Ich war schon sehr lang, schon allzu lang nicht mehr in Echternach. Darum müssen sie mir von dort schreiben, was sie mir sonst mündlich beigebracht hätten.
Ein lieber alter Hoschly und guter Freund und Wandergnosse schreibt mir also zu dem Ankauf der Leiwerdelt, daß das ja nun alles schön und gut sei, daß aber jetzt sich wiederum einer finden müßte, der umgekehrt dem Staat sein Echternacher Besitztum abkaufen müßte, damit es endlich einmal im Interesse des Fremdenverkehrs einigermaßen ausgenützt würde. Er spricht von dem durch das letzte Hochwasser verwüsteten Kasinogarten mit seinem hübschen Pavillon, von der herrlichen Abtei, von dem großartigen Abteigarten (sagen sie denn nicht mehr Glustergo’ert?), von der Orangerie, wohin man alles, was an Kunstwerken, Archiven usw. einstens der Stadt Echternach gehörte, zusammentragen und mit vielem andern, Unausgepackten, aufstellen könnte, damit die Fremden bei schlechtem Wetter einen interessanten und angenehmen Aufenthalt fänden. Vom Ankauf der Crypta gar nicht zu reden. Alle Besucher sind erstaunt über die Schönheiten und Merkwürdigkeiten, denen sie hier auf Schritt und Tritt begegnen. Und das alles, schreibt mir der Hoschly, überläßt der Staat schutzlos der natürlichen und übernatürlichen Zerstörungswut! Und das Büdgetalmosen für die Verschönerungsvereine wurde von 25 000 auf 15 000 Franken heruntergeschraubt, wovon Echternach, erste und älteste Touristenstadt, 350 Franken erhält! Sparen, sparen! sagte mein alter Schulinspektor, und zündete fortwährend eine Zigarre an der andern an, um das Streichholz zu sparen.
In diesem Ton ärgert sich der Hoschly weiter. Auch darüber, daß ein Gesuch des Echternacher Verschönerungsvereins an den Prinz-Heinrich wegen Wiedereinführung der Sonntagskarten auf dem Charly keinen Erfolg hatte. Wenn irgendwo und irgendwann, dann haben doch grade auf dem Echternacher Charly die Sommer-Sonntagskarten ihre Berechtigung. Man braucht nicht Volkswirtschaft studiert und die Eisenbahnfrequenzstatistiken durchwühlt zu haben, um sicher zu sein, daß durch die billigen Sonntagskarten auf der schönsten Touristenbahn des Landes der Verkehr verzehnfacht würde.
Schließlich teilt mir der Hoschly mit, daß am Ostermontag auf Anregung des Escher Verschönerungsvereins in Echternach eine Versammlung von Abordnungen sämtlicher Verschönerungsvereine des Landes stattfinden wird. (Die können schön werden! Anm. d. Setzers.)
Damit ist endlich der Anstoß zu einer Bewegung gegeben, die allmählich das ganze Land umfassen muß und erst dann den verschiedenen Vereinen ermöglichen wird, mit ihrer Tätigkeit einen vollen Nutzeffekt zu erzielen. Eigentlich sollte es für das ganze Land nur einen solchen Verein zur Hebung des Fremdenverkehrs geben. Wenn sich sämtliche Verschönerungsvereine zusammentun und sich gegenseitig in die Hände arbeiten, steigern sie die Resultate genau im Verhältnis zur Summe ihrer addierten Bemühungen. Wird die Sache richtig aufgefaßt - und dafür wird sich der Hoschly einzusetzen wissen - so kann der Ostermontag 1922 zum Ausgangspunkt für eine Neubelebung der gesamten Förderung des Tourismus im Lande werden.
Es lebe die Hemelmo’us!