Die Gründung eines Vereins mit dem Motto „zurück zur Scholle“ weckt die Erinnerung an Bestrebungen, die auf die Erhaltung der alten Bauerntrachten gerichtet waren. Nicht hier, denn wir hatten wohl nie eine besondere Bauerntracht im Sinn zum Beispiel der Volkstrachten des badischen Schwarzwaldes.
Ich denke eben an den Verein, der zu gedachtem Zweck unter dem Protektorat der Großherzogin von Baden wirkte. Ohne tiefer gehenden Erfolg, weil sich die meisten Volkstrachten überlebt haben.
Die Tracht ist symbolisch für den Träger. Sage mir, wie du dich kleidest und ich sage dir, wer du bist. Der Drang zur Kultur veranlaßt die bäuerlichen Schichten zuerst zur Aneignung der Äußerlichkeiten, die auf Verfeinerung der Sitten deuten oder doch deuten sollten. Kleider machen Leute. So wurde die „Schip“ - die recht unmännlich aus der jupe entstanden ist - durch den Rock und die Mütze durch den Hut ersetzt. Es gibt oder gab aber auch ein Bauerntum; das im selbstherrlichen Bewußtsein seines Wertes sich für ebenbürtig mit den Städtern hielt und dies auch in der Tracht zum Ausdruck bra@ Diese trotzige Wesens- und Wertbetonung setzt @ große wirtschaftliche Unabhängigkeit voraus, und @ gab es bei unserm weit parzellierten Bauer@ nicht als eine allgemeine berufliche Eigenart.
Dort, wo es sie gab, sind die eigentlichen Baue@ trachten entstanden. Sie sind auf der Männerse@ sehr oft ein groteskes Gemisch von Pfarrer, Minis@ Offizier und Stutzer, bei den Frauen eine monstr@ Ausgeburt von Ungeschmack und Protzentum. Un@ den reichen badischen Ortstrachten gibt es nur wen@ die vor der Ästhetik einigermaßen bestehen. Auf @ meisten paßt unser Wort: „En aß geröscht we@ danzen Ochs.“ Erst kürzlich sah man in unsern Straß@ Beispiele von Ausläufern jenes Ungeschmacks, bied@ Zimmerleute - aus der Gegend von Regensbu@ hieß es -, die über einem Samtanzug mit ph@ tastischem Hosenschnitt und extravaganten Uhrkett@ schmuck die zylindrische Hutmißgeburt trugen, die @ deutsche Volkshumor Zivilhelm getauft hat.
Da wir von Frauentrachten reden: Ist es nicht @ fallend, daß den apokalyptischen Kopfbedeck@ formen mancher deutschen Frauenvolkstracht @ graziösen Häubchen so vieler französischen Pro@ lerinnen gegenüber stehen?
An den Trachten erleben wir die Bestätigung @ obersten ästhetischen Gesetzes, des Gesetzes der Z@ mäßigkeit. Eine Frau, die sich hübsch machen @ setzt sich ein Häubchen auf, das ihr zu Gesicht s@ Die Frauen von Arles zum Beispiel wollten hü@ sein, darum erfanden sie das reizende Häubchen, @ sie noch heute gerne tragen und das wir au@ „Arlésienne“ kennen. Die Bäuerinnen von X-@ Yach wollten mit ihrem Reichtum protzen und stül@ sich Hutungetüme auf den Kopf, die ihre Töchter @ Enkelinnen heute benutzen, um Schnittbohnen auf @ Speicher darin zu trocknen, Jede Tracht, die aus @ Bedürfnis zum Protzen, zur Ausbreitung des @ riduums hervorgegangen ist, ist dem Unter@ geweiht. Jede, die Zweckmäßigkeitsgründen ihr D@ verdankt, ist schön und wird bleiben. Es gibt @ zweckmäßigere und schönere Bauerntracht, al@ oberbayrische. Nicht allein ließe sich ein oberbayr@ Bua eher totschlagen, als daß er seine Joppe @ seine Hirschledernen gegen einen städtischen A@ vertauschte, sogar und erst recht am Sonntag, @ Tracht erobert umgekehrt die Stadt, und zur @ der Sommerfrische laufen in den Bergen und @ Seen zwischen Murnau und Tölz ganze Stämme @ Kommerzienratsfamilien, Vater, Mutter, Söhne @ Töchter, in kurzem Wichs und Deandlkostümen he@ was eigentlich polizeilich verboten sein müßte.
Wenn unsere Bauernburschen wüßten, wie sie @ seinen Damen in die Augen stechen, solange @ ihrer Arbeitstracht, den Hut oder die Mütze auf @ Ohr ganz das sind, was sie sind, und wie sie hin@ in der Masse verschwinden, sobald sie den S@ mimen wollen, sie hätten sich längst eine Tracht@ funden, in der sie auch an Sonn- und Feier@ Bauern bleiben und keinen papiernen Tagl@ gleichen.