Sie saßen vor dem Schlafengehen in der lauen Sommermitternacht zusammen, ein Klumpen gemütliche Sommerfrischlinge. Hatten an nichts anderes zu denken, als an das, was unsere Heimatsprache mit „kurzer Gang und gute Weide“ bezeichnet.
Also sprachen sie von der guten Weide. Kamen vom Fleisch auf das Geflügel, auf den Fisch und auf die Mehlspeisen. Das stand fest: Daß man in Holland das schönste Fleisch aß, in Italien die bestbereiteten Fische, in Frankreich das beste Geflügel und in Österreich die köstlichsten Mehlspeisen.
Da sagte die junge Frau mit den schönen, gütigen, gescheiten Augen:
„Laßt mich in Ruh mit Euern Wiener Mehlspeisen. Es gibt nur eine Mehlspeise: Das ist der luxemburger Pfannekuchen!“
Ihr Mann sprach belehrend vom Pfannekuchen in der Geschichte und Geographie. Wies nach, daß zwischen einem Berliner und einem luxemburger Pfannekuchen ein noch größerer Unterschied besteht, als zwischen einem Berliner und einem Luxemburger. Sprach von dem bayrischen und tiroler Kaiserschmarren, wobei die einen Wilhelm und die andern Franz Joseph meinten, und es war immer derselbe Schmarren. Machte auf die interessanten regionalen Abweichungen in der Bezeichnung des luxemburger Pfannekuchens aufmerksam: Pankoch in Luxemburg, Pankech in der luxemburger Bannmeile, Panko’ch an der Mosel, Pangech mit langem A in und um Esch herum - vom Heidekornpfannkuchen nicht einmal zu reden.
Die junge Frau hatte träumerisch zugehört.
„Wenn nur das Wort fällt, bekomme ich Heimweh. Wenn meine Mutter Pfannekuchen buk, standen all ihre Kinder um sie herum und aßen ihr das köstliche, butterglänzende Fabrikat unter den Händen weg, und wenn es hieß: zu Tisch! hatte niemand mehr Hunger und sie trug ärgerlich die letzten Pfannkuchen in eine leere Stube.“
„Meine Mutter ....“ wollte einer beginnen. Da sagte die junge Frau:
„Meine Mutter auch. Sie drehte den Fladen über der Pfanne hoch in der Luft, und ich habe es von ihr gelernt. Das meinten Sie doch?“
„Jawohl,“ sagte der andere und lächelte verschmitzt. „Aber meine Mutter konnte es noch besser. Sie warf den Pfannkuchen durch den Schornstein hoch, lief durch den Hausgang hinaus und fing ihn draußen mit der Pfanne auf. Etsch!“
„Sie sind ein Ekel!“ sagte die junge Frau. „Was essen Sie am liebsten: Pankoch, Panko’ch, Pankech oder Pangech?“
Die Meinungen waren geteilt. Einer aber sagte am allerinnigsten: „Pangech!“ Und sein Nachbar, ein fleißiger Kirchensänger, zitierte mit himmelwärts gekehrten Augen: „Pangech angelorum!“
Es war schon, wie Sie sehen, recht spät. Trotzdem erbot sich die junge Frau, für die Tafelrunde Pangech zu backen. Sie wollte nicht garantieren, daß sie das Kunststück mit dem Schornstein fertig bringen würde. Alle protestierten und wollten ihr das Pfannkuchenbacken um Mitternacht nicht zumuten. Aber sie hätte es wahrhaftig getan. Und andern Morgens sagten alle, sie hätten für ihr Leben gern den späten Pfannekuchen gegessen.
Aber so ist die feige Bande. Fühlen, wie ihnen die Zähne wässern, und haben nicht den Mut ihrer Gelüste.