Also das gute alte brave Bad Mondorf hat sich müssen gefallen lassen, daß sie es in der Kammer, wie man sagt, quer in die M-ünder genommen haben.
Aus dieser drallen Landdirne, die als höchsten Schmuck - nach Ansicht Paul Eyschens - einen Strauß Feldblumen am Mieder tragen sollte, wollten sie eine sogenannte feine Marke machen, so eine mit seidenem Unterzeug, fein gepudertem Kinn, ganz leicht unterstrichenen Lippen und Augenlidern, eine, die sich mit Großfürsten und Dollarmillionären zu Schampus und getrüffelten Sachen und nachher an den Spieltisch setzt, deren Blicke sündhafter sind, als bei andern die Sünde selbst, und um die die Tausendnoten flattern, wie die Tauben von San Marco um ein Hochzeitspärchen.
Wenn es das nicht würde, sagten sie, wollten sie es seinem Schicksal überlassen und keinen Pfennig mehr dranwenden. Und seinen Verteidigern wurde angst und bange, sie verschworen sich hoch und heilig, daß nach den 3½ Millionen die Kompottschüssel voll wäre.
Das war nicht nett. Wir wollen ein Staatsbad haben und wollen es uns nichts kosten lassen. Ja, wenn man uns sagte: Euer Wasser taugt nichts, schüttet Eure Bohrlöcher zu und schickt Eure Kranken ins Ausland! - Aber alle Welt sagt uns das Gegenteil: daß unser Wasser so heilkräftig ist, wie kaum ein auderes, daß es ein Raub an der Volksgesund- heit wäre, wenn es dauernd ungenützt in den Aalbach flösse.
Also wäre es heilige Pflicht des Staates, nachdem er sich in den Besitz des Bades gesetzt hat, alles zu tun, um dessen ausgiebigen Gebrauch in den Grenzen der Möglichkeit allen Heilungsuchenden zugänglich zu machen. Wenn man für solche Zwecke kein Geld hat, geht man Geld leihen, aber dann gleich genug, um eine rentable Anleihe zu schaffen. Der Geist des alten, verfluchten Flicksystems hat Mondorf nicht aufkommen lassen und wacht auch heute noch darüber, daß die Bäume nicht in den Himmel wachsen.
Spiele in Mondorf? Warum sollte dem Mondorfer Badegast nicht die Möglichkeit geboten werden, daß er abends klopfenden Herzens mit der Frau Gemahlin an das Pferdespiel tritt und einen Fünffrankschein riskiert? Aber für die großen Spiele ist Mondorf kein Rahmen. Beständen sie, so wären sie die einzige Lockung, und dann zögen sie fast ausschließlich die Nurspieler an, die eine höchst uninteressante Bande sind.
Ein Kursaal oder Kasino wäre ja unentbehrlich, aber dafür ist einstweilen kein Geld da. Es soll vorerst für die Kranken gesorgt werden, und das ist recht. Nur sollten die Hoteliers ein wenig mehr Sinn für das Unterhaltungsbedürfnis ihrer Gäste, zumal bei kühlem Regenwetter, beweisen. Es fehlt zumeist an gemütlichen Räumen zur Pflege der Geselligkeit. Diekirch wäre nie das Touristenzentrum geworden, das es heute ist, wenn Papa Heck nur Hotelier und nicht auch Anreger und Gesellschafter größeren Stils gewesen wäre.
Auch in bezug auf einheitliche Leitung ist in Mondorf jahrzehntelang gesündigt worden. Seine Geschichte ist eine lange Folge von Fingerzeigen, wie man es nicht hätte machen sollen.
Der Name Fichefet ist in der Debatte gefallen. Dieser geniale belgische Unternehmer hatte auf den ersten Blick erkannt, wo die beste Ausdehnungsmöglichkeit für Mondorf lag und hatte mit dem Bau seiner Villa zur Befiedlung der Höhe anregen wollen. Es fehlte bisher an geistigen Freiluftmenschen, die es ihm nachgemacht hätten. Man muß sich einstweilen damit begnügen, sich in Gedanken auszumalen, wie sich die Hügel im Kreis mit Villen bekrönen und wie der herrliche Wiesengrund als Rennbahn, Sportund Spielplatz mitten drin liegen bleibt.
Hätten wir die alten Römer wieder hier, die sollten uns schon zeigen, wie man Bäder und Villen baut.