Sie haben von dem Kohlenhändler gehört, der sich beklagt, weil eine belgische Kohlengrube die Bezahlung ihrer Lieferungen von ihm in französischen Franken verlangte. Begründung: Weil sagte die belgische Firma, sie ihre Lieferungen nach Luxemburg in französischen Franken berechnen müsse.
Ein anderer Kohlenhändler hat mir seither mitgeteilt. daß er und seine hiesigen Kollegen schon vor längerer Zeit mit den Belgiern dieselbe Schwierigkeit hatten. Sie wurde dadurch beigelegt, daß die Belgier auf die französischen Franken verzichteten, dafür aber 200 Fr. auf den Waggon Kohlen drauflchkugen.
Da sich dieses Plus automatisch auf die Konsumenten durch Preissteigerung auswirkt, brauchten sich die Kohlenhändler weiter darüber nicht aufzuregen. Die Sache interessiert jetzt nur noch das konsumierende Publikum.
Jedermann fühlt es den belgischen Kohlengruben lebhaft nach, daß sie für ihre Kohlen möglichst viel Geld bekommen möchten. Leider stehen auf der andern Seite die Leute, die sich an den belgischen Kohlen wärmen müssen und die dafür möglichst wenig Geld bezahlen möchten, weil sie für ihr Geld vielfach anderweitige Verwendung haben, beim Bäcker, beim Metzger, beim Schuster, Schneider usw. Und im Hintergrund steht Hr. Nenens und durchsucht die Taschen nach etwaigem Ueberfluß.
Diese Leute finden es nicht nett von den belgischen Kohlengruben, daß sie uns so wenig brüderlich behandeln. Die Belgier räsonieren vielleicht so: Wenn es den Luxemburgern nach gegangen wäre, so hätten sie den Zollanschluß nach Frankreich bekommen und also eo ipso auch den französischen Franken. Also sollen sie ihren Willen haben und jetzt in französischen Franken bezahlen!
Und wir hatten doch so stark darauf gerechnet, daß wir nach dem Anschluß an Belgien mit allen Vorteilen bedacht würden, um die wir früher die Belgier immer beneideten. Dazu gehörten u. a. die relativ billigen Kohlen. Und nun sagt man uns: So haben wir nicht gewettet. Ihr seid unsere Zollbrüder geworden, aber Ihr seid immer noch Ausländer, und darum schlagen wir auf unsere Kehlenpreise für Euch 10 Prozent drauf.
Jeder Kaufmann ist frei, einem Kunden zu sagen: Lieber Mann mein Limburger Käse kostet für jedermann dreißig Sous. Aber weil Sie ausgerechnet in Hesperingen wohnen, bezahlen Sie fünfunddreißig. Oder er könnte sagen: Weil Ihre Nase mir nicht gefällt, oder weil die Farbe Ihrer Krawatte nicht mit der Farbe der Bluse meiner Frau stimmt.
So ähnlich halten es also die belgischen Kohlengruben mit uns. Weil wir Luxemburger sind.
Wir haben seinerzeit hestig dagegen protestiert, daß Landsleute von uns in Frankfurter Hotels als Ausländer so unverschämt übers Ohr gehauen wurden. Einige Frankfurter Hotels sahen die Ausländer als vogelfrei an und legten sich bei der Aufstellung der Rechnungen keinerlei Zwang auf.
Von den Frankfurtern und von den Deutschen überhaupt läßt sich das schließlich begreifen. Der Ausländer ist der Feind, der reiche Feind, an dem man sich rächen und bereichern kann und soll. Da ist Gewissensbiß Schwäche.
Aber wenn uns heute die belgischen Kohlenlieferanten nicht anders behandeln sollen. als die Beutelschneider da drüben. so fragen wir uns was denn schließlich unser Zollbündnis mit Belgien für sie bedeutet.