Im Kalender steht nur ein heiliger Nikolaus.
Im Leben aber steht an jeder Wegbiegung einer und mutet Dir zu, daß Du an ihn glaubst.
Du glaubst zum Beispiel als Kind, sagen wir einmal an die Schule. Sie füllt mit ihrem Ernst, ihrer Strenge, ihrem Reichtum Dein Leben aus, bis sie hinter Dir liegt, wie ein geleerter Luftballon.
Später glaubst Du vielleicht an die Liebe. Jahrelang. Die einen glauben an sie länger, als die anderen aber auch die Hartnäckigsten sehen eines Tages ein, daß sie einem Irrlicht auf den Sumpf gegangen waren.
Oder Du glaubst an die Politik? Man kann aus verschiedenen Beweggründen an die Politik glauben. Zum Beispiel weil man an die Menschen glaubt und daß den einen geholfen werden muß und die andern ihnen helfen wollen. An dem Tag, wo du einsiehst, daß die, die am lautesten schreien, am wenigsten der Hilfe bedürftig und am wenigsten der Hilfe bereit sind, klappt Deine Begeisterung für die Politik zusammen. Dann aber bist Du erst für die Politik reif.
Es kann auch sein, daß Dir der Sinn nach der Lorbeer des Ruhmes steht. Ach ja, der Ruhm hat schon bei vielen die Liebe ablösen und ersetzen müssen. Aber er ist auch einer von den heiligen Ricklaufen des Lebens, die nur beglücken, solang man nicht weiß wer und was dahinter steckt.
Sie gleichen alle jenem historisch gewordenen Kassenschrank der Schwindlerin Therese Humbert. Solange Polizei und Publikum glaubten, in dem Safe lägen die Millionen, auf die sich die große Therese immer berief, stand dies Möbel im Mittelpunkt des Interesses der ganzen zivilisierten Welt. Als es aber geöffnet wurde und nichts enthielt, gar nichts, nicht einmal 250 Millionen deutsche Mark zum Kurs von heute, da war sein Nimbus wie weggebalsen. Da war es weiter nichts mehr, als ein durchschauter S Niklaus, der dazu mit leeren Händen kommt.
Es gibt zweierlei Menschen: Solche, die eine Zeit lang an den heiligen Nikolaus glauben, und solche die nie an ihn geglaubt haben, ob sie auch so taten weil sie fürchteten, sonst weniger reichlich beschenkt zu werden.
Diese sind die Klügsten und Stärksten. Sie werden am wenigsten betrogen. Wer zum Beispiel nicht an die Liebe glaubt, wird schwerlich an gebrochenem Herzen sterben und auch sonst wegen des geliebten Gegenstandes keine Dummheiten machen. Die Politiker in der Politik haben, wie schon gesagt, den meisten Erfolg. Pfeife auf den Ruhm, so wächst der Lorbeer über den Kopf.
Aber die andern, die Nicklausgläubigen, die den warmen Herzen, das sind die Glücklichen.
Trotzdem nach Macchiavell den kalten Herzen der Welt gehört.