Das Wetter wird noch lang nicht besser.
Unsere Schildkröte, die den Winter über in einer@ Dachkammer verschläft, winkt mit der Vorderpfote verächtlich ab, wenn man sie wieder in Verkehr bringen will. Und mein Hartriegelstrauch, der so@ im Frühjahr so vorlaut ist, denkt noch nicht @ Auspacken und hat sich von den spitzen Länzchen @ Hainbuchenknospen den Rang ablaufen lassen.
Die Jahre folgen, aber gleichen sich nicht. @ trieb mich, einmal nachzu@nnen, wie es voriges J@ um diese Zeit war. Ich erinnerte mich einer Rhe@ fahrt an Ostern. Um Osterspcy blüten die Kirs@ - es war Ende März -, daß das ganze Rhein@ wie mit weißem Dunst gefüllt schien. Als ich he@ kam, blüten auch hier alle Gärten bis über @ W@pfel, die Kastanienknospen waren aufgebroch@ das Wetter war so sommerlich, daß man es als ei@ erlösende Tat pries, als eines Tages mit de@ Berieseln der Straßen begonnen wurde.
Das war genau heute vorm Jahr, am 5. April 19@
Kein Wunder, übrigens, denn schon am 17. Febr@ hatte ich davon geschrieben, wie in unserm Gar@ die Hyazinthen ihre drallen Blätterfinaerchen a@ einander taten und die knolligen Blütenträubch@ zeigten, die sie in der Hand der Sonne entgeg@ hielten.
Der Rückschlag kam, furchtbar, vernichtend. @ 19. April jammerte ich über die Zerstörung in @ Gärten@ „Kinderschändung! Kindermord von Be@ lehem! Anders kann man das Verbrechen n@ nennen, das in den Nächten zum Samstag @ Sonntag der Frost an der Blütenpracht unse@ Gärten und Fluren begangen hat. Tückisch und @ nachtschlafener Zeit kommt er zurück über die B@ geschlichen, bricht in die Werkstätte des Frühli@ ein und zerstört höhnisch dessen Werk. Die Na@ mordet ihre eigenen Kinder. Und man ballt @ Faust und schickt seinen Zorn ins A@. Denn @ irgend wen muß man seinen Zorn entladen. @ diesmal ist die Regierung wirklich nicht schuld @ dem Unglück. Früh morgens war es im Garten, @ in einem Hause, wo nachts ein Mord geschehen @ und die Opfer tot da liegen, während die Mör@ das Weite gesucht haben. In dem diffusen Licht o@ Schatten, das grade vor Sonnenaufgang über @ Dingen liegt, in der Totenstille dieser ersten Ta@ stunden sieht die Zerstörung unheimlich aus. @ Kirschblüten hängen beschmutzt und schlaff, wie Fe@ von kostbaren Battisttüchlein nach einer Orgie, @ Blütenbüschel der Birnbäume wie leere Handschu@ nach dem Ball. Der Verbrecher ist über alle Ber@ Und wenn die Sonne kommt, beschaut sie schaudernd sein Werk. Man wird den Eindruck nicht los: Hier ist Kindheit, die verbrecherisch zugrunde gerichtet wurde. Der ganze kindlich reine Zauber des Blütenlebens, das Wunder des Werdens in der Zartheit des Unberührten, die Welt von Hoffnung, die darin lebendig war - und dann der brutale, teuflische Gestus des Vernichters, des Schänders! Nur die Roßkastanien, deren Frucht zu nichts taugt, die sind gerettet. Sie ließen am Morgen zwar auch die Knospenträubchen ihrer Blüten hängen, aber heute stehen sie wieder aufrecht, und wenn die Kirschen und Birnen des Jahres längst am Boden verdorben sind, leuchten die Blütenkandelaber der unnützen Roßkastanien siegreich in der Sonne.“
Heuer sind die Blütenknospen klüger, sie stehen zum Aufspringen seit Wochen bereit, aber sie warten, bis ihre Zeit kommt. Wie Kinder, die ihre Spielsachen nicht auspacken, bis der gestrenge Herr Lehrer um die Ecke ist.