Original

14. November 1923

Die ersten Menschen nährten sich bekanntlich @ Wurzeln und tranken dazu Wasser und kleideten @ in Tierfelle.

Wasser und Wurzeln kann man auch heute noch @ sogenannten zivilen Preisen kaufen Aber mit @ Tierfellen ist es seit Adams und Evas Zeiten and@ geworden. Wer sich heute mit ihnen behängen @ muß Geld, viel Geld in seinen Beutel tun.

In der Bibel, I Mose, 27. Kapitel, 11. Vers, sp@ Jakob zu seiner Mutter Rebekta:

„Siehe, mein Bruder Esau ist rauch und ich gla@

Seither heißen die Pelzwaren auch Rauchwa@ Bekanntlich führte damals Rebekka ihren Gem@ Isaak mit ihrem Sohn Jakob hinters Licht, in@ sie dem Jungen, der ihr Liebling war, die F@ von zwei Vöcklein um die Hände tat „und wo @ glatt war am Halse“, und aus den Böcklein @ Wildpretplatte bereitete, die Jakob seinem Vater @ das Ergebnis einer Jagdpartie seines Ältesten @ eintrug, wobei er sich von ihm betasten ließ @ seinem Bruder Esau den väterlichen Segen sch@ Auch heute noch gelten Felle als das gangb@ Mittel, in Identitäten zu schwindeln.

Die Mode, der unsre Stammütter gehuldigt hat@ griff immer weiter um sich, und als auf Stunde@ Umkreis nicht mehr das nötige Getier vorkam, @ die Männer ihren Frauen zulieb das Fell @ die Ohren ziehen konnten, durchstreiften sie fre@ Erdteile, gingen nach Rußland, Sibirien, Kan@ Alaska, gründeten Gesellschaften, die ihre Tra@ weit fort in die Wildnis schickten und Menschenle@ aufs Spiel setzten, damit sich in den Städten @ Frauen in echten Zobel, Biber, Silberfuchs, Seal@ Skunks, Nörz, Chinchilla, Opossum, Astrachan @ hüllen konnten. Die Haustiere waren bisher vo@ Grausamkeiten der Pelzmoden mehr oder weni@ sicher, bis auf die Kaninchen, deren Felle nicht sel@ als Zobel in den Schaufenstern Auferstehung fei@ genau wie die minderwertigen Jahrgänge uns@ Grächen als Piesporter und Liebfrauenmilch @ Leuten getrunken werden, die mehr Geld als Gau@ haben. Ab und zu freilich sieht man, daß ein K@ oder Hundefell, zu Pantoffeln verarbeitet, zu E@ kommt. Nur die Haut ungeborener Füllen war @ Zeitlang berufen, sich mit Zobel und Biber @ Chinchilla usw. um die Gunst der Modedamen @ streiten. Nicht lange, denn dieser Haut fehl@ Haupterfordernis, die Zärtlichkeit und Weichheit, @ trotz der Bezeichnung Rauch- oder Rauhware @ Pelzbekleidung eignen muß und es den Damen @ möglicht, einen Pelzmantel so zu tragen, wie @ getragen werden muß: Indem sie ihn nämlich @ so sehr anziehen, als sich hineinwickeln bezw. sich @ ihm von dem geliebten Wesen herauswickeln l@ wie ein köstliches Bonbon.

Lange wagten es im Zeitalter der Kultur @ Menschenkinder nicht, die Haut der Tiere so zu tr@ wie diese sie getragen hatten, nämlich mit den Ha@ nach außen, obgleich man doch sagen sollte, @ müsse die praktischste Tragart sein, weil sie von der Natur angegeben wird. Zuerst waren es die Frauen, die dazu übergingen, den Pelz mit der behaarten Seite nach außen zu tragen, dann folgten die Männer ihnen in dieser Mode nach mit dem Erfolg, daß sie darin immer wild und barbarisch, die Frauen dagegen immer weich und hingebend aussahen.

Männliche Pelzmäntel geben oft über den Charakter ihrer Träger einigen Aufschluß. Für Theaterdirektoren haben sie gradezu die Bedeutung einer Uniform. Vor dem Krieg war nicht einmal ein Schmierendirektor ohne Zylinder und Gehpelz denkbar. Es gibt männliche Pelzmäntel, an denen nur der Kragen, und andere, an denen nur das Futter aus Pelz besteht. Die Konsequenzen zieht der Beschauer stets von selbst.

Immerhin darf es als ein Glück angesehen werden, @aß Wasser und Wurzeln, als da sind rote Rübchen, Kartoffeln und dergleichen nicht ganz im selben Ver@ältnis sich verteuert haben, wie die Tierfelle, mit denen wir uns heute behängen. Für die Kartoffeln ist manchmal eine Ausnahme von der Regel zu nachen.

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