Es wird Zeit, ein Wort vom „Gukuk“ zu sagen. Und es war Zeit, daß der „Gukuk“ kam. In einem Ländchen, wie unserem, und in einer Zeit, wie der, die wir durchmachen, ist ein Witzblatt ein Sicherheitsventil.
Lange Jahre hindurch wußten Witz und Satyre, die sich an den öffentlichen Zuständen, an Dingen und Menschen entzündeten, nicht recht, wie sie sich äußern sollten. Der Stoff häufte sich das Jahr hindurch und gelangte dann zuweilen in einer Revue zum Durchbruch. Und es ist bezeichnend, daß ein Revue-Dichter uns jetzt auch das erste Witzblatt wieder beschert.
Pucki war als milder Humorift, als guter Beobachter und sanfter Satiriker längst bekannt durch seinen komischen Roman aus Lampeduse, der im „Floreal“ zu erscheinen begonnen, aber nie einen Schluß gefunden hatte. Die formale Bildung, die er als Akademiker besitzt, befähigt ihn zu schreiben - was man schreiben nennt und was hierzuland viele nicht verstehen, trotzdem sie es möchten. Er hat das Zeug zu einem Witzblattredakteur. Wenn durch sonst nichts, so hätte er es durch die Wahl seines Titels bewiesen.
„De Gukuk“, das ist mehr als ein Titel, das ist ein Programm. Unsere früheren Witzblätter hießen „Wäschfra“ und „Uereg Zongen“. Das läßt auf Unerbittlichkeit, Boshaftigkeit schließen. Der „Gukuk“ ist harmloser. Er will nicht wehtun, nur „zecken“.
Die Nummern, die bis jetzt erschienen sind, waren - um das abgegriffene Wort noch einmal, zum letzten Mal, zu gebrauchen - ein Auftakt. Ungleich, einige flach, andere wieder vorzüglich. Anfangs fließt der Stoff natürlich noch spärlich. Aber der „Gukuk“ hat bis jetzt Niveau gehalten, die Mitarbeiter werden voraussichtlich immer besser und zahlreicher. Wir in den Tagesblättern wissen jetzt jedenfalls, wohin wir die zahlreichen Geschichtchen abschieben sollen, die uns aus allen Teilen des Landes zugetragen werden, damit wir sie „drein drucken“ und die häufig das Rohmaterial zu jenen köstlichen kleinen Sattren ltefern, wie sie z. B. unter der Rubrik „Lieber Simplizissimus“ stehen. Unser Volk ist ironisch, satirtsch, witzig, unbotmäßig veranlagt, warum soll es nicht genügend Stoff für ein Organ liefern, das als Sammelpunkt dafür geschaffen wurde? Mit der Zeit wird die Redaktion wahrscheinlich mehr Arbeit haben mit Sichten und Auswählen, als mit dem Beschaffen von Stoff.
Einen großen Raum nehmen bisher die Anekdoten ein, die im Land von Mund zu Mund gehen. Warum nicht? Warum sollen diese mündlich überlieferten Geschichtchen, wenn sie wirklich gut und witzig sind, nicht als bleibender Witz aufgehoben werden? Es wird sich sogar als fruchtbar erweisen, einzelne Typen festzuhalten, die dann als Träger eines bestimmten Genres stehen werden. Diekirch hatte sein berühmtes Dioskurenpaar Muppa und Jaucha. Die Geschichtchen, die unter ihrem Namen gehen, sind von köstlicher Bodenständigkeit. Hat der „Gukuk“ einmal eine Rubrik „Muppa und Jaucha“, so werden ihrer Geschichtchen immer mehr. Mikosch, Münchhausen, Müller und Schulze, Wippchen, Karlchen Miesnick, Max und Moritz usw. sind ja auch die größten Anreger gewesen.
Im letztvergangenen Frühjahr hat mir ein Kuckuck im Wald ein so langes Leben prophezeit, daß ich ihm schließlich Halt gebieten mußte.
Ich möchte hiermit seinem papiernen Bruder dieselbe Prophezeiung zurückgeben.