Original

3. Oktober 1922

Wilhelm von Hohenzollern, vor dem Waffenstillstand deutscher Kaiser, König von Preußen usw. usw., te Privatmann, Flüchtling und Hausbesitzer in @orn, Holland, hat dieser Tage in den Zeitungen @el von sich reden gemacht, weil er erstens für seine @iren einen amerikanischen Abnehmer gefunden @, der ein Heidengeld dafür zahlt, und weil er @eitens sich wieder verheiratet. (Diejenigen, die ihn @ch seiner schmählichen Flucht einen feigen Ausreißer @schimpft haben, werden dem Dreiundsechzigjährigen @aufhin einen gewissen Mut nicht absprechen.)

@Ist dieser Mann seinem menschlichen Format nach @klich wert, daß man sich über sein Tun und Lassen @fregt?

@Interessant an sich ist er wohl niemals in hohem @rade gewesen. Er war Kaiser, aber vor allem @aiser der Schablone. Was ihm hauptsächlich übrig @blieben ist, das ist die Gabe der Acquistvität, die @on seine Altvordern auszeichnete und der Preußen @s Staat sein Werden und Wachsen verdankt. So @ ihm der Ruhm war, er wollte dafür dennoch nicht @n Preis bezahlen, den er bezahlt hätte, wenn er @chi so gut zu rechnen verstanden hätte. Amerongen @urde nicht Elba und Doorn wird nicht St. Helena, @il Wilhelm von Hohenzollern nicht Napoleon ist. @ haben ihn in die Niederungen der anonymen @asse hinuntergestoßen, aus dem gottgesandten @ührer eines Volks ist er ein alter Herr mit einem @ollbart und einem runden Dutzend mehr oder @eniger geratener Söhne und Enkel geworden, der @hen muß, wie er die Enden zusammenbringt und @ie er wieder hochkommt. Er fängt sozusagen von @rne an. Bücher schreiben und an Amerikaner ver@ufen, ist heute beinahe so lohnend, wie es vor @shundert Jahren war, eine Provinz zu stehlen. @elingt es Wilhelm von Hohenzollern, zum Ahnherrn @er amerikanischen Petroleumdynastie zu werden, @ hat er damit die Lebenszähigkeit seines Geschlechtes @esser bewiesen, als wenn er nach dem Todesurteil @es Entente-Gerichtshofes auf dem Schafott ge@rben wäre. Das politische Schafott war selbst für @eine Menschen immer ein erhöhendes Piedestal, das @en Größe verlieh. Aber was nützt mir die Größe, @enn ich sie nicht erlebe!

@Zweitens: Warum sollte sich der Einstedler von @n nicht wieder eine Frau nehmen? Kennen Sie @ originelle Komödie «Barbe-Blonde» von Jehan @ouvelet und Edgar Bradby? Der Held ist ein Herr @ment, Prototyp des alternden Wittwers, der @ner zweiten Frau anheimfällt, weil er durch seelische @gste mürbe und durch die Erlösung daraus unter@ehmungslustig gemacht wurde. Bei Clément ist es @ Erlösung von dem quälenden Gedanken, daß er @r Mörder seiner durch Selbstmord gestorbenen @ran war. Warum sollte es bei dem andern nicht @e Erlösung von dem Gewissensbiß sein, daß er der @örde@ Deutschlands war? Das wäre jedenfalls auch @n Symptom der Heilung vom Größenwahn.

@In der Komödie dort heiratet der Witwer die @öchin Blanche, hier ist es die Prinzessin Neuß. @an weiß nicht, wer es am besten getroffen hat.

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KatalognummerBW-AK-010-2231