Es ist etwas Schönes um die Bautätigkeit - wenn sie vorhanden ist.
Heutzutage wird viel davon gesprochen, es sind löbliche Ausätze allerorten dazu vorhanden, und immer wieder wird darauf hingewiesen, wie notwendig es sei, daß der Staat den bauwilligen Bürgern entgegenkomme, ihnen allerhand Vorteile einräume, um sie anzuspornen und so der Wohnungsnot abzuhelfen.
Man hat ausgerechnet, daß auf dem Gebiet von Großluxemburg an die 220-230 neue Wohnhäuser in der Ausführung begriffen oder schon unter Dach sind. An der neuen Trambahnstrecke nach Beggen wächst ein Haus ums andere aus dem Boden.
Es ist schön und gut, daß im Wohnen Dezeutralisation Trumpf ist, daß die Städter das Bedürfnis empfinden, nach getaner Arbeit aus der Enge der Stadtstraßen an die Peripherie zu flüchten, wo die Luft weniger dick ist.
Aber es ist auch gut und schön, daß an der Stätte der gesteigerten Arbeit dem Unterkunftbedürfnis kein Hindernis bereitet werde.
Die Stadt Luxemburg hat in ihrem Geschäftsleben von jeher darunter gelitten, daß ihre Bevölkerung zu undicht war, daß, um es einfach zu sagen, nicht genug Menschen in der Stadt wohnten, um einen flotten Geschäftsverkehr zu ermöglichen. Das Stadtbild weist zu große Lücken auf: Paradeplatz, Wilhelmsplatz, Theaterplatz, Konstitutionsplatz, Park, Petruß, Bourbon usw.
Dazu ist seit einigen Jahren ein neuer Platz gekommen, der direkt überflüssig ist: der Platz der früheren Artilleriekaserne.
Und nun streitet man sich seit Jahren darum, wie diese Lücke im Stadtbild auszusüllen sei.
Kann denn auch nur eine Sekunde lang ein Zweifel daran bestehen, daß dieser Platz zur Vervollständigung des City-Charakters des Stadtmittelpunktes dienen muß? Ist es nicht gradezu elementar, daß auf diesen Platz mustergültige Geschäftsbauten mit Büro- und Kontorräumen gehören, in denen Advokaten, Ärzte, Ingenieure, Vertreter, größere Firmen mit ihrem Personal unterkommen können? Diese Ecke liegt für solchen Zweck gradezu ideal: An der Schwelle der belebtesten Geschäftsstraße der Stadt, dicht an der Post, an der Elektrischen, an zwei Haupthotels, unweit der Bankhäuser, des Paradeplatzes mit Börse usw.
Man sollte sagen, der Staat könte nicht früh genug diese Baustellen auf den Markt werfen, um seine Interessen und die der Hauptstadt zu fördern. Statt dessen bleibt der Platz immer wieder ein neues Jahr liegen, dient einstweilen als Steinhauer-Werkplatz, Kinderspielplatz, Garage für allerhand Bauernfuhrwerk und Ärgernis für alle Fremden, die sich einbilden, wir müßten hier alles Mögliche tun zur Verschönerung unserer Haupt- und Residenzstadt.
Und die Verschönerung, die uns vorläufig am meisten not tut, liegt in der Richtung auf die Erstellung moderner Geschäftslokale, die unserer Stadt den Charakter verleihen, der ihr zukommt, und die den Elementen Obdach geben, deren gesteigerte Tätigkeit unser Wirtschaftsleben mit dem unserer Nachbarn im Gleichschritt halten muß.