Vor etwa Monatsfrist wurde hier eine Zimmerrechnung des Hotes Excelstor aus Frankfurt a. M. niedriger gehängt. Sie betrug für einmaliges Übernachten einer einzelnen Person in einem Zimmer der obersten Etage (dies Detail ist unwesentlich, da laut Rechnung im Excelsior Einheitspreis besteht) 432.50 Mark!
Wie ich erfahre, hat sich die Hotelleitung für den Artikel interessiert.
Um dieselbe Zeit war einem andern hiesigen Industriellen, der nach Deutschland Geschäftsverbindungen unterhält, eine ähnliche unverschämte Ausbeuterei zugestoßen. Sein Fall gelangte zur Kenntnis der Frankfurter Hauptgeschäftsstelle der Vereinigten Handelskammern Frankfurt a. M.Hanau, die dazu unterm 23. Januar in folgender Auslassung Stellung nimmt. (Sperrdruck von uns):
„Auf Ihr Schreiben vom 17. ds. Mis. teilen wir Ihnen mit, daß wir der Frage der hiesigen Hotelpreise insbesondere der für Ausländer berechneten Zimmerpreise besondere Beachtung schenken. Wir haben die Frage eingehend gerade in letzter Zeit wieder von neuem geprüft und dabei gefunden, daß die Beschwerden gegen das hiesige Hotelgewerbe durch die tatsächlichen Verhältnisse nicht begründet sind. Die Unkosten des Hotelgewerbes sind, wie wir uns durch Einsicht in die Geschäftsbücher überzeugt haben, derart gestiegen, daß eine entsprechende Erhöhung der Zimmerpreise unvermeidbar ist. Auch ist die Berechnung eines besonderen Valutaaufschlags für Ausländer bei der ungeheueren Entwertung unserer Mark keine Unbilligkeit. Für die gleiche Leistung würde der Ausländer in seinem Heimatlande weit mehr bezahlen müssen, als er unter Berücksichtigung der Valutaunterschiede in Deutschland zahlt.
Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie Ihren Geschäftsfreund in Luxemburg über die wirkliche Lage aufklären wollten und ihn insbesondere darüber unterrichten würden, daß nicht etwa böser Wille oder eine Übervorteilungsabsicht des Hotelgewerbes die anscheinend hohen Zimmerpreise veranlaßt, sondern daß das Hotelgewerbe gezwungen ist, entsprechend seinen gestiegenen Selbstkosten auch die Preise für Zimmer zu erhöhen.“
Es ist festzustellen, daß hier nicht vom „Frankfurter Hotelgewerbe“ im Allgemeinen, sondern von einem speziellen Fall die Rede war, der sich in einem bestimmten Hotel zugetragen hatte und der eine öffentliche Anprangerung herausforderte.
Gegen einen besonderen Valuta-Aufschlag für Ausländer wäre schließlich auch nichts einzuwenden, obgleich ein Schweizer oder ein Amerikaner es hier in Luxemburg sicher nicht als besondere Freundlichkeit empfände, wenn man ihm mit einem Valutaaufschlag käme. Aber die Rechnung im Excelsior operierte mit einem doppelten Valuta-Ausgleich. Erst war das Zimmer an und für sich mit 300 Mark berechnet, wozu dann u. a. 10 Prozent Ausländersteuer traten. Da zur selben Zeit ein Zimmer in einem andern erstklassigen Frankfurter Hotel nur 110 Mark kostete, alles in allem, so enthält der Grundpreis von 300 Mark, der sicher keinem Inländer angekreidet wurde, eine Fremdentaxe, die das Hotel selbst berechnete und die mit „unverschämt“ einigermaßen zutreffend gekennzeichnet sein dürfte.
Daß „der Ausländer in seinem Heimatland weit mehr bezahlen müßte“, trifft auch nicht zu. Die Mark stand damals (es war an Neujahr) hier 13.60, in Saarbrücken 14.70. Im besten luxemburger Hotel kostet ein Zimmer mit einem Bett zwischen 10 und 15 Franken, also in Mark umgerechnet noch nicht die Hälfte des Preises im Excelsior. Freilich, der Komfort ist dort größer, der stärkere Verkehr rechtfertigt höhere Preise, aber wenn sich andere, gleichwertige Häuser mit dem vierten Teil begnügen, so beweisen sie damit, daß sie den Verhältnissen besser Rechnung zu tragen wissen.
Was damals hier stand, gilt auch obiger Stellungnahme der Frankfurt-Hanauer Handelskammern gegenüber:
„Was heißt es schließlich, daß Deutschland in die europäische Wirtschaftskameradschaft wieder aufgenommen werden soll, wenn es drüben einzelnen Plusmachern erlaubt bleibt, die ausländische Kaufmannschaft zu boykottieren, die an der Wiederherstellung der Handelsbeziehungen arbeiten will!“