Original

13. Oktober 1923

Joe Squibbles bereitet, heißt es, einen neuen Vand «A la manière de» vor.

Ich bin in der angenehmen Lage, eine Probe daraus als Primeur mitzuteilen: die Parodie einer Zuschrift, die in dem bekannten luxemburger Witzblatt „Mama Etta“ die Aufstellung des Monument du Souvenir geißelt.

„Es hätte der gewandten Feder unserer „Mamm“ bedurft, um die Unverfrorenheit gebührend zu brandmarken, mit welcher man uns Luxemburger Frauen den Schimpf und die Schmach angetan, das bekannte Monument du Souvenir-Denkmal aufzustellen.

Und dies noch mit Hilfe unseres eigenen schönen Geldes! ....

Man lasse sich’s gesagt sein: Wenn nochmals für angebliche gemeinnützige Zwecke gesammelt werden sollte, dann sehen wir uns die näheren Umstände dieser Sammlung näher an, um, je nachdem, unsere Börse zu öffnen, oder feste zuzuknüpfen.

Lange ließ ich den Ärger in mir kochen, weil ich hoffte, die „Mamm“ werde auf dem Plan erscheinen; doch jetzt, infolge einer dieser Tage stattgefundenen Begegnung, muß ich mich aussprechen.

Gelegentlich eines Spazierganges im Park mit meinem Manne, stieß ich dort auf eine befreundete Dame, die gleich uns mit ihren Kindern, drei allerliebsten Engelein, die so notwendige frische Luft aufgesucht hatte. Nach den üblichen Begrüßungen brach sie in höchsten Unwillen aus: „Nein, es ist doch eine wahre Schande, daß man uns den schönen Konstitutionsplatz, den interessantesten der Stadt, so verschampuliert hat. Es war immer mein Lieblingsspaziergang, dort wo einerseits die Kinder hinunterlugen durften in das liebliche Petrußtal, anderseits an dem Leben und Treiben der von und nach dem Bahnhof zustrebenden Menge sich ergötzen und zerstreuen konnten. Nun ist diese so angenehme Erholungsstätte mir verleidet, weil ich die Augen meiner unschuldigen Kinder nicht dem steten Anblick der abscheulichen Gestalten aussetzen will. Wie wäre es wohl möglich den Platz wieder zu säubern! ...“ Ja, die schwere Verantwortung derjenigen, die durch ihr laisser faire und laisser aller die Errichtung einer solchen Monstruosität ermöglicht haben!

Dem Enthüllungsrummel habe ich nicht angewohnt, weil ich es unter meiner Würde hielt und ich mich vor mir selbst geschämt hätte. Doch, weißt du, liebe „Luxemburger Frau“, was mir bei nachträglicher Besichtigung der „gölle Fra“ eingefallen ist? - Nichts mehr und nichts weniger als das „Knetzelkäthchen“ der franz. Revolution, jene infame Göttin der Vernunft, die bald als feile Dirne, bald als schamlose Statue sogar auf Altären aufgestellt und von dem Pöbel geseiert wurde.

Man mache uns auch nicht weis, das Monument stelle luxemburgische Legionäre dar. Denn weder Zeitgenosse noch Nachfahre, weder Inländer noch Ausländer vermag in diesen Bildern luxb. Legionäre zu erkennen. Unsere Legionäre selbst sehen sie nicht als ihres Gleichen an.

Wo der liebe Gott eine Kirche hat, baut der Teufel sich eine Kapelle daneben. Lange, lange hat’s ge- dauert, bis dieses Sprichwort zum Wahrwort unserer Stadt geworden, und nun ist’s doch sache! Und zwar aus Anlaß des furchtbarsten Kriege und mittelst der Beiträge von Stadt, Land, die von den Greueln dieser Weltkatastrophe wunderbar durch unsere hehre Landespolitik geschützt worden sind. Kathedrale und Mo du Souvenir versinnbilden die Wahrheit des Sprichwortes.

O wir dummen, dummen luxemburger Kat die sich so dupieren lassen!! ... Doch Schluß!

Es grüßt freundlichst, auch eine Dupierte

1. Postskriptum: Ich erfahre nachträglich, daß mystifiziert wurde. Die Zuschrift ist keine sondern stand wortwörtlich in der „Mama Etta“

2. Poststriptum: Ich erfahre noch nachträglich, daß die „Mama Etta“ mystifiziert wurde. Die schrift war von Joe Squibbles bei ihr eingesch

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KatalognummerBW-AK-011-2482