Es war vor fünfunddreißig Jahren, an einem stürmisch regnerischen Vorfrühlingstag. Genauer: einem Sonntag Vormittag. Ich sah durch ein Fenster auf eine benachbarte Baustelle, an der Kärrner eine Woche lang das ausgehobene Erdreich aufgeladen und weggefahren hatten. Von ferne kam eine Gruppe von sechs Personen, zwei Damen, zwei Herren und zwei Kinder. Sie drückten mühsam die schwankenden, blinkenden Kuppeln ihrer Regenschirme gegen den Südweststurm und die trommelnden Regenschauer. An der Baustelle machten sie Halt und vollzogen die Zeremonie der Grundsteinlegung. Es war ein fremder Architekt, der eine Luxemburgerin geheiratet hatte und sich hier ein hübsches Ziegelhaus im vlämischen Stil erbaute. Mit seiner Gattin, seinen zwei Kindern und den Schwiegereltern legte er den Grundstein, in den, wie ich sehen konnte, eine Urkunde nebst den üblichen stummen Zeugen der Zeit, Münzen und dergleichen, eingelassen war.
Das kleine Vorkommnis rückte für mich die Bedeutung eines Hausneubaues in ein merkwürdiges Licht. Die Bedeutung wird vertieft, wenn es sozusagen auf ein Stammhaus abgesehen ist, von dem die Enkel und Ur- und Ururenkel noch sagen werden. Das hat dazumal der Ahnherr der Familie gebaut. Es liegt darin die elementare Zwangsläufigkeit eines Naturvorgangs. Die Vögel, wenn sie sich paaren, bauen sich ein Nest, die Menschen, die im selben Fall sind, sollten eigentlich dasselbe tun. Wäre es noch an dem, daß ein Haus nur die Dauer der Paarung hätte, wie bei den Vögeln, so hätten wir vor ihnen und sie vor uns im Nesterbau nichts voraus. Da wir aber für Jahrfünfziger bauen, so wäre, wenn jedes junge Paar sich sein Nest aus Stein und Mörtel in mehreren Stockwerken herstellen wollte, bald kein Platz mehr auf dem Erdenrund für neue Nester.
Eigentlich sollte niemand, der für sich und seine Familie ein Haus baut, die Grundsteinlegung unterlassen. Damit wird das Folgenschwere und Bedeutsame des unternommenen Werkes würdig betont, es ist eine symbolische Verankerung auf einem Fleckchen Erde, auf dem für den Erbauer und die Seinen durch Geschlechterreihen hindurch der Brennpunkt ihres stärtsten Erlebens liegen wird. Denn alles Glück und alles Leid tragen wir unter das heimische Dach, um uns ihm hinzugeben, inbrünstig und ergußfrei dem Glück wie dem Leid.
Das Haus wächst wie ein Organisches in der So fügt sich an ihm Zelle zu Zelle.
An einem Morgen steht da ein Mann und @ seine Hacke in die Rasennarbe und hebt ein @ großes Stück heraus, daß das Erdreich braun he@ scheint.
Und zwischen diesem Hackenhieb und dem E@ der Familie liegt das Werden des neuen H@ Karren gehen knarrend und jankend wochenla@ und zu, Steine werden angefahren, erdfa@ Männer, denen gelbe Metermaße aus der Hosen@ stehen, schichten Stein auf Stein, der Tag kommt@ die schweren Träger das Kellergeschoß übersp@ eines Tages stehen die schlanken Gerüststange@ den Bau, wie die Weiden an einem Korb im Fl@ langsam wachsen die Mauern, auf dem Dachfirst @ beim Richtfest der Tannenstrauß mit seinen F@ bändern, Gehämmer der Dachdecker, Gestäub der @ fonnierer, Gedröhne der Schreiner und Gefeil@ Schlosser - bis der Bauherr sagt: In einer @ ziehe ich ein, sonst kommen mir die Werkleute@ Leben nicht aus dem Haus.
Und da steht der Bau und hat auf ewige @ das jungfräuliche Antlitz der Erde an diesem @ chen verändert. Und packt es Dich nicht seltsa@ dem Gedanken, was zwischen diesen Mauern, @ diesen Türen und Fenstern für Schicksale sich er@ was für Zeitenstürme das Haus umbrausen w@ und wie es wohl in der Welt aussehen wird, we@ einmal auch von diesem Haus sagen werden, es @ und baufällig und müsse abgetragen werden, @ einem neuen Platz zu machen?