Original

19. Dezember 1922

Ich erinnere mich eines Gespräches, d@ Jahren mit dem kleinen Moritz hatte.

Der kleine Moritz las für sein Leben gern @ Er hatte die Märchen von Grimm gelesen, @ die von Andersen gelesen und wieder auf @ Grimm zurückgegriffen, und auch die sog@ modernen Märchen las er, die den Anspruch @ mit der Zeit zu gehen.

Ich machte damals die Krisis der mater@ Geschichtsauffassung durch, die in der seelischen @ eines jeden denkenden Menschen eine psychog@ Schicht darstellen dürfte. Ich war Wahrhe@ Wirklichkeitsfanatiker, betrachtete als verlo@ jede Minute, die ich den Gebilden der P@ schenkte und sagte demgemäß dem kleinen @ solle keine Märchen mehr lesen, sondern B@ denen nur über wahre Begebenheiten berichte@ oder solche, die doch wahr sein könnten. Die @ mit ihrer verschrobenen Welt von Hexen @ Zwergen und Riesen, unnatürlich guten und @ lich schlechten Menschen, Königen und Kön@ Prinzen und Prinzessinnen, die Bettlerin@ Schweinehirten heiraten, die seien nur @ den Geist mit unnatürlichen Vorstellungen @ lasten und fürs praktische Leben untaug@ machen. Nur die nüchterne Wirklichkeit @ Beschäftigung damit sei das Richtige usw. @

Der kleine Moritz hörte mir geduldig zu @ Minuten später vertiefte er sich zum siebenund@ sten Mal ins Dornröschen.

Als der kleine Moritz groß geworden @ schon lang keine Märchen mehr las, fand e@ Tages auf meinem Tisch einen Band Novell@ denen grade viel gesprochen wurde und die @ „gelesen haben mußte“.

Die erste davon handelte von einem Lie@ das sich im Walchensee ertränkte, nachdem @ Nachmittag lang über das Wesen der Liebe, d@ hältnisses der Geschlechter zu einander u@ Menge ähnlicher knifflicher Dinge spintister@ Das Gespräch war höchst interessant zu lesen@ Schluß nahmen sie von einander rührenden @ und am nächsten Morgen sah ein Fischer von @ den Strohhut des Mannes auf dem See schwi@ Der Walchensee gibt bekanntlich keine Leichen @

Moritz schwang mir den Novellenband entge@ sagte:

„Du hast mich vor Jahren damit gehänselt, @ Märchen las, die erfunden waren. Und was @ denn heute, Du weiser Maun!“

„Wieso, was ich lese!“

„Das Geheimnis vom Walchensee!“

„Und dann? Ist das etwa nicht eine li@ wertvolle Erzählung?“

„Ich weiß nicht, was Du eine literarisch @ Erzählung nennst. Aber wenn Du diese da h@ bringst, ohne mit der Wimper zu zucken, dann @ Du damals auch über meine Märchen weg@ müssen.“

„Ich verstehe nicht, wie Du es meinst.“

„Nun, Du läßt Dir da vorerzählen, @ @sleute nachmittags in Walchensee einen Kahn @etet haben und daß sie nie mehr gesehen wurden.“ @as weiter?“

@iese Liebesleute haben zwei Stunden lang in @ndigen Ausdrücken über alles geredet, was ihre @en im Innersten bewegte. ....“

@st das etwa nicht schön, nicht literarisch?“

@och Aber woher weiß es der Mann, der die @ichte geschrieben hat?“

@ieso, woher weiß ....?“

@ie beiden sind doch ertrunken, ohne daß sie Zeit @n, irgendwem den Inhalt ihres Zwiegesprächs @leilen. Gehört hat sie auch niemand, ein steno@ischer Bericht wurde auch nicht aufgenommen. @?“

@ie dumm bist Du! Das kommt doch in jedem @an vor, daß .....“

@eiter wollte ich nichts wissen,“ sagte Moritz @ind. „Wir Großen lassen uns also ganz geläufig @ichten erzählen, von denen wir sicher wissen, @sie erfunden sind, erfunden sein müssen. Es ist @ eine Verlängerung unserer Phantasie ins Un@che durch das Wart des Dichters. Was sind die @chen anderes für das Kind?“

@ empfand einen Augenblick das Bedürfnis, ihn @derlegen, aber je mehr ich nachdachte, desto mehr @ ich, daß er recht hatte.

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