Vom Direktor des Hotels Excelsior in Frankfurt a. M. geht uns folgendes Schreiben zu:
„Die Morgenausgabe Ihres Blattes No. 34 bringt unter „Abreißkalender“ einen Artikel über Zimmerpreise im Hotel „Excelsior“ zu Frankfurt a/M. Ein ähnlicher Artikel ist bereits vor einigen Wochen in Ihrer Zeitung erschienen.
„Ihr Gewährsmann befindet sich in einem Irrtum und hat Ihnen die Tatsache nicht richtig mitgeteilt. Ein Zimmer mit einem Bett kostet im Hotel Excelsior keine Mk. 432.- und ist auch niemals von uns für irgend jemand in Rechnung gestellt worden. Es kann sich hier nur um ein Zimmer mit zwei Betten handeln, da ein solches Zimmer Mk. 300.- kostet. Zu den Mk. 300.- kommen Mk. 20.- für Heizung, ferner die gesetzliche, 10%ige, städtische Fremdensteuer, welche wir auch an die Stadt abführen müssen, und 25% Trinkgelderablösung lt. Tarif mit der Angestellten-Gewerkschaft, macht zusammen Mk. 432.-. Hätte Ihr Gewährsmann ein Zimmer mit einem Bett bewohnt, so hätte er nur Mk. 216.- bezahlen müssen. Die oben angeführte 10%ige Fremdensteuer muß von uns in Rechnung gestellt werden, gleich ob es sich um Inländer oder Ausländer handelt und der Betrag der Stadtbehörde eingehändigt werden. Von Fremdentaxe, die vom Hotel selbst berechnet wird, kann somit keine Rede sein.
„Wir berichten Ihnen dieses, um den Tatbestand festzustellen.“
Dazu ist kurz Folgendes zu bemerken:
Es ist hier nie behauptet worden, der Luxemburger Kaufmann, der im Hotel Excelsior 432 Mark für Übernachten in einem Zimmer bezahlen mußte, habe ein Zimmer mit einem Bett gehabt. Er hatte ein Zimmer mit einer Nummer über 500, schon halb Dachstübchen, allerdings mit zwei Betten, aber das er allein benutzte.
Ein solches Zimmer kostet, schreibt die Direktion des Hotels Excelsior, 300 Mark.
Die Direktion schreibt nicht, ob für deutsche Gäste der Preis ebenfalls 300 Mark beträgt. Das wäre wesentlich. Denn auf der Rechnung, die uns vorliegt, sind auf die 300 Mark Grundpreis u. a. auch 10% Ausländerabgabe draufgeschlagen. Wenn also die Direktion außer dieser gesetzlichen Fremdensteuer von den Fremden noch eine besondere Valutasteuer erhebt, so betritt sie damit das Gebiet der Willkür. Sie kann schreiben viel und sie kann schreiben wenig. Hier findet man, daß 300 Mark für Übernachten einer einzelnen Person in einem Zimmer unterm Dach, selbst mit zwei Betten, reichlich viel ist, zumal nebenan derselbe Herr für ein viel größeres Zimmer im ersten Stock nur 110 Mark bezahlte.
Die Hauptgeschäftsstelle der Vereinigten Handelskammern Frankfurt a. M.-Hanau schrieb kürzlich in einem hier veröffentlichten Brief: „Die Unkosten des Hotelgewerbes sind, wie wir uns durch Einsicht in die Geschäftsbücher überzeugt haben, derart gestiegen, daß eine entsprechende Erhöhung der Zimmerpreise unvermeidbar ist.“
Im Excelsior müssen - immer in der Voraussetzung, daß ein Zimmer dort für jedermann 300 Mark kostet, - die Unkosten ins Aschgraue gestiegen sein.
Vor der Revolution, als dies Hotel noch kaisertreu Hohenzollernhof hieß, betrug nämlich der Einheitspreis pro Zimmer 5 Mark. Daraus sind heute 300 geworden.
Wenn die Unkosten der Hotelleitung des Excelsior im selben Verhältnis gestiegen sind, so beglückwünschen wir dazu alle Lieferanten, Hausknechte, Zimmermädchen, Liftboys, Kellner, Oberkellner, Köche usw., nicht zuletzt den Herrn Direktor, denn die Fälle sind sogar im heutigen Deutschland selten, daß einer normal sechzigmal mehr verdient, als vor dem Krieg.