Original

7. Dezember 1923

Jeder wird sofort sehen, daß dies eine Geschichte ist, die nicht in Luxemburg passiert sein kann.

Sie trug sich vielmehr - sagen wir einmal - im amerikanischen Südwest zu, irgendwo am Border, in einer Stadt namens - sagen wir einmal - Stoneville, einer der ältesten diesseits der Grenze von Texas.

Da saßen eines Mittags beim schwarzen Kaffee und Skat - denn auch dort wurde schon Skat gespielt, weil in den sechziger Jahren altenburgische Goldgräber das Spiel eingeführt hatten - saßen also die Bürger von Stoneville beim schwarzen Kaffee und Skat, und die sonst nichts taten, unterhielten sich, nachdem sie den „Stoneville Herald“ fertig gelesen hatten, über die städtische Schwemmkanalisation.

Der alte Beringer, der vor drei Menschenaltern mit seinen Eltern aus Schlesien eingewandert war, erinnerte sich noch, wie dazumal zuerst von dem Bau der Schwemmkanalisation die Rede ging. „Ich war dazumal ein Kid, ein Junge von 10, 12 Jahren. Wir machten einen Bumm, weil es hieß, eine Gesellschaft von New York hätte sich erboten, für nicht ganz eine halbe Million Dollar die Sache in zwei Jahren zu fixen. Wir wollten mit diesen affigen Easterners nichts zu tun haben und sagten, wir machen es selbst.“

„Awl right!“ sagte der Sohn Beringers. Und der Enkel, der schon mit seinem Vater ins Wirtshaus ging, frug seinen Großvater:

„Wann werdet Ihr damit fertig?“

„Ich hoffe es noch zu erleben,“ sagte der alte Beringer.

„Ich auch,“ sagte sein Enkel.

„Ihr seht ja, wie sie so fleißig am arbeiten sind. Man merkt sofort, die Sache ist in guten Händen. An allen Ecken und Enden werden Straßen aufgegraben und wieder zugegraben. Das muß doch schließlich zu etwas führen.“

„O ja,“ sagte der Wirt, „unsere Straße war ja drei Wochen lang aufgewühlt, kaum daß meine Kunden noch durchfanden, ein Glück, daß sie endlich fertig sind.“

„Dabei hatten sie an derselben Stelle erst voriges Jahr aufgerissen,“ sagte der jüngste der drei Beri@

Ben Spitzhacker ‚der Vorarbeiter der Schicht, @ die Straße draußen aufgebuddelt hatte, kam her@ Er hatte ein freundliches, pausbackiges Gesicht, @ frische Luft und gesunde Kost die Farben der ew@ Jugend verliehen und aus dem eine prächtige, sil@ beschlagene Meerschaumpfeife heraushing.

„Hallo Ben!“ rief es ihm entgegen. „Have @ dri@ old chum, son-of-a-gun!“

Ben Spitzhacker ließ sich behäbig auf der Plüsch@ hinter einem Marmortisch nieder und bestellte @ einen Kaffee.

„Freust dich wohl, daß die Arbeit fertig ist?“ @ der alte Beringer.

Ben sog ein paarmal an seiner Pfeife, gr@ hm hm, hielt das braungelbweiße Meerschaumgeb@ auf Armslänge von sich ab und sagte zärtlich:

„Aha, Luderchen, ich hab dich doch wiedergekri@

„War das denn nun endlich das letzte Mal?“ @ der Wirt.

„Wieso?“

„Habt Ihr diesmal wirklich die Leitung @ gemacht, braucht Ihr nun nicht mehr aufzureißen?@

Ben Spitzhacker zuckte die Achseln.

„Was liegt mir an der Leitung!“ sagte er @ werfend. „Wenn Ihr glaubt, ich hätte der Lei@ zulieb die Straße aufgegraben!“

„Ja, aber, warum denn sonst?“

„Seht Ihr die Pfeife! Die hatte ich mir vor @ Jahren funkelnagelneu gekauft. Ein Vermögen @ sie gekostet. Und ich hatte sie angeraucht, es war @ Pracht. Sie sah aus, wie ein Abendrot. Als wir @ letzte Mal hier den Graben zugeworfen hatten, @ meine Pfeife verschwunden. Ich zergrübelte mi@ Kopf, wo sie geblieben sein konnte. Immer @ fraß sich bei mir die Überzeugung, daß wir sie @ mit eingegraben hatten. Darum ließ ich die S@ wieder aufreißen. Drei Wochen lang ließ ich @ Schaufel Erdreich auf meinen Schatz untersu@ Nichts! Am Ende der dritten Woche fand ich me@ Pfeife in einer alten Hose, die ich seit Jahr und @ nicht mehr angehabt hatte.

Da ließ ich den Graben wieder zuwerfen.“

Also Ben Spitzhacker.

„Ich glaube nicht, daß ich es noch erleben w@ sagte der jüngste Beringer.

Sie sehen sofort, dies ist eine Geschichte, die @ in Luxemburg passiert sein kann.

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KatalognummerBW-AK-011-2527