Allabendlich kugelt sich im Pôle Nord das Publikum über die possierlichen Hunde, die eine Hochzeit mit Begleiterscheinungen agieren.
Ein Vorgang, der in Wirklichkeit feierlich wirkt, erschüttert in der Nachahmung alle Zwerchselle. Schon eine Nachahmung durch Menschen würde komisch wirken, die Nachahmung durch Hunde ist von überwältigender Drolligkeit.
Eine komische Wirkung braucht nicht beabsichtigt zu sein, sie ist unausbleiblich. Ein Tierstimmenimitator vermag das Lied der Nachtigall noch so täuschend wiederzugeben, die Zuhörer, die vom wirklichen Gesang Bülbüls sentimental gestimmt würden, lachen über die Imitation aus vollem Hals, wie über einen vortrefflichen Witz.
Wenn Sie in einem Vortrag drauf und dran sind, vor Langeweile einzuschlafen, so brauchen Sie sich nur ein paar Sekunden lang vorzustellen, der Vortragende sei nicht er selbst, sondern ein Spaßvogel, der ihn täuschend nachahmt: So ist Ihre Schlaffacht verflogen und Sie müssen sich auf die Zähne beißen, um nicht laut heraus zu lachen.
Die Affen haben es zu einer Weltrenommee hauptsächlich durch ihren Nachahmungstrieb gebracht. Und es ist purer Undank seitens der Menschen, wenn sie mit diesem Trieb und der entsprechenden Fähigkeit den Begriff des Verächtlichen verbinden. Beim Schauspieler ist es eine Kunst, beim Affen eine Minderwertigkeit der Veranlagung.
Warum löst Nachahmung bei uns stets Heiterkeit aus, auch wenn das Nachgeahmte an und für sich nichts Lächerliches an sich hat?
Weil Nachahmung in ihrem Wesen Karikatur ist. Karikatur ist Übertreibung der charakteristischen Merkmale. Die Kunst dabei besteht also in der Erfassung des Charakteristischen. Das übertreiben ist dann nur noch reine Technik.
Ferdinand von Bulgarien wurde in den Witzblättern stets mit einer Riesennase dargestellt. Das war billig. Es genügt nicht, daß der Karikaturist einem, der eine auffallend große Nase hat, ein Monstrum von Gesichtserker andreht oder umgekehrt eine Stupsnase um einige Teile ihres Volumens verkleinert. Er muß den Charakter der Nase erfaßt haben und diesen dann übertreiben.
Denn eine Nase hat immer Charakter. Sie kann feierlich sein in ihrer Größe, und es handelt sich dann darum, diese Feierlichkeit zu übertreiben, bis daraus eine pompöse Apotheose wird. Eine Stupsnase kann keck sein und der Künstler steigert die Keckheit bis zur Frechheit. Sie kann klug sein und die Klugheit wird in der Karikatur zur Schläue, naiv und die Naivität wird ins Dämliche gesteigert. Die Karikatur darf nicht nur verzerren, grotesk wirken, sie muß komisch sein und der Komik ihre Wege weisen.
Die Heiterkeit, die die Karikatur erzeugt, ist im Grunde genommen nur Schadenfreude. Man lacht über ein komisch gesteigertes Charakteristische, wie man über einen Reiter lacht, der seinen Sprung aufs Pferd derart temperamentvoll ausführt, daß er auf der andern Seite wieder herunterpurzelt.
Nachahmer sind Karikaturisten der Mimik und Gebärden. Sie übertreiben das Charakteristische und wecken Schadenfreude. Das ist das Wesen der Heiterkeit, die jede Nachahmung erzeugt.