Original

6. Juli 1922

Große Werkstücke liefern reichen Abfall.

Solch großes Werkstück war unser Turnfest. wird noch lange allerhand Gesprächsstoff liefern.

Mit am meisten wird wohl über die Trachten der Turnerinnen gesprochen werden.

Immer, wenn ein Sport in der Frauenwelt @ gang findet, ist die Toilettenfrage eine Haupt@ Sie wird relativ rasch gelöst, wenn es sich um K@ handelt, die durch ihre soziale Stellung sozu@ verpflichtet sind, Geschmack zu haben. Es ist @ längst nicht mehr an dem, daß die Damen @ Aristokratie sich darüber den Kopf zerbrechen m@ was sie zur Jagd oder zum Reiten anziehen so@ Rasch genug war da die Norm gefunden, die @ Anforderungen entsprach: Zweckmäßigkeit, Be@ lichkeit, Anstand und Asthetik. Auch die Toil@ schmerzen, die das Auto für die Damenwelt mi@ brachte, waren relativ rasch gestillt.

Erinnern Sie sich dagegen, welch ein Chaos sei@ zeit durch das demokratische Fahrrad in Sachen @ Sportkleidung für Frauen aufgerührt wurde. @ und Rock stritten sich lärmend um den Vorrang, @ erfand die Hose, die sich in einen Rock, und den @ der sich in eine Hose verwandeln ließ. Die Pha@ der Schneiderinnen erging sich in den wüste@ Orgien. Bis nach und nach der gesunde Instinkt @ „edeln Frauen“, die immer wissen, was sich zi@ die richtigen Wege wies.

Auch für Baden und Schwimmen hat sich @ weibliche Sportbekleidung gefunden, die bei @ Abstufung doch einer jeden die Möglichkeit @ anständig nach Ästhetik und Moral auszusehen.

Nur die Berufstracht der Turnerinnen hat @ nicht den endgültigen Niederschlag erlebt. Da arbe@ noch die Erfindungsgabe und treibt die seltsam@ Blüten, und es wird sicher noch eine Zeitlang daue@ bis sich mit der Turnerei auch die Überzeugung @ gebürgert hat, daß für die Turnerinnen ein in j@ Hinsicht zweckentsprechendes Normalkostüm gehört. @ wird sich zuversichtlich herausbilden, und zwar in @ Nichtung, in der schon jetzt die Mehrzahl übere@ stimmende Ansätze aufweist.

Was wir diesmal auf dem Sportfeld an der @ air-Straße sahen, war zum Teil direkt unerfreul@ Nicht etwa, weil es das moralische, sondern weil @ das ästhetische Gefühl beleidigte. Ein unästhetis@ Anblick kann schwerlich immoralisch wirken, da @ eher Abscheu, als Begierde weckt.

Ich sehe hier ab von der Kostümierung der jun@ Mädchen bei der Vorführung von Tanzschrittübung@ usw. Da hatten wir es mit den grä@is@erenden @ wändern à la Dalcroze und Isidora Duncan zu t@ die auch schon den Eindruck der Abgedroschenheit @ machen anfangen, aber „in dieser Branche“ imm@ noch das Beste zu sein scheinen, was man hat.

Unter den reinen Turnerinnen jedoch wa@ welche, die ganz sicher in diesem Anzug nicht me@ öffentlich aufträten, wenn sie wüßten, wie sie wirke@ Die einen, Erwachsene, hatten sich resolut vom K@ bis zu den Füßen in eine stramme Trikothü@ gesteckt, hatten nichts zu verheimlichen, sagten @ ganzen Körper: Ich geb’s gerne! Die andern, Jugen@ liche, hatten in der Mitte zu kurze blaue Hösche@ unten zu kurze weiße Strümpfe an, sodaß dazwisch@ eine Handbreit jenes Stoffes freilag, den unse@ Heimatsprache materialistisch mit Speck bezeichn@ Darüber trugen die jungen Turnerinnen dann n@ kurze, um die Taille eingegürtete Hemdchen. Es w@ wie gesagt, durchaus nicht aufregend, aber drolli@ Und drollig wollen Sie doch nicht aussehen, mei@ Damen?

Unsere Lyceistinnen trugen sich bei den Fr@ übungen auf dem Sportplatz so, wie sich etwa d@ Normalturnerinnentracht der Zukunft wird au@ bauen müssen, um allen Anforderungen gerecht @ werden, die Geschmack, Anstand und Sport an sie @ stellen haben.

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KatalognummerBW-AK-010-2193