Le roi est mort, vive le roi!
In Kopstal übersetzen sie das so: Die Kirmes tot, es lebe die Kirmes!
Dort haben sie nämlich die Niklauskirmes und die Pfingstkirmes. Die erste ist vorüber - leider - die andere freuen sie sich.
Über die erste schreibt mir ein Eingeborenen anheimelnde Dinge, daß ich nicht umhin kann, das meinen Lesern mitzuteilen. Sie haben den Reiz @ Alten, das für die Menschen einer versunkenen@ Zeugnis ablegt.
„Die Niklauskirmes von Kopstal war von al@ her eine der bekanntesten des Landes, wie übri@ Kopstal selbst wegen seiner Jahrmärkte, die beson@ stark mit Hämmeln beschickt waren, einen Ruf @ Aus jener Zeit schreibt sich wohl die Benen@ „Schofsknapp“ her, womit eine Erhöhung am Ein@ des Dorfes bezeichnet wird. Vielleicht haben @ Kopstaler aus jener Zeit den Spottnamen „Hämm@ daudi“ überkommen, der ihnen, sobald sie nach @ lingergrund oder in die Stadt kommen, zugern@ wird, heute freilich nicht mehr so laut, als frü@ warum? das wüßte manch einer wohl zu sagen.
Früher war schon die Einleitung zur Niklauskir@ ein Ereignis. Montags vor der Kirmes wurden @ Jud Seligmann aus Straßen Rinder und Hä@ in „Mechels“ Scheune geschlachtet. Auch der „R@ und der „Kaß Batti“ sorgten für das nötige fr@ Kirmesfleisch. Außerdem hing sozusagen vor je@ @us an der Leiter eine rosige Schweineleiche, groß @d klein. Dienstags, spätestens Mittwochs wurden @on den Hausfrauen die Fleischeinkäufe beim Selig@ann, Rull und Kaß Batti getätigt. Der Donnerstag @hörte nach alter Überlieferung der Kuchen- und @ortenbäckerei und dem Scheuern und Möbelwichsen. @lles Geschirr in Küche und Stube wurde vorgenom@en und gescheuert, bis es blendete, das alte Uhr@häuse, der Küchenschrank mit seinen kupfernen Be@lägen, alle Möbel, die es vertrugen, wurden ge@hnt, daß sie strahlten, wie junge Mädchenbacken, es @ar ein Genuß.
Dann kam der Freitag. Der Freitag war der Tag @r Treipen und des „Biwelamods“. Dieser wurde @it dem Beilen oder der Kordenaxt gehackt. Die @reipeströtz“ war in voller Tätigkeit, und wer keine @gene hatte, bekam die aus dem Nachbarhaus gern @liehen.
Am Samstag endlich war großes Reinemachen. Da @men die Weiber „hinten vorn“ aus den Haus@ängen. Von unten bis unters Dach wurde auf@waschen. Und abends setzten sich alle weiblichen @ausinsassen hin und wichsten den gesamten Schuh@stand. Und damit das Haus bis Sonntags hübsch @uber bliebe, wurde überall Stroh gestreut. Das @urde dann Sonntags früh von den Männern, die @s dem Minett oder aus dem Stockbusch heimkamen, @seitigt.
Sonntags wurde zum Frühstück in jedem Haus @ne Ausnahme eine Pfanne voll Treipen gebraten. @er selbst keine hatte, bekam ohne Fehl vom Nach@ geschenkt.
Um zehn Uhr zogen alle, groß und klein, zum Hoch@t, keiner ohne etwas Neues als Bekleidung. Und @ittags setzte man sich zum großen Kirmesessen @ieder, mit dem Familienbesuch aus allen Gegenden @s Landes. Menü: 1) eine gute Rindfleischsuppe von @eligmann; 2) Treipen; 3) Gehäcks (mit gebackenen @weischgen drin); 4) Rindfleisch mit Mostrich; @ Biwelamod; 6) Schinken mit Salat. Zum Nach@sch: Torte. Und auf dem Tisch fehlte dann auch nicht @e Flasche Branntwein. Tischgespräch, Märchen@zählen. Nur keine Politik!
Abends nach Tisch ging es zum Tanz bei Klemens, @chmieden, Wirtz, beim Fos, bei Schuppen: da war @ am lustigsten, da blies der blinde Storkemätt@aus @ühlenbach die Flöte zum Tanz, jedes Kind kannte @en Storkemätti.
So dauerte es bis zum Mittwoch, wo nachmittags @ie Kirmes begraben wurde. Die Dorfjugend zog @t Rinder- und Schinkenknochen hinter einer Zieh@rmonika durch die Dorfgassen nach dem Wirtzpesch @er den Jägschwiesen, wo die Kirmes begraben @urde.
Drei Tage wurde um die tote Kirmes getrauert, @nntags aber wurde ihre Auferstehung als Nach@mes gefeiert bis in den Montag hinein.
Und heute! Die schöne alte Kirmes ist nicht mehr. @r hie und da schlachtet noch einer ein Schwein, der @edert und der Kieffer haben des alten Seligmann @chfolge angetreten und sorgen für Fleisch und @, des Dömmi und der Hemes für Kuchen und @orten und „Nickläsercher“, der Klose Jang für @chokolade, aber die Poesie ist futsch, vom Sankt @klas spricht keiner mehr. Wenn’s hoch kommt, spielt @r Jünglingsverein oder die Musik Theater.“
Mein Gewährsmann ärgert sich weidlich über die @ei, die die alte Kopstaler Niklaskirmes sozusagen @ einem toten Flußarm gemacht haben, den Pastor @ilvester, den Küster Franz und den Champagner@rektor, wie er sagt.
Vielleicht bekehrt er sich doch noch eines Tags zu @ neuen, der Pfingstkirmes. Denn wenn die Buchen @ Mamertal schatten und alle Hänge sich grün über@ und es überall wieder eine Lust ist zu leben, @nn wird auch in Kopstal das Kirmesfeiern unterm @eien Himmel schöner sein, als früher in dumpfen @tuben, und wenn über fünfzig oder hundert Jahre @ Nachfolger von Hochwürden Silvester die Kopstaler @ingstkirmes wieder auf St. Niklaus verlegen wollte, @ würde er dafür zweifelsohne von einem Nachfolger @eines Korrespondenten in der „Luxemburger @itung“ angehaucht.