In der letzten Stadtratssitzung kam der Kirchenneubau im Bahnhofviertel akut zur Sprache. Und wurde dann als selbstverständlich vorausgesetzt die neue Kirche an dem verkehrreichsten Punkt Bahnhofviertels zu errichten sei, und zwar die der Neuen Bahnhofavenue.
Ich war immer der Meinung, daß Kirchen und Tempel weitab vom Getöse des Markts liegen sollen. Der Verkehr hat darin ein feineres Gefühl, als die Kirche. Kirchen setzen sich manchmal mitten im Verkehr, aber nie entwickelt sich der Verkehr um die Kirche herum. Wir Wilde sind doch bessere Menschen.
Sie kennen das Lied von Koschat: „Verla Da singt jemand, daß ihn kein Dirndl mag, und geht er zum Kirchlein, „zum Kirchlein weit @ dort knie i mi nieder und woan mi halt aus.“
Also „weit ’naus“ liegt dort das Kirchlein @ steht nicht irgendwo in der Bibel, daß man sich @ Beten nicht an die Straße stellen, sondern sich@ stille Kämmerlein zurückziehen soll, denn der h@ lische Vater sieht auch ins Verborgene?
Ich meine, man sollte die Bauplätze so dich@ Hauptverkehr den Kindern dieser Welt überl@ Denn es sieht befremdend aus, wenn sich das H@ in eine Reihe mit dem Unheiligen drängt, wen@ Kirche den Unspruch erhebt, zwischen Wechselban@ Fremdenhotel in der Straßenfront zu stehen. Me@ Weihrauch und Orgelklang stören nicht den @ der Straße, aber der Lärm der Straße kann@ Mißton in die Feierlichkeit des Gottesdie@ dringen. Wenn eine Fanfare mit klingendem @ zum Bahnhof zieht, macht es ihr nichts aus, d@ der Kirche grade die Glöcklein zur Wan@ bimmeln. Wenn aber drinnen der Priester@ Monstranz über die Köpfe der Gläubigen hebt@ alle inmitten heiliger Stille gesenkten Haupte@ die Brust schlagen, und es spektakelt draußen pl@ los mit Trommeln und Trompeten, bumtrara @ schnedderengdeng, dann ade Andacht!
Aber eigentlich ist das nicht das Schlimmste @ den wahrhaft religiösen Menschen, denke ich mi@ die Kirche vor allem kostbar nicht zur Stunde@ Gottesdienstes, wenn er vorschriftsmäßig mit @ anderin darin eine Pflicht und ein Gesetz er@ sondern wenn es in Freud und Leid ihn auf ei@ nach einem stillen Viertelstündchen allein mit @ Himmel verlangt. Im Gottesdienst hat er an s@ Umgebung, an der liturgischen Handlung, an Ge@ und Orgelspiel einen Rückhalt, eine Stütze gegen@ lärmvolle Ablenkung von draußen. Aber wo f@ er, zehn Meter vom Rattern und Huppen der A@ Gepolter und Gebimmel der Elektrischen, Getr@ und Geroll der Lastwagen, vom lauten Rausch @ Tages in seiner Kirche die Sammlung, die er @ @cht? Wo die köstliche Stille, in der man das @chweigen summen hört, als wäre es irgendwo in @em heimlichen Tal der Strom der Zeit mit fernem @auschen, wo die herzstärkende Einsamkeit, in der @ von dem fahrigen Umtrieb des Lebens ein Viertel@ündchen verschnaufen kann?
Sie sagen, das gehe mich nichts an und ich soll @ich um meine Sache kümmern.
Wohl. Aber der Weise verschmäht nichts, was ihn @ereichern kann. Warum soll ich an dem Stimmungs@ert vorbeigehen, den eine stille Kirche darstellt mit @hrem abgedämpsten Dämmerlicht, der sanften @Farbensymphonie ihrer gemalten Fenster, dem leisen @all seltener Tritte unter ihrem Gewölbe, der Ab@eschiedenheit, dem schweigenden Alleinsein, dem @eiz zur Selbstversenkung und all dem Seltsamen, @as den Gegensatz zur aufregenden Hatz der Straße @ildet?