Original

22. April 1923

Zwei oder drei Mal war an dieser Stelle kürzlich von Dicks im Zusammenhang mit der bevorstehenden Centenarseier seines Geburtstags die Rede.

Die Idee dieser Feier tritt nunmehr in das Stadium der Verdichtung.

Ping-Pang im „L. Tbl.“ startet seinerseits das Rennen. Er setzt das Datum um einen Monat zu früh an und vermutet allerhand Schachermachei und Cliquenwirtschaft, die die Vorbereitungen geheim betreiben wollen.

Das „Lux. Wort“ seinerseits weiß zu melden, daß die «Site» die Organisation in die Hand genommen und mehrere Persönlichkeiten zugezogen hat, von denen eine Förderung zu erwarten ist.

Ping-Pang tritt mit einer Idee hervor, die vor längerer Zeit von einflußreicher Stelle aus angeregt wurde: Eine Festspielwoche, die die besten der Dicksschen Werke in musterhafter Weise zu Gehör bringen soll.

Der Festausschuß wird zu prüfen haben, ob der Plan sich durchführen läßt, wann und wo die Festspiele stattfinden sollen. Da unser Stadttheater wegen Umbaues nicht zur Verfügung steht, hat man an Freilichtausführungen im Velodrom gedacht.

„Das Nächstliegende wäre selbstverständlich eine öffentliche Feier, die als Mittelpunkt die Enthüllung einer Gedenktafel am Geburtshaus des Dichters - den heutigen Galeries de France - hätte. Schon die Lage des Hauses am größten öffentlichen Platz wäre zur weitesigehenden Beteiligung auch von auswärts und zur eindrucksvollen Entfaltung geeignet.

Wenn Ping-Pang damit vollkommen recht hat, daß es vor allem auf eine würdige Aufführung der Werke des Gefeierten ankommt, so wird der Ausschuß seinem Andenken aber auch dadurch gerecht werden müssen, daß er die Volksmassen mit der Persönlichkeit des Dichters, mit allem Menschlichen, was an ihm bedeutsam war, bekannt macht. Die Jüngeren kennen von ihm kaum mehr als den Namen und die am geläufigsten aufgeführten Werke. Und doch war Dicks auch als Mensch eine der liebenswertesten Erscheinungen, die in unserm heimischen Schrifttum je eine Rolle spielten. Und er selbst war vor allen Dingen „etwas spezifisch Luxemburgisches“.

Der Ausschuß hat noch volle drei Monate vor sich, um eine des Dichters würdige Gedenkfeier vorzubereiten. Man braucht darum nicht gleich an Geheimniskrämerei zu denken. Jeder, der bei solchen Anlässen mit tätig war, weiß, daß sich die fruchtbare Arbeit in eine relativ kurze Zeit vor der Verwirklichung zusammendrängt und von relativ wenig Personen geleistet wird. Nirgends trifft, wie hier, der Spruch zu, daß viele Köche den Brei verderben. An Anregungen sehlt es nie, es fragt sich nur, ob sie sich durchführen lassen und ob sie dem Charakter der Feier und des Gefeierten entsprechen.

So weit man heute sieht, steht fest, daß privat und offiziell für eine wirklich schöne Feier der beste , die dem Autor der „Mumm Se’ß“ ein besonderes Interesse entgegenbringen, sei u. a. verraten, daß auch in der früheren Heimat des Dichters, in Stadtbredimus, wo er lange Jahre zwischen seiner Luxemburger und seiner Viandener Zeit wohnte und wo er im Familiengrab der de la Fontaine ruht, eine Dicksfeier vorbereitet wird.

Daß die Anregung Ping-Pangs zur richtigen Zeit einsetzte, beweist die Tatsache, daß einige Tage vorher der erste Schritt zu den Vorbereitungen getan war.

Und nun wollen wir in schöner und freudiger Einmütigkeit weiter schaffen an dem Werk, mit dem die Luxemburger aus Stadt und Land einen ihrer Besten und sich selbst ehren werden.

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