Ein junger Mann aus Bonneweg kam zu mir @ Büro und entrüstete sich über Herrn Erasmy, Pfa@ in Bonneweg, weil dieser am Sonntag gegen @ Ladenmädchen gepredigt hatte.
Ich frug den jungen Mann, inwiefern er sich @ eine solche Predigt getroffen fühlte, und er men@ ob denn das zur Sache gehöre.
„Ist sie denn wenigstens hübsch?“ frug ich zu@
Da zog er eine Photographie aus der Brust@ und zeigte mir seinen Schatz. Ich muß sagen, er @ recht. Sie ist eine schlanke Brünette mit lebha@ klugen Augen, einer Nase, auf die sie nicht gesa@ zu sein scheint, und einem Mund, der offenbar @ nur zum Reden und Essen geschaffen ist.
Ich begriff die Entrüstung des jungen Mannes@
Wirklich, Herr Pastor, das war nicht nett @ Ihnen. Was haben Ihnen diese armen Dinger ge@ die von früh bis spät hinterm Ladentisch stehen, @ sie zuhaus nicht müßig herumlungern, weil sie @ dienen, weil sie sich ihr Leben zurechtmachen wo@ aus eigenem Fleiß und eigener Kraft?
Sie sollen gesagt haben, Herr Pastor, die jun@ Leute täten wohl daran, keine Solche zu heiraten, @ Ladenfräulein könnten nicht kochen, und die L@ gehe durch den Magen, und mit so Einer sei @ junger Mann immer betrogen.
Ich möchte nicht so indiskret sein, Sie zu fra@ ob Sie sich den Magen haben wegoperieren lassen, @ Sie für Liebe keine Verwendung haben, oder ob I@ Köchin derart schlecht kocht, daß sie der Liebe den @ versperrt und daß sie sich sogar vor einem La@ fräulein schämen müßte.
Nein, Herr Pastor, machen Sie die Ladenmäd@ nicht schlecht und geben Sie es auf, sie der männli@ Jugend verekeln zu wollen. Der Beruf der @ käuferinnen hat sich aus den Notwendigkeiten uns@ Zeit herausgebildet. Auf der einen Seite verlangt @ Typ Warenhaus Kräfte, die über unendlich viel @ gedehntere Flächen zu wirken haben, wie in @ spezialisierten Läden alten Stils, auf der an@ Seite konnte es nicht so weiter gehen, daß für @ immer wachsenden Überschuß an ledigen Individ@ weiblichen Geschlechts der reine Zufall Exis@ möglichkeiten schaffen mußte. Es ist ein Glück für @ Welt, Herr Pastor, daß der Beruf der Verkäuferi@ entstanden ist, sonst weiß Gott, was aus all @ jungen Mädchen geworden wäre, die heute b@ Schlag Mittag aus den Warenhäusern quellen. D@ alle konten schließlich nicht ins Kloster gehen. @ die Hetratslust bei der männlichen Jugend ist @ Jahrzehnten und schon länger stark am Erkalten, @ die Ansprüche, die das Leben stellt, immer hö@ steigen. Sollten Sie da den jungen Mädchen, die @ aus eigener Kraft ihren Unterhalt verdienen wo@ zu diesem Entschluß nicht eher Glück wünschen? @ schöne alte Zeit, jawohl! Sie war schön, aber sie @ leider auch alt. Wer sie heute mit himmelw@ gewaudtem Blicke preist, findet immer Beifall @ denen, die die schöne alte Zeit erlebt haben, @ aber nicht in Wünschen und Erinnerungen, sondern@ den rauhen Wirklichkeiten der Gegenwart leben @ sich durchschlagen muß, der gibt Ihnen nicht viel @ die schöne alte Zeit, wo der Großvater die G@ mutter nahm, wo aber neben der Großmutter @ alten Tanten auch schon keinen Mann fanden und @ nicht wußten, wo sie das Gnadenbrot bekämen, @ sie mit vielem heimlichen Ärger und vielen Demü@ ungen bezahlen mußte.
So, Herr Pastor, da haben Sie nun auch m@ Predigt. Ich will Ihnen noch mitteilen, daß @ junge Mann aus Bonneweg, ehe er sich von @ verabschiedete, das Bild seiner Verlobten noch ein@ aus der Brusttasche zog, einen herzhaften Kuß d@ drückte und in seiner Verstocktheit sagte: „Und @ nehme sie doch, und wenn sie nicht einmal ein @ kochen kann.“
Sehen Sie, Herr Pastor, die Liebe weiß noch an@ Wege, als durch den Magen.