Auch über den Krieg sind einige interessante Bücher geschrieben worden. Eines davon ist „Der Krieg der versäumten Gelegenheiten“, von General Max Hoffmann. (Verlag für Kulturpolitik, München.)
Es soll die Frage beantworten: „War es nötig, daß Deutschland den Krieg verlor, und welche Persönlichkeiten oder Verhältnisse waren schuld daran, daß es ihn verlor?“
Bei Kriegsausbruch war der Verfasser Bataillonskommandeur im badischen Infanterieregiment Prinz Wilhelm. Die Mobilmachung brachte ihn als ersten Generalstabsoffizier zu dem für den östlichen Kriegsschauplatz bestimmten Oberkommando. Dort blieb er in immer verantwortungsvollerer Stellung bis zum Zusammenbruch und hatte u. a. Gelegenheit, bei den Friedensverhandlungen von Brest-Litowsk eine hervorragende Rolle zu spielen.
Das Buch ist ein Muster der Gattung „Soldatenliteratur“. Im besten Sinn, soll gleich festgestellt sein. Der Stil ist von wohltuender Knappheit und Treffsicherheit im Ausdruck, derart, daß ich im Ernst vorschlage, einmal ein Werk dieser Art als Lektüre bei unsern mittleren Lehranstalten einzuführen, als Gegengewicht gegen den Schwulst, das Schwadronieren und die Ungenauigkeiten, die sich unsere Pennäler in den Jahren zwischen 15 und 20 nur zu gerne angewöhnen, zumal unter Lehrern, die gelegentlich der Dichtkunst frönen.
Jenem soldatischen Ton entspricht inhaltlich der erfrischende Freimut, mit dem General Max Hoffmann alles sagt, was er auf dem Rohr hat. Er spricht ohne falsche Scham davon, wie zum Beispiel einem russischen Oberst im Generalstab 1902 der russische Aufmarsch abgekauft wurde, wie der Überfall Belgiens langer Hand vorbereitet war, wie der deutsche Gesandte in Tokio 1894 sich von dem französischen und russischen Kollegen übers Ohr hauen und vorschieben ließ, um das Ultimatum wegen Port Arthur zu überreichen, das 1914 die Japaner in wörtlicher Übersetzung wegen Tsingtau an Deutschland zurückgaben. Mit den Amerikanern setzt sich der Verfasser sehr burschikos auseinander. Ihre Wutausbrüche wegen Versenkung der „Lusitania“ findet er kindisch, sie hatten ja nicht nötig, ihre Vergnügungsreisen grade unbedingt in das deutsche Sperrgebiet zu richten.
In seiner Beurteilung der einzelnen Heerführer nimmt General Hoffmann in Lob und Tade@ Blatt vor den Mund, nur wo es sich um den @ und Hindenburg handelt, übt er äußerste Disk@ Von Majestät geht nur zwei- oder dreimal mi@ fallender Objektivität die Rede, das Subjektiv@ sich jeder hinzudenken. Während bei jedem An@ Feldherrn-Eigenschaften Ludendorffs gepriesen@ den, bleibt Hindenburg total im Hintergrund@ tritt nicht in einer Zeile handelnd auf. Die Ma@ schlacht hat General v. François gewonnen. @ schlimmsten kommen die Oberste Heeresleitung @ Falkenhayn weg, der die schönsten Pläne Ludend@ Conrads und - des Verfassers durchkreuz@ „das Kapital, das in dem stolzen Heer un@ nationalen Begeisterung vorhanden war, in @ Jahren vertan hatte, ohne irgendeinen Erf@ erreichen“. Der neue Kaiser von Österreich wa@ junger Monarch, der Deutschland und die @ zollern haßte, von einer ehrgeizigen Frau getr@ die mit ihren Sympathien im feindlichen @ stand“ und der gelegentlich beim Aussprechen @ militärischen Ansichten „einen großen Mang@ Verständnis entwickelte“.
Die k. u. k. Truppen kommen im Grunde ni@ besser weg, als ihr Kaiser und König.
Hochinteressant ist das Kapitel über die Fri@ verhandlungen in Brest-Litowsk und das G@ der Russen, namen@ch Joffé’s und Trotzk@ Episode aus einem Roman von Gregor Sa@ liest sich die Stelle, wo General Hoffmann de@ mutung Raum gibt, General Rennenkampf ha@ Tannenberg dem Heerführer Samsonow aus @ licher Feindschaft die funkentelegraphisch dr@ erbetene Hilfe nicht geschickt und dadurch die @ bare Niederlage herbeigeführt, nach der sich @ sonow erschoß.
Die drei verpaßten Gelegenheiten, nach @ General Hoffmann sein Buch benennt, sind: @ erste Schlacht an der Marne, die, wie auch der @ prinz in seinem Buch versichert, mit einem de@ Sieg hätte endigen müssen; 2) Die Entscheidu@ nach dem Marne-Rückschlag im Osten zu suchen@ 3) Die russische Revolution, die Deutschland au@ mußte, um dort durch Niederschlagen des Bolsc@ mus und Einsetzen einer neuen Regierung sich @ neuen Bundesgenossen und Rückhalt zu verscha@
Was aber, wenn Deutschland wirklich den @ gewonnen hätte?
Dann wäre, was nach dem Zusammenbru@ morsch und verrottet abfiel, künstlich wieder@ gequickt worden und der Wilhelminismus, @ heute in Deutschland jeder spuckt, wäre @ Trumpf geworden. Leute, wie General Hoffma@ sich auch im Sieg zu bescheiden wissen, wäre@ den Draufgängern, die schon Belgien und das @ von Briey annektiert hatten, an die Wand @ worden. Es kam anders, und, wenn wir dem@ Vischer glauben, schließlich sogar besser für D@ land, das eines tiefen Falls bedurfte, um sich @ zufinden.
In diesem Sinn sind folgende Sätze zu beh@ mit denen die deutschfreundlichen „Bagler @ richten“ ihre Besprechung des Hoffmann’schen@ schließen:
„Aber bei allem Mitgefühl mit dem g@ Deutschland wird der ruhige Beobachter sich da@ was sich ein General Hoffmann und überha@ deutscher General eben nicht sagen kann: da@ Zehntel der Erdbewohner im festen Wille@ bunden waren, sich eine deutsche Weltherrscha@ gefallen zu lassen. Dieser Wille hätte fortbest@ auch wenn alle „versäumten Gelegenheiten“ @ deutschen Obersten Heeresleitungen nicht @ worden wären. Einmal hätte sich dieser Wille@ das Reich Wilhelms II. durchgesetzt, wie @ schließlich gegen das Reich Napoleons I. dur@ hat. Halbe oder ganze Friedensschlüsse hät@ zwischen kommen können. Vielleicht wäre ein @ krieg wie der Dreißigjährige entstanden. @ wird ein noch so gescheidter Militär den P@ überzeugen, daß es hätte gelingen können und @ die Welt unter die Botmäßigkeit eines V@ bringen, das für alles begabt ist, nur nicht für@ @arck bildete eine Ausnahme, und die Ausnahme @tigt die Regel.“
@ch in den Ausführungen des Generals Max @ann ist nicht selten Bismarck’scher Geist zu @en. Vielleicht liegt es an diesem Geist, daß er @rieg mit seinen Ansichten in Berlin nicht durch@g.