Original

9. Juli 1921

Ein Schwimm-Enthusiast in jüngeren Semestern schreibt mir folgenden Keifbrief:

„Also der Mann im Cercle und wir: Der Mann im Cercle, das ist der Mann, welcher zu sagen hat, wann das Wasser im Schwimmbassin schmutzig genug ist. Wir, das sind die, welche das Wasser durch Baden schmutzig machen. Dann sind wir auch noch die Zuschauer, wenn ein Schwimmfest ist.

Deren sind aber recht wenige, denn jedesmal geschieht vorher ein Unglück: an einem Rohr, an der Decke oder sonstwie.

Diesmal sollte das Schwimmfest gegen die Elsässer und Champions aus Frankreich gehen, aber da war am letzten Samstag plötzlich die Schwimmanstalt wegen Wassermangel geschlossen. Damit das Schwimmfest nicht ins Wasser fiele und die Schwimmer nicht auf dem Trockenen säßen, legte sich der Schöffenrat drein und bestimmte: Jetzt bleibt das Wasser bis nächsten Samstag im Schwimmbassin.

Am Dienstag nun stand in der Zeitung: Morgen Mittwoch ist die Badeanstalt wieder in allen Abteilungen geöffnet. Am Mittwoch morgen strömten die Völkerscharen zum Bade. Aber der Direktor belehrte sie, daß das Wasser aus dem Bassin heraus sei und dazu eine ganze Reihe Plättcher, und es würde ein paar Tage lang repariert. Ein Luxemburger, der in Deutschland wohnt, bemerkte, dann hätte man das auch in die Zeitung setzen können. Und dann sagte er, wenn das in Deutschland vorkäme, daß auch nur zwei Leute hundert Meter für nichts laufen müßten - was gäbe das einen Heidenradau! Aber wir sind doch gemütliche Luxemburger, nicht wahr.

Der Herr Zahn - Du weißt ja, der Phlep, der die halbe Jugend von Luxemburg schwimmen gelehrt hat, - sagte, er habe am Sonntag auf höheren Befehl bis mittags in der Piscine auf die Schwimmer gewartet und es sei kein einziger gekommen. Wer das gewußt hätte!

Ich aber ging nachmittags wieder an die Badeanstalt, um mich an den Gesichtern zu freuen, die die Damen machten, wenn sie vom Badedirektor umgedreht wurden. Aber die Damen machten gute Miene zum bösen Spiel und sangen:

Et aß e Mann an dem Cercle,Dat aß den Här fum Sprangbur,A wann den Här de Krunn zo’dre’t,Dann aß et ma’m Schwammen awur.“ -

Aber am meisten freue ich mich doch, weil der Swimmings-secrétaire jetzt an alle Gesandten und Minister und an den Prinzen schreiben muß: „Bleibt zuhause, es ist zu.“ - „Liebe Elsässer, merei, daß Ihr die lange Reise machen wolltet, um Propaganda fürs Schwimmen hier zu machen, aber es sind einige Plättchen los hier.“ - „Charlot, fall zuhause ins Wasser, Orchester, blase, wo Du willst, Präsident, behalte Dein Bouquet selber.“

Und nun frage ich: Sollen wir uns nicht alle miteinander das Schwimmen abgewöhnen, dann kann der Mann im Cercle ......

Hänschen Fischottervon der Quarta (Industrielle natürlich, die von Gymnase können ja doch nicht schwimmen.)“

Dazu wäre zu bemerken, daß man es im Publikum als merkwürdig zu empfinden beginnt, daß in unserm Hallenschwimmbad so oft Reparaturen notwendig werden.

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KatalognummerBW-AK-009-1958