Ich präzisiere: Es war am letzten Montag Nachmittag, drei Viertel zwei, an der Straßenkreuzung Aeußerer Ring und Monterey-Avenue bezw. Merler Straße.
Von oben her kommt über den Aeußeren Ring eins Dame. Eine junge Dame. Sie überquert die Straße in der Richtung auf die Ecke. wo Jean Wengler immer noch so guten Grächen verzapft. Aber das nur nebenbei.
Im selben Augenblick kommt von der MontereyAvenue her in der Richtung Merl ein offenes Auto. Es ist bemannt mit zwei barhäuptigen Jünglingen, die kaum dem Rotzbubenalter entwachsen sind. Es fährt über die Kreuzung einen weiten Bogen und jetzt sich gerade hinter die junge Dame. Das sieht derart nach einer Menschenjagd aus, daß ich erst an einen Scherz oder eine Wette denke. Seelenruhig läßt der Bursche am Steuer seine Karre direkt auf die erschrockene junge Dame zulaufen, als ob diese eitel Luft wäre. Er hätte sie totsicher überfahren, wenn sie sich nicht aus Laufen gegeben hätte und spornstreichs vor ihm her geflüchtet wäre. Er immer hinterdrein. Rechts und links, vorn und hinten war ver Platz frei, aber der Lümmel fuhr ausgerechnet hinter der Erschrockenen her, als ob er sich einen diebischen Spaß machte. sie in Angst zu jagen. Nur ihren stinken Veinen verdankt sie es, daß sie sich grade vor den Vorderrädern weg aufs Trottoir retten konnte. Und er immer dicht hinter ihr her. Ein Fehltritt, ein Fall, und sie war rettungslos verloren.
Es war das leichtsinnigste und frechste Stück, das sich je ein frecher und leichtsinniger Chauffeur geleistet hat.
Der Kerl fuhr seelenruhig vorbei. Ich schimpfte hinter ihm her, was Gott verboten hat, und vergaß vor gerechtem Zorn, mir die Nummer des Wagens zu merken. Das tut mir leid. Ich hätte ganz gewiß alles aufgeboten, um zu erwirken, daß einem solchen Rüpel der Führerschein entzogen würde, wenn er ihn hat, oder daß er ihm nie ausgestellt würde. Denn er fährt zweifellos kein Jahr, ohne diverse Lebewesen zur Strecke zu bringen, darunter den einen oder andern Mitmenschen. Wenn man sich als Chanffeur zu jungen Damen auf der Straße nicht anders verhält, als zu Hühnern und Kötern, zumal in dem Alter, wo einem die holde Weiblichkeit mehr als je imponieren müßte. dann ist man zu allem fähig Wenn ein Fußgänger sich mit derselben Rücksichtslosigkeit betrüge, würden ihm von ersten besten Passanten die Ohren gebeutelt. Daß so ein Windhund sich in seines Vaters oder Onkels Automobil setzen und damit herumkutschieren darf, gibt ihm kein Recht die Straßen unsicher zu machen. Ich habe den bestimmten Eindruck, daß eine weniger flinkfüßige Person ihm unbedingt zum Opfer gefallen wäre. Und wie gesagt, ich ärgere mich über mich selbst, daß ich es verpaßte, mir die Nummer zu merken. Ich hätte alle vernünftigen Chauffeure vor ihm gewarnt. Denn solche Exemplare bringen die Zunft ärger in Verruf, als alle andern zusammen.