Im Hotel Excelsior, Frankfurt a. M., direkt am Hauptbahnhof, müßte vorige Woche ein luxemburger Kaufmann, der hier eine Frankfurter Weltfirma vertritt, unter dem Vorwand, daß er Ausländer war, für ein Zimmer, in dem er grade nur übernachtete, die Kleinigkeit von 432.50 Mark bezahlen.
Das Zimmer selbst war mit 300 Mark berechnet. Dazu kamen 25% Zuschlag für Bedienung, 20 Mark für Heizung und 10 % Fremdensteuer.
Es ist ausgeschlossen, daß das Hotel Excelstor deutschen Gäften denselben Preis berechnet, von der Fremdensteuer abgesehen.
In einem andern Frankfurter Hotel ersten Ranges kostete das Zimmer am selben Tag 110 Mark.
Das Hotel Excelsior hat also den luxemburger Kaufmann, der im Interesse einer deutschen Firma nach Frankfurt gefahren war, buchstäblich ausgeplündert.
Man könnte dergleichen zur Not verstehen als Repressalie in Fällen, wo Ausländer systematisch in Deutschland die Valuta ausnützen. Aber man hat in Deutschland begriffen, daß die niedrige deutsche Valuta eine wirtschaftliche Erscheinung ist, die mit dem guten oder schlechten Willen des Auslands nicht zusammenhängt und die durch vereinzelte Repressalien nicht aus der Welt zu schaffen ist. Man zählt damit als einem in die Rechnung eingestellten Faktor, denn man weiß, daß eine prozentuale Preissteigerung die Mißstände des Valutatiefstandes nicht beseitigen würde.
Man weiß andererseits, daß eine normale Wiederaufnahme der wirtschaftlichen Beziehungen zum Ausland durch dessen systematische Ausplünderung nicht gefördert würde.
Den allgemeinen Folgen einer für das Ganze gegebenen Zwangslage suchen sich Einzelne zu entziehen. Sie schöpfen daraus für sich vielleicht einen momentanen Vorteil, aber dem Ganzen ist damit nicht geholfen, im Gegenteil.
Ein Protest von hier aus wird in Frankfurt natürlich nur ein schadenfrohes Lächeln auslösen.
Wir hätten nur ein wirksames Mittel, uns gegen eine wucherische Ausbeutung dieser Art zur Wehr zu setzen. Es bestände darin, daß unsere Hoteliers alle Deutschen, zum mindesten alle Frankfurter, in demselben Maß überforderten, in dem jener luxemburger Kaufmann im Hotel Excelsior im Vergleich zu den deutschen Gästen überfordert wurde.
Dann würden sich wahrscheinlich die zahlreichen deutschen und speziell Frankfurter Kaufleute, die schon wieder den Weg zu uns gefunden haben, gegen die gemeinschädlichen Halsabschneiderpraktiken des Hotel Excelsior und anderer derselben Gattung solidarisieren.
Was heißt es schließlich, daß Deutschland in die europäische Wirtschaftskameradschaft wieder aufgenommen werden soll, wenn es drüben einzelnen Plusmachern erlaubt bleibt, die ausländische Kaufmannschaft zu boykottieren, die an der Wiederherstellung der Handelsbeziehungen arbeiten will!