Das Volk hat das Amaliendenkmal am Park „Die schwarze Muttergottes“ getauft. Wahrscheinlich weil die Kontur der Statue an die der Consolatrix afflictorum in der Kathedrale erinnert und die Bronze sehr dunkel patiniert ist.
Das Denkmal für die gefallenen luxemburger Fremdenlegionäre wird im Volksmund wahrscheinlich auch nicht mit seinem offiziellen Namen «Monument du Souvenir» heißen, es wird sich ganz sicher eine mundgerechtere Bezeichnung dafür finden.
Hätte ich eine solche vorzuschlagen, so würde ich sagen: „D’gölle Fra“. Die güldene Frau steht ja seit Wochen auf ihrem schlanken Postament und hält ihren Siegeskranz, in Ermangelung des toten Helden, der ihr zu Füßen gelegt werden soll, über die Köpfe all der Neugierigen, die zu ihr emporblicken.
Neben der güldenen Frau, die in der fahlen Wintersonne gleißt, steht der Laufkran, der sie an ihren luftigen Standort befördert hat.
Zwischen den beiden fand kürzlich folgendes Zwiegespräch statt:
Der Laufkran: „Ich möchte wissen, weshalb Sie so übermütig und vornehm tun, da Sie im Grunde doch vollends unnütz sind. Denn schließlich, was haben Sie hier oben und überhaupt für einen Zweck? Ich bin von meiner langen Berufstätigkeit her gewohnt, nur nützliche Gegenstände zu befördern, von denen jeder genau weiß, wozu sie da sind, Steine, Balken, Träger, Kalk und Mörtel, Schiefer und Ziegel, kurzum, was der Mensch braucht, um sich ein Haus zu bauen als Schutz gegen Wind und Wetter. Und nun habe ich eine vergoldete Frau hier heraufheben müssen. Als ob nicht schon genug dort unten herumliefen. Und was soll der Kranz, von dem Sie so viel Aufhebens machen? Wem wollen Sie den auf den Kopf setzen, und welchen Zweck hat es? Tun Sie überhaupt nicht so nonchalant und leger, als ob Sie selbst hier heraufgeflogen wären, Sie wissen ganz gut, daß ich Sie herausgezogen habe, und mit all den Seilen um B@ und Beine und Arme haben Sie damals noch la@ nicht anmutig ausgesehen. Aber so geht es, @ verdanken Sie Ihre ganze Stellung, und nun möcht@ Sie mich über die Achsel ansehen, wenn ich ni@ doch noch ein Stückchen größer wäre, als Sie.“
Die güldene Frau: „Ich glaube, Ihnen ist ni@ ganz wohl. Sie wissen doch hoffentlich, daß Sie @ ganz gewöhnlicher Laufkran aus Eisen sind, der @ einer gewöhnlichen Konstruktionswerkstätte @ gewöhnlichen Arbeitern zusammengenietet wur@ Dagegen Ich! Ich bin ein Kunstwerk, mein Herr, @ einem Künstlerhirn geboren, von Künstlerhänd@ geschaffen, aus kostbarer Bronze gegossen und @ edelm Gold überglänzt. Ich bin, müssen Sie wiss@ eine Idealfigur. Wissen Sie überhaupt, was @ Ideal ist? Der Mensch braucht Ideale, um leben @ können. Es genügt ihm nicht, daß er ein Haus h@ um darin zu wohnen, er muß auch den Him@ droben und alle Weiten haben, um darin se@ Träume anzusiedeln. Du hast mich hier heraufgezog@ gewiß, aber nur, weil dich der Geist belebte, @ mich geschaffen hat. An und für sich bedeutest du g@ nichts, an und für sich bedeute ich alles. Du ste@ unnütz an den Straßen, wenn du nicht grade arbeit@ ich stehe hier und wirke als Symbol und mache @ Herzen höher schlagen. Das muß es geben, sonst w@ das Leben nicht wert, gelebt zu werden.“
Der Laufkran schwieg lange, versank in Sin@ und sagte endlich:
„Sie haben recht, ich sehe ein, daß auch Sie I@ Daseinsberechtigung haben. Es muß immer wel@ geben, die die Arbeit leisten, und andere, die @ Ehren einheimsen.“