Es wäre allmählich an der Zeit, daß sich der Herausgeber von Büchmanns „Geflügelte Worte auch in Luxemburg umsähe. Denn auch hier gehen geflügelte Worte von Mund zu Mund. Sie stammen freilich nicht aus den Federn unserer Dichter oder Schriftsteller, wenigstens nicht allgemein, wie es den geflügelten Worten der Schriftsprachen meist der Fall ist. Nur aus den Werken von Dicks sind Redensarten in den Volksmund übergegangen, und vielleicht hatte er manche davon seinerseits schon dem Schatz der volkstümlichen Redensarten entnommen.
Dem Städter, der in ländlicher Umwelt reist, fällt es auf, daß sich die Burschen und Mädels bestimmte Ausdrücke zurufen, die sich unvermittelt wiederholen und nur bedingungsweise auf die Situation passen. Er hat es dann mit einer dieser volkssprachlichen Schöpfungen zu tun, die sich einbürgern und zuweilen Jahre lang im Sprachschatz des Volks behaupten.
Ich hörte dieser Tage zum ersten Mal eines dieser geflügelten Worte. Ein Bursche hatte im Gespräch eine Bemerkung hingeworfen, die einem andern nicht behagte. Dieser reagierte darauf mit der trockener Frage: „Aß eppes?“ Es klang wie eine Drohung, wie eine Einleitung zum Fingerhakeln, „Aß eppes?! Das heißt etwa das, was der Bayer mit der F ausdrückt: „Hast ebba vielleicht an Zweifi?“, er in die Hände spuckt oder nach dem Messer in die Gesäßtasche langt.
„Aß eppes?“ verträgt alle Abstufungen zwischen Spaß und Ernst. Ich hörte es in den nächsten Tagen bei den verschiedensten Gelegenheiten, und immer hatte es einen gewissen Sinn. Ein angetrunkenen junger Mann rief es alle zwei Minuten in den Kreis und schüttete sich jedes Mal aus vor Lachen über den guten Witz, den er gemacht hatte. Bis einer dem die Sache zu langweilig wurde, ihm antwortete „Et aß Zeit, dasch de ro’eg gesch, soß aß eppes?" Worauf der andre noch erstaunter frug: „Aß eppes?" und vor Lachen vom Stuhl fiel.
Nicht jedem Wort, und mag es noch so witzig sein wachsen Flügel. In denselben Kreisen, in denen jenes „Aß eppes?“ umgeht, beherrschte vor Zeite@ ähnlicher Ausdruck die Konversation: „Soß neischt Neis?“ Ähnlich wirkt das allgemein verbreitete „Neischt am Eifer!“ Geflügelte Worte von besonderes langer Lebensdauer stammten oft aus dem Etscher Bezirk, darunter das noch heute gebräuchliche: fömmscht de net?“ Wann mag die andre volkstümliche Verneinung „Quetschen och!“ entstanden sind Manchmal heißt es erweitert: „Quetsche mat Stiller was darauf beruhen mag, daß Händler beim Zwetschgenkauf manchmal die Früchte mit den Stielen verlangen, um sicher zu sein, daß sie gepflückt und nicht geschüttelt sind.
Et soll emol een en huelen! Wann dat ging Neckel sind einige weitere Beispiele aus der der geflügelten Worte, die noch heute Kurs haben. Aber es wäre wohl aussichtlos, ihrem Ursprung nach zuspüren.