesichter, sie streckten ihm die Hände entgegen und sagten: „Ei, sich da, auch tot? Wie gefällt es Ihnen im Himmel?“
Der junge Mann nahm eine der dargebotenen Zigaretten und mußte erst das Neueste von der Erde erzählen. Dann machte er Miene, sich in der himmlischen Heimat etwas näher umzusehen.
„Wo wollen Sie denn hin?“ frug einer seiner Bekannten.
„Ich will mal ein bißchen näher heran,“ sagte der Neuling.
„Um Gottes willen, tun Sie das nicht. Da vorne sitzen nur Leute, die schon ganz lange hier sind. Sehen Sie hin, ganze Stuhlreihen voll. Die „wibbeln“ alle schon gar nicht mehr.“
Er begriff nur halb, und als er grade um nähere Erklärung bitten wollte, erwachte er.
Die Geschichte wäre dumm, wenn sie nicht so gescheit wäre.
Dieser junge Mann hatte sich den Himmel in seiner Vorstellung so zurecht gemacht, wie er es nach den Andeutungen aus der Christenlehre mußte. Man sieht, was dabei aus der seligen Anschauung geworden ist: Ein Zustand starrer Unbeweglichkeit, der wahrscheinlich niemand zur Tugend reizen kann.
Die Kirche, die immer stark in Psychologie war, hat in richtiger Erkenntnis der Menschennatur mehr Gewicht auf die Hölle gelegt, als auf den Himmel, mehr mit Strafe als mit Belohnung operiert. Über die Hölle braucht keiner lange nachzudenken. Es genügt, daß er weiß, er wird darin ewig brennen. Von den Freuden des Himmels kann sich der einfache Mannn des Volkes keinen rechten Begriff machen, aber er braucht nur einen Finger über ein brennendes Setarinlicht zu halten, so weiß er, was ihn in der Hölle erwartet, wenn er krumme Wege geht.