Original

26. Juni 1923

Es gibt dankbare und es gibt undankbare Amerikaner. Jedes kleine Mächen kann Ihnen das aus seinen Erinnerungen bestätigen. Herr Cecil A. Reed aus Aeworth, Georgia (everything is peaches down in Georgia) ist ein dankbarer Amerikaner.

Ich stelle sofort fest, daß das mit den kleinen Mächens nichts zu tun hat. Sondern Herr Cecil A. Reed schreibt ein Buch über Europa, und darin ..... Doch ich will nicht vorgreifen.

Dieser Tage bekam der Herr Bürgermeister von Luxemburg folgendes Schreiben:

The Honorable MayorLuxemburg City Luxemburg.

My dear Sir - ich will es lieber auf deutsch hersetzen:

„Im Jahr 1918 war unser Regiment während der letzten Novemberwoche in einem kleinen Dorf, namens Blachette oder so ähnlich, einquartiert. Es war ungefähr zwei Meilen von einem andern kleinen Dorf, das Eisenborn hieß.

Da ich Wert darauf lege, kleine photographische Ansichten von allen Ortschaften zu sammeln, in denen wir einquartiert waren, so würde ich es als eine große Gunst betrachten, wenn Sie mir einige Ansichtskarten oder kleine Aufnahmen von Blachette und Eisenborn oder irgend welcher Landschaft oder Ortschaft aus der Umgegend schicken wollten. Ich schreibe an einem Buch über meine Reise in Europa, und da ich immer fand, daß Luxemburg bei weitem die schönste Gegend war, durch die wir kamen, so halte ich sehr darauf, mir kleine Aufnahmen aus dem Land zu verschaffen. Grade bevor wir Luxemburg verließen und über den Fluß kamen, der das Land von Deutschland trennt, zogen wir durch eine Anlage, die einem schönen Nationalpark glich. Ich möchte mir ebenfalls ein paar Ansichten aus dieser Umgegend verschaffen.

Ich weiß nicht, was diese Aufnahmen kosten werden, aber ich werde Ihnen gerne in Tausch ein paar andere aus der hiesigen Gegend der Vereinigten Staaten senden und Ihnen das Porto und die Auslagen erstatten.

Ich werde immer mit großem Vergnügen an die Woche zurückdenken, die wir im Großherzogtum Luxemburg zubrachten. Wir genossen dort mehr Gastfreundschaft, als irgendwo anders in Europa und Sie werden dafür allezeit in meinem Herzen einen bevorzugten Platz einnehmen.

Ich werde Ihnen für die Beschaffung dieser kleinen Ansichten sehr dankbar sein und Ihnen gerne den Gefallen vergelten.

HochachtungsvollCecil A. Reed.“ (Adresse s. oben.)

Man hatte ja schon vorher aus dem Munde amerikanischer Freude gehört, daß es ihnen auf ihrem Trip durch die alte Welt am allerbesten im Luxemburgischen gefallen hatte. Aber nun will einer dies Lob gar in ein Buch schreiben und vor aller Welt mit seinem Namen dafür einstehen, daß Luxemburg das schönste Ländchen ist und die gastfreundlichste Bevölkerung hat.

Daraufhin wird zweifellos ein Rinnsälchen des großen Touristenstroms, der sich alljährlich aus den Vereinigten Staaten über den alten Kontinent ergießt, auch unsere kleine Heimat bewässern, und es ist, möchte ich sagen, eine nationale Pflicht, daß wir alles tun, um Herrn Cecil A. Reed in den Augen seiner Landsleute nicht Lügen zu strafen. Die Natur wird ja schon das Ihrige tun und sich den Amerikanern von 1923 und 1924 im selben Licht zeigen, wie denen von 1918. Aber die Gastfreundschaft wird wohl etwas kostspieliger geworden sein. Darum ist es gut, daß alle, die es betrifft, sich vor Augen führen, wie die Amerikaner es mit der Reklame für Land und Leute halten und daß vorkommenden Falls ihre Propaganda auch in entgegengesetzter Richtung sich auswirken kann.

Der Herr Bürgermeister von Luxemburg wird sicher den Wunsch des Herrn Cecil A. Reed erfüllen. Ich habe trotzdem dessen volle Adresse angegeben in der Voraussetzung, daß vielleicht der eine oder andere Leser ihm Bildermaterial für sein Buch einsenden möchte.

Bemerkt sei noch, daß mit dem schönen Nationalpark und dem Fluß, der uns von Deutschland trennt, nur die Mosel und Bad Mondorf gemeint sein können. Ansichten von dort werden sicher leichter zu beschaffen sein, als von Blascheid und Eesebrr.

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KatalognummerBW-AK-011-2430