Original

12. Juli 1923

Der letzte Jahresbericht der luxemburger Handelskammer behandelt in zwei aufeinander folgenden Abschnitten zwei luxemburger Industrien, die sich als besonders interessant sub specie der belgischen Kundschaft darstellen: Die Schaumweinfabrikation und das Hotelwesen.

Im ersten Abschnitt wird der wachsende Absatz der luxemburger Schaumweine nach Belgien verzeichnet, im zweiten wird u. a. für Bad Mondorf eine Statistik mitgeteilt, wonach von den 1683 Kurgästen der Saison 1922 auf Belgien allein zirka die Hälfte, genau 804 kommen, auf Frankreich 433, England 100, Holland 9, Deutschland 6, andere Länder 8. Den Rest stellte Luxemburg mit 413.

Dieses Jahr dürfte sich das Verhältnis noch erheblich weiter zugunsten von Belgien verschieben. Im Hôtel du Grand Chef zum Beispiel, das, wie übrigens die andern renommierten Häuser am Platz, bis unters Dach belegt ist, gab es bisher kaum 1-2 Prozent Luxemburger, der Rest besteht aus Belgiern, sporadisch mit Franzosen durchsetzt. Von den Belgiern sind die meisten aus Antwerpen, das größte Kontingent stellen darnach die Brüsseler.

Es ist auffallend, daß grade die Großstädter in diesem Verhältnis einen Badeort, wie Mondorf, bevorzugen. Ein Reeder aus Antwerpen fragte dieser Tage, ob es wahr sei, daß Bad Mondorf früher viel bedeutender war und daß man abends sich nur im Smoking zeigen durfte. Seine Frau habe das beim Coiffeur gehört. Wenn diese Zeiten in Mondorf wiederkämen, würde er sich eine andere Sommerfrische suchen.

So findet zwischen Belgien und Luxemburg eine Art Endosmose und Exosmose statt, indem die belgischen Großstädter zu uns herüberkommen, um ein paar Wochen die idyllische Ruhe von Mondorf zu genießen, während die Luxemburger, die es nach rauschendem Gesellschaftsleben mit Konzerten, Theater, Tanz und Spiel verlangt, ihre Tausendfrancnoten nach den belgischen Küstenbädern tragen.

Rebus sic stantibus stellt sich die Frage der Spiele und der Verpachtung. Da fallen wir, wenn wir genauer zusehen, in einen verflixten Zirkelschluß. Die Moralitätsbedenken sind scheint’s heute viel weniger scharf und allgemein, als früher, und manch braver Rechtsparteiler fände sich gerne mit dem Odium @ Hazardspiele in Mondorf ab, wenn dadurch u@ Defizit einer Entfettungskur unterzogen und @ Steuerzahler entsprechend entlastet würde.

Wenn es so wäre, daß wir morgen beim Aufwa@ in Mondorf ein fixundfertiges Monte Carlo @ fänden, mit Kursaal und modernen Hotels und e@ Kundschaft von Millionären und was dazu geh@ so würden wahrscheinlich die Prüdesten dazu sa@ In Gottes Namen. Aber so würde sich die S@ wahrscheinlich nicht abspielen. Die Kundschaft ei@ Spielbades verlangt Luxus, den Luxus können @ die Spiele bringen. Der Pächter würde mit @ Spielen anfangen, die ja keine langen @ bereitungen verlangen, und dann erst den L@ schaffen. Bis dahin käme nach Mondorf nicht @ große Spielerwelt, die das Geld bringt, sondern h@ wahrscheinlich nur der Abschaum, der mehr @ braucht, als er auszugeben hat. Und dann adieu @ goldnen Zukunftsträume! Oder halten Sie es @ möglich, daß ein Pächter 10, 20 Millionen in @ dorf verbaut und erst dann seine Roulette @ richtet?

Trotz dem derzeitigen Notbetrieb mit drei B@ bütten war Mondorf nicht totzukriegen. Die @ nung ist also erlaubt, daß nach Erstellung des @ baues, von dem zurzeit dringender als je gem@ wird, der Betrieb rentieren könnte. Freilich @ das Ganze vom Staat mehr als Geschäft den@ Liebhaberei aufgefaßt werden.

Man sucht nach wirksamen Formeln für @ Reklamen, die in Belgien unser Staatsbad und @ Wasser anpreisen. Fragen Sie einen der @ werpener oder Brüsseler Großkaufleute, die in @ dorf Erholung und Genesung suchen. Er wird @ sagen: Geben Sie uns einen direkten Fernsprechd@ damit wir nicht immer halbe Stunden auf @ bindung zu lauern brauchen, so zieht das mehr @ werpener und Brüsseler an, als die teuerste Zeit@ reklame.

TAGS
  • Bad Mondorf - finance
KatalognummerBW-AK-011-2444