Dieses ist eine Geschichte, die zwei Vorteile hat.
Sie ist kurz und sie ist wahr.
Man könnte sie betiteln: Ein neutraler Luxemburger.
Sie spielt in Schifflingen, kurz nach den Gefechten um Longwy, unter der Bürgermeisterschaft des wackeren Kläns Jang der nebenbei der älteste Pompter des Großherzogtums ist und heute seine Vierundachtzig trägt, wie selten einer.
Damals hatten viele französische Soldaten, die weit von ihrem Truppenkörper versprengt worden waren, die Uniform mit dem Zivil vertauscht, um der Kriegsgefangenschaft zu entgehen und sich später dei Gelegenheit wieder zu ihrem Regiment durchzuschlagen. Sie kamen über die Grenze und gingen bei Bauern in Dienst. wo sie manchmal Jahr und Tag, einige sogar bis Kriegsende unentdeckt blieben. Andere wurden von den preußischen Landstürmern aufgespürt und in ein Konzentrationslager abgeschoben.
Bei Schifflingen auf einer Mühle hatte auch einer dieser Versprengten Aufnahme gefunden. Aber es dauerte nicht lang, so griffen ihn die feldgrauen Häscher und er wurde nach allen Regeln der Kunst verhandelt. Der Herr Häuptling hatte von der Art, wie er im Luxemburgischen „für die Sicherheit der Gisenbahnen“ sorgen sollte, eine sehr ausgedehnte Auffassung. Eines Tages, nach der Entdeckung des französischen Gelegenheitsmüllerknechts, erschien er beim Herrn Bürgermeister, um ihn wegen lässiger Durchführung der Fremdenpolizei zu rüffeln.
„Auf der Mühle drunten wird ein französischer Deserteur versteckt gehalten.“
„’t kao siin ’t kaon och net siin,“ sagte Jang mit seiner schifflinger Celassenheit.
„Wenn ich Ihnen sage, daß es so ist, so haben Sie mir zu glauben.“
„Wat merr dru ït!“ sagte Jang.
„Dieser Kerl arbeitet nun schon seit vierzehn Tagen bei dem Müller unten.“
„Da kaon de Miller fro’ siin, daß en eso’ e waatrege Kniet huet.“
„Aber der Bursche ist hier ja gar nicht angemeldet!“ trumpfte der Offizier auf.
Da sah ihn Jang treuherzig pfiffig an und sagte: A wann daon? Derr sit elei jo och net ugemeldt!“