Als ich dieser Tage in einer Lebensgeschichte Mahomets nachlas, wie er dazu gekommen war, der Prophet Allahs zu werden, fiel mir u. a. Zweierlei auf: Sein Verhältnis zur Wohltätigkeit und sein Verhältnis zu seiner Frau.
Der Engel Gabriel setzte ihm eine Zeitlang arg mit Visionen zu. Das erste Mal erschien er ihm und rühmte es, daß Gott der Herr den Menschen gelehrt hatte, sich der Schreibfeder zu bedienen, das zweite Mal stellte er sich ausdrücklich als Engel Gabriel vor und machte Mahomet Mitteilung von seiner Ernennung zum Propheten.
Mahomet bat daraufhin seine Frau Khadidja, ihm das Haupt mit einem Mantel zu bedecken in der Hoffnung, alsdann von den aufregenden Traumgesichten verschont zu bleiben.
Und Khadidja tat wie ihr geheißen. Sie sagte nicht: „Aber lieber Mahomet, bist du sicher, daß ein Mantel überm Kopf das Richtige ist? Ich glaube vielmehr, daß ein warmes Fußbad mit Senfmehl dir besser täte. Auch müßtest du abends viel früher zu Bett gehen.“ Sondern Khadidja sagte gar nichts, nahm ihres Mannes Mantel und bedeckte ihm damit das Haupt. Sie war das Ideal einer Gattin. Leider hatte er sie geheiratet, als er erst fünfundzwanzig und sie schon vierzig Jahre alt war, Außerdem hatte sie Zahnlücken. Daraus ließe sich ihre Schweigsamkeit erklären. Nichtsdestoweniger muß sie Manches für sich gehabt haben, denn die spätere Gattin des Propheten, Frau Aïschah, war auf keine ihrer Mitfrauen eifersüchtig, als nur auf Khadidja mit den Zahnlücken.
Für das ideale Verhältnis Mahomets zu Khadidja spricht auch die Tatsache, daß sie die erste war, die an die Göttlichkeit seiner Sendung glaubte. Sie hieß darum auch „Die Mutter der Gläubigen“. Viele Christenfrauen glauben ebenfalls an die Sendung ihrer Männer, aber nur, solange sie Geld trägt. Äußert sie sich in Besuchen des Engels Gabriel und in allerhand Verheißungen und Befehlen, die auf nichts Greifbares reimen, so geht das Vertrauen in die Brüche und die Frau fragt schleunigst einen Rechtsanwalt, wie das eigentlich in solchen Fällen mit dem Entmündigungsverfahren sei.
In der 74. Sure, V. 1-7 steht geschrieben, was die Stimme von oben dem Propheten verkündete, als ihm Khadidja das Haupt mit dem Mantel bedeckt hatte. Darin kommt auch der Vers vor: „Gib nicht, um anzuhäufen! Das heißt: Sei nicht selbstsüchtig freigebig in der eiteln Hoffnung, von Gott dafür belohnt zu werden.“
Wo bei uns zum Wohltun aufgefordert wird, geschieht es meist in derselben Weise, in der zur Zeichnung von Staatsobligationen oder Gesellschaftsaktien animiert wird. „Wer den Armen gibt, leiht Gott dem Herrn,“ heißt einer der salbungsvollsten Sprüche. Und wir schämen uns dieser geschäftsmäßigen Auffassung gar nicht, wir finden es selbstverständlich, daß wir Gott den Herrn als Bankier auffassen, von dem wir die denkbar höchsten Zinsen herausschlagen wollen. Und wenn bei uns auch die Rechte nicht wissen darf, was die Linke tut, und wenn sich der Fromme zum Beten in sein Kämmerlein zurückziehen soll, damit ihn niemand sieht - immer wird daran das Versprechen geknüpft, der himmlische Vater werde alles sehen und in sein Hauptbuch eintragen.
Mahomet sagt: Tut Gutes um des Guten willen, verlaßt Euch nicht drauf, daß sich jeder Pfennig Almosen nachher mit 100 Prozent verzinst.
Am Ende sind diese Türken doch noch bessere Menschen, und der kranke Mann am Bosporus ist am Ende gesünder als viele andere, die sich schon in seinen Nachlaß geteilt hatten.