Original

18. Mai 1923

Zu Arel op der KnippchenDo sin de’ Weiber fro’,Sie drenke ger eng Schlippchen,Eng drenkt der aner zo’,Berelenk lenk lengelengelenk usw.

Dies alte Liedel summt mir im Kopf, seit heute morgen der Briefträger die Karte abgegeben hat. Auf der Karte steht:

Frantz Seimetz, artiste peintre, vous prie de lui faire l’honneur de visiter son exposition, qui aura lieu à l’Hôtel-de-Ville d’Arlon, du 17 au 24 mai courant.

Natürlich hat die Ausstellung unseres Frantz - denn trotzdem er zurzeit in Arlon kampiert, beanspruchen wir ihn noch als den unsrigen - nichts mit den fröhlichen Gelagen der alten Arlonerinnen zu tun, wohl aber steht Luxemburg zu Arlon in einem solchen Verhältnis, daß uns die Seimetz-Ausstellung eine willkommene Gelegenheit sein sollte, der Stadt auf der „Knippchen“ wieder einen Besuch abzustatten.

Zunächst möchte ich an einer Vorstellung rütteln, die bei uns stark eingewurzelt ist, aber bei näherer Prüfung ins Wanken kommen dürfte. Bei den Klängen obigen Volksliedes denkt man sich die Arlonerinnen natürlich hinter einem Gläschen Wein oder sonst einem Gefäß mit stark alkoholistertem Inhalt. Liegt die Annahme nicht näher, daß es sich um ein Spottlied auf Kaffeeschwestern handelt, weil sie in Belgien immer den vorzüglichen und verhältnismäßig billigen Kaffee hatten und Damen auf Kaffeekränzchen genau so angeregt zu sein pflegen, wie Männer auf einem Bierabend?

Auch dieser Punkt könnte durch einen @ Verkehr zwischen den beiden Schwesterstädten @ Aufklärung näher gebracht werden.

Wenn je, so kann man hier von Schwesterst@ sogar Schwesterhauptstädten reden. Die eine @ Hauptstadt von Luxemburg, die andere auch, @ in einem Fall ein Großherzogtum, im ander@ Provinz das Substrat der Hauptstadt bildet. @ hat das kleinere Substrat, das Großherzogtum @ die größere Hauptstadt und umgekehrt. Der Ar@ hat ein Recht zu sagen, daß seine Stadt das @ eines viel größeren Körpers ist, als Luxem@ Während wir hinwiederum ihm sagen können, @ Luxemburg schon einmal seine, Arlon aber noch@ unsre Hauptstadt war.

Dagegen kann er wieder auftrumpfen, daß wir @ auf der Höhe liegen, aber kein Wahrzeichen @ Gegend auf Stunden im Umkreis bilden, wä@ Arlon über alles Land hinweg als AnhaltsRichtpunkt für das Auge des Wanderers dasteht @ um seinen Namen sich die geläufige Rede@ kristallisiert hat: Et geseit ee bis no Arel! D@ ein Summum von Fernsicht.

Wir haben eigentlich seit einem halben @ hundert zu Arlon kein richtiges Verhältnis gewo@ weil die Zollgrenze uns trennte. Man kannte @ genug, um sich nicht fremd zu sein, nicht gen@ die beiderseitigen Eigenheiten nicht mehr als @ zu empfinden. Jeder Bauernbub findet in der @ des Nachbardorfes komisch, wie der Pfarrer @ wie die Messediener sich benehmen, wie die Hei@ dastehen. Gradeso findet der Luxemburger @ Arloner und der Arloner am Luxemburger @ Aussprache, seine Gewohnheiten, seine Gesch@ komisch, die bei näherer Bekanntschaft als @ empfunden würden.

Wir haben uns gegenseitig allerlei zu bieten @ loben an Arlon zum Beispiel die vorzüglichen P@ von Breyer, der Arloner denkt beim Namen L@ burg sofort an das treffliche Mousel-Bier. Es @ hier die Sage von köstlichen alten Arloner @ gunderkellern, die selbst den Preußen währen@ Kriegsjahre verborgen geblieben waren, und @ Arloner Mädchen und Frauen, die durch m@ Generationen unserer Männerwelt gelegentli@ Köpfe verdrehten. Und was uns im Herzen @ Arlonern am nächsten brachte, war das gra@ Schicksal, das ihnen im Krieg bereitet war, @ unschuldige Blut, das die Mauern der Stadt bes@ und der starke Gleichmut, mit dem das alles e@ wurde.

Darum ist es ein wenig unsere Angelege@ wenn dort Frantz Seimetz jetzt seine Bilder zeig@

Er hat einen Winter voll südfranzösischer @ hinter sich, seine Freunde sind neugierig auf die @ die ihm seine alte Freundin wird eingegeben @ ................

Jawohl, Gnädigste, vom 17. bis 24. Mai, in @ haus zu Arlon, Ausstellung Frantz Seimetz.

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KatalognummerBW-AK-011-2398