Auf der Tagesordnung der heutigen Sitzung des Luxemburger Gemeinderates steht ein Artikel: Luxemburger Sportplatz (Pare des Sports), finanzielle Beteiligung der Stadt.
Damit ist die Frage gestellt: Ist der Sport eine Angelegenheit öffentlichen Interesses? Und die Unterfrage, von deren Beantwortung die Hauptfrage abhängt: Wird durch den Sport die Gesundheit, das körperliche Wohlbefinden der Nation dauernd gefördert und liegt es im Interesse des Staates, der Allgemeinheit, daß dies der Fall sei?
Die Frage stellen, heißt sie beantworten.
Der Staat bringt heute erhebliche Opfer, damit die Menschen in gesunden und zweckmäßigen Wohnungen unterkommen, Wessen Wohnung gesund und zweckmäßig eingerichtet ist, der wird dadurch in seiner guten Laune und seiner Arbeitstüchtigkeit gefördert.
Wie nun die Menschen in Häusern wohnen, so wohnt der Geist im Körper. „Ein gesunder Geist in einem gesunden Körper,“ das ist nicht eine Doppelforderung, deren einzelne Glieder ohne ursächlichen Zusammenhang aneinander gepaßt sind, sondern sie besagt, daß der Geist, um gesund zu bleiben, in einem gesunden Körper wohnen muß und daß, wenn dies zutrifft, die Idealforderung erfüllt ist.
Sorgt der Staat dafür, daß die Menschen in gesunden Häusern unterkommen, so muß er noch viel mehr dafür sorgen, daß die Geister in gesunden Körpern wohnen. Jede Bestrebung, die auf das Erziehen eines gesunden, leistungs- und widerstandsfähigen Körpers gerichtet ist, sollte vom Staat unterstützt werden, wenn nicht gar von ihm ausgehen.
Denn was hilft es, wenn ein Volk zwar aus klugen und tugendhaften und gelehrten Menschen besteht, wenn diese Menschen engbrüstige, schiefbeinige und kurzatmige Dispeptiter sind! Die Hauptsache am Leben ist die Lust daran. Verdoppelt die Fähigkeit, Euch am Leben zu freuen, und Ihr verdoppelt das Leben.
Jeder zweckmäßig betriebene Sport sollte deshalb eine Nationalangelegenheit sein. Heute stehen wir vor einem Zirkelschluß: Der Staat vernachlässigt den Sport, weil darin Auswüchse auftreten, und die Auswüchse treten auf, weil der Staat sich nicht darum kümmert. Wenn sich der Staat beim Apothekerwesen ins Mittel legt, sollte er es a fortiori auf dem Sportgebiet tun. Wenn einer durch das Versehen eines Provisors vergiftet wird, so ist das sehr schlimm. Werden aber ganze Geschlechter durch verkehrte Sportmethoden körperlich verbildet, so ist das noch viel schlimmer.
Die Notwendigkeit, auf den Sportbetrieb Einfluß zu gewinnen, liegt für die Allgemeinheit somit zutage.
In dem neuen Pare des Sports nun ist eine Einrichtung geschaffen, wo der Sport in mannigfaltigster Ausübung genau zu beobachten, zu beaufsichtigen ist. Dieses Privatunternehmen, dem für hiesige Verhältnisse Großzügigkeit bei solider Ausführung nicht abzusprechen ist, könnte für das Land zum Ausgangspunkt einer öffentlichen und allgemeinen, staatlichen und kommunalen Einflußnahme auf den Sportbetrieb und die ganze körperliche Erziehung und Stählung der Jugend werden.
Am Gemeinderat wird’ es heute nachmittag liegen, ob er damit den Anfang machen will und dafür die geeignete Form und das entsprechende Ausmaß findet.