Pater est, quem justae nuptiae demonstrant. Vater ist derjenige, den eine richtige Ehe als solchen nachweist.
Ich mische mich nicht in den Zivilstand irgend eines Mitbürgers oder seiner Familie. Aber als ich vor einigen Tagen hier von der Vaterschaft der Idee zu unserm Freiheitsdenkmal sprach - ich werde ihm von heute ab konsequent diesen Namen geben - da sprach ich die Vermutung aus, daß sich auf eine Umfrage wahrscheinlich viele Väter melden würden. Da ist es also wichtig, gleich den richtigen festzustellen.
Herr Lokomotivführer N. Jung aus Bonneweg gewinnt der Konkurrenz jeden möglichen Vorsprung ab, indem er sich als einzigen, unbestreitbaren, dokumentarisch nachweisbaren Vater meldet.
Nebenbei: Ich habe Zweifel über die Berechtigung der Bezeichnung Vater. Es will mir schließlich scheinen, daß es sich hier um eine Art von generatio spontanea handelt, bei der es genügt, wenn eine Mutter vorhanden ist. Die Idee zum Denkmal ist selbstschöpferisch im Gehirn des Herrn N. Jung entstanden, das sie ausgetragen und ans Licht geboren hat. Indes, da Herr Jung sich wahrscheinlich nicht gerne Mutter nennen hört, so lassen wir es beim Vater bewenden.
Und nun gebe ich ihm selbst das Wort, damit er erzählen kann, wieso alles gekommen ist.
Er schreibt mir:
„Gleich beim Waffenstillstand schrieb ich Folgendes an Herrn Alois Kayser (und legte ihm sogar eine Skizze bei), welcher ein Freund von mir war: Daß der Krieg nun zu Ende sei und wir das preußische Joch abschütteln und das Symbol an unserer Kleidung in einen Kessel sollen werfen zum Einschmelzen, damit auf der andern Seite ein Engel erstehen soll, d. h. ein Monument als Andenken für diejenigen Luxemburger, welche ihr Leben freiwillig hergaben und uns zur Freiheit mitverhalfen, nach der wir so sehnsüchtig schmachteten Alais Kanser schrieb mir sogleich retour. „Deine Idee ist großartig, ich werde sie suchen, noch heute im Publikum zu verbreiten.“
Auch schrieb ich zu gleicher Zeit an Herrn M. Pescatore und teilte diesem mein Vorhaben mit, und bat ihn, ein Komitee zu bilden zur Ausnützung meiner Idee, worin ich auch selbstverständlich sein sollte.
Des weiteren hatte Alois Kayser am 1. Sonntag im Dezember 1918 unter dem Namen «Chiffon de papier» im Hotel Brosius eine Versammlung einberufen. Darin waren die von den Deutschen als kriegsgefangen Weggeführten anwesend. Am Schluß dieser Versammlung bemerkte Alois Kayser, daß wir eine Dankesschuld an diejenigen abzutragen hätten, welche sich freiwillig geopfert hätten, um uns zu unserer Freiheit zu verhelfen. Es wäre ihm von einem Freunde aus Bonneweg, hierzu eine gute Idee mitgeteilt worden. Es handle sich darum, ein Monument zu errichten zum ewigen Andenken.
Ich teilte grade diesen beiden Herren meine Idee mit, weil Alois Kayser in allen Jugendvereinen mit an der Spitze steht und Herr Pescatore sich stets für solche Zwecke freigebig zeigte.
Am zweiten Sonntag im Dezember 1918 hatte der Landes-Verband Luxemburger Eisenbahner ebenfalls im Hotel Brostus eine Versammlung, welche von wenigstens 500-600 Eisenbahnern sowie Deputierten und Gemeinderäten besucht war. In dieser Versammlung trug ich unter stürmischem Bravo meine Idee vor, sogar mit dem Hinweis, daß der Konstitutionsplatz der geeignetste wäre, um beim Eintritt der Touristen in unsere Vaterstadt zu zeigen, daß auch wir wüßten, unsere fretwilligen Helden zu ehren.
Leider ist es hier in Luxemburg eine alte Mode, daß man gerne einen beiseite stellt, so auch in diesem Fall.
Als nämlich ein provisorisches Komitee (im Bürgerkasino) zusammengestellt wurde, da war ich nicht unter den Mitgliedern, sondern nur die Herren M. Pescatore und Alois Kayser. Sofort schrieb ich an Herrn M. Pescatore, daß ich es sonderbar gefunden hätte, daß ich meinen Namen nicht in dem provisorischen Komitee gefunden hätte. Tags darauf erhielt ich eine Einladung zu einer Versammlung im Ingenieurkasino, am 26. Dezember 1918, zwecks Bildung des definitiven Vorstandes. In dieser Versammlung brachte ich meine Idee mit der von mir entworfenen Skizze zum Monument vor. Von dieser Versammlung wurde ich in das Exekutivkomitee gewählt.
Von da ab habe ich meine Stellung im Komitee stets mit Würde vertreten, was unser Präsident Herr Larue mir bezeugen kann. Wie wäre es z. B. mit dem Material des «Monument du Souvenir» gegangen, d. h. bei der Wahl zwischen Sandstein und Granit, wenn nicht ich Stellung hierzu genommen hätte! Wir hätten nach etlichen Jahren ein schmutziges «Monument du Souvenir» auf dem Konstitutionsplatz stehen zum Hohn des Schöpfers Herrn Claus Cito.“
Soweit Herr R. Jung.
Da kann man nur eines sagen: Ehre, wem Ehre gebührt!