Original

26. Mai 1923

Morgen begeht Luxemburg einen seiner größten Tage mit der feierlichen Enthüllung des «Monument du Souvenir».

Das Andenken an die Luxemburger, die in den Heeren der Entente gekämpft haben, soll dadurch verewigt werden.

Unserer Neutralität zum Trotz war unser Gebiet vom ersten Kriegstag an von den Feinden der Entente besetzt worden. Wir waren gegen die Vergewaltigung ohnmächtig, aber wir waren in gewissem Sinn solidarisch mit den Völkern, die gegen unsere Vergewaltiger im Feld standen. Die Luxemburger im Ausland, die zu den französischen und belgischen Fahnen eilten, zahlten den Tribut, den zu zahlen uns unmöglich gemacht war. Wir können sagen, daß wir ihnen schließlich das Recht verdanken, uns über den Sieg mitzufreuen ohne das quälende Bewußtsein, den Anteil daran als ein Almosen oder als Brosamen von des Herren Tisch zu beanspruchen.

Bei der Verwirklichung der Denkmalsidee galt es, eine Gefahr zu vermeiden, die darin bestand, daß unserer ganz besondern Stellung nicht Rechnung getragen würde. Das Schlagwort «Poilu» beherrschte damals die ganze Richtung, in der die öffentliche Meinung hier und anderswo die Kriegerdenkmalsidee verwirklicht sah. Daß diese Gefahr vermieden wurde, verdanken wir dem abgeklärten künstlerischen Empfinden des Denkmalschöpfers Claus Cito und der Preisjury, die seinem Entwurf den Vorzug gab. Ohne zeitgebundenes Nebenwerk verkörpert sein Werk den monumentalen Gedanken: Mut und Treue bis in den Tod, indem es ihn in die weite Perspektive der Zeitlosigkeit rückt, in der nichts von der Mode des Tages oder einer vorübergehenden Interessenkonjunktur mit ihren Wellen des Hasses und der Sympathie beeinflußt und bestimmt wird.

Und das war grade für uns die würdigste Form, in Stein und Metall auf Jahrhunderte hinaus die zu ehren, die im gewaltigen Völkerstreit ohne Parteigebundenheit frei die Fahne erkoren, die ihnen für die Sache der Freiheit und Gerechtigkeit stand und die in ihrem Schatten für ein selbstgewähltes Ideal treu und mutig bis in den Tod ihr Blut hingaben.

Darum, weil die Idee in ihrer ganzen Reinheit, unbeschwert mit Symbolik von vergänglicher Bedeutung, herausgearbeitet ist, wehen Ewigkeitsschauer um die herrlichen Körper dieser Bronzejünglinge, deren einer in monumentaler Wucht und Ruhe an der Leiche des Kameraden wacht, während die lichtumflossene Figur der klassischen Siegesgöttin Nike die Krone des Lebens hoch über sie hält.

Claus Cito hat in der Konzeption dieses Denkmals wie in der Ausführung sich als ein Künstler von stärkster Begabung, ergreifend ernster und tiefer Veranlagung und hervorragendem technischem Können offenbart.

Nach den Helden, die seine Hand verewigt, gebührt ihm, dem Schöpfer des Denkmals, die Palme des Tages.

An seiner Seite muß der schweizer Architekt Bernoulli genannt werden, dem das Ganze in der Gesamtwirkung seiner Linien den Charakter verdankt, der jedes echte Kunstwerk auszeichnet: die edle Einfachheit und die Harmonie der Verhältnisse.

Als musterhaft ist endlich die Verwaltung des Denkmalsonds in den Büros der Firma Nik. Zimmer zu nennen, wie überhaupt die Durchführung des ganzen Werkes durch den engeren Ausschuß unter Leitung des Herrn Ch. Larue bis ganz zuletzt vorbildlich war.

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  • cultural memory: gëlle Fra
KatalognummerBW-AK-011-2404