Es fall die letzte Zeit vielfach aufgefallen sein, daß Luxemburger, die eine gewisse Rolle im öffentlichen Leben spielen, von gestern auf heute ihre Haar- oder Barttracht änderten oder statt eines steifen Filzhutes plötzlich einen Schlapphut zu tragen begannen und umgekehrt.
Mein Gewährsmann wußte sich die Tatsache, die er doch selber festgestellt hatte, lange nicht zu erklären. Bis er gestern strahlend bei mir eintrat.
„Ich hab’s!“ sagte er triumphierend. „Es fiel mir eines Morgens beim Kaffeetrinken auf - ich las grade den „Gukuk“ -, daß die Leute, die sich so unvermittelt ein anderes Aussehen gegeben haben, alle schon einmal von Simon im „Gukuk“ karikiert waren. Es ist totsicher nicht anders, als daß die Betreffenden den Zeichner auf den Esel setzen wollen, indem sie das Hauptmerkmal, an das er sich klammerte, einfach beseitigen. Sie gleichen auf einmal nicht mehr ihrem Konterfei und der Simon hängt mit seinen Karikaturen in der Luft.“
„Glaubst du wirklich, daß das eine Erklärung ...“
„Glauben? Ich weiß es bestimmt. Soeben traf ich einen Bekannten, der mir erzählte, er habe seine Frau dabei überrascht, wie sie einen Brief folgenden Inhalts eben fertig geschrieben hatte:
„Lieber Gukuk! Gestatte mir, daß ich in einer persönlichen Angelegenheit meine Zuflucht zu Dir nehme. Mein Mann ist sonst ein sehr lieber Kerl, nur hat er die üble Angewohnheit, daß er immer die rechte Schulter hochzieht. Er sieht dann einigermaßen verwachsen aus, was er gar nicht ist, und ich Dir auf Ehre und Gewissen versichern, daß er einer der bestgewachsenen Männer ist, die ich je zu sehen Gelegenheit hatte. Ich war nämlich eine Zeitlang Badesrau, wo? brauche ich nicht zu sagen. Mein Begehr wäre nun, daß Du meinen Mann mit einer schiefen Schulter in den „Gukuk“ bringst. Dann sieht er sich selbst als abschreckendes Beispiel und gewöhnt sich seine Unart ab. Sonst sage ich später jedesmal, wenn er die Schulter hochzieht: Gib acht, du kommst in den „Gukuk“! In der angenehmen Hoffnung, keine Fehlbitte getan zu haben usw.“
Ich meinte, das hätte sich der „Gukuk“ sicher nicht träumen lassen, daß er dermaleinst als Verschönerungsinstitut zu einer öffentlichen Wohlfahrtseinrichtung würde.
„Ungeahnte Perspektiven sind damit eröffnet,“ sagte mein Gewährsmann. „Ich kenne zum Beispiel einen Kammerstenographen, den der Simon kürzlich durch einen mächtigen, fast bis auf die Tischplatte herunterbaumelnden Haarschopf symbolisiert hatte. Der junge Mann ging darauf hin und strich sich von Stund an die Haare glatt von der Stirn zurück. Ich rechne stark mit der Wahrscheinlichkeit, daß Herr de Waha nächstens glatt rasiert gehen und sich @ Lo@enperücke aufsetzen wird, um den Simon @ deroutieren. Herr Neyens würde seinem Bei@ folgen, wenn sein Bart nicht infolge des Inter@ mit Jean Bar von der Brüsseler «Dernière He@ sortan der Geschichte angehörte. Emil Mark @ sich einen Nasenplastiker verschreiben, damit ihm @ „Gukuk“ nicht mehr als Exponenten eine Stup@ anklebt, Herr Franz Erpelding und der Pfarrer @ Limpach werden eine Entfettungskurs machen, d@ der „Gukuk“ seine alten Clichés von ihnen nicht @ gebrauchen kann, und der „Gnkuk“ selber @ warten, bis ihm der Schneider die Weste nicht @ sa weit macht, ehe er seine eigene Karikatur in @ „Gukuk“ bringt. Denn wer möchte, zumal so kurz @ Fastnacht, nicht in jugendlicher Schlankheit vor @ Öffentlichkeit treten!“
Also mein Gewährsmann. Es entsteht die F@ ob die Aufgabe des Karikaturisten am Ende @ darin zu bestehen hätte, daß er die Leute sch@ zeichnet, als sie sind, statt umgekehrt.
Ich glaube vom Standpunkt weiland Eulenspie@ diese Frage verneinen zu sollen. Wenn einer von @ eine Karikatur sieht, die häßlicher ist, als @ Original, so erlebt er daran die Freude, daß @ schöner ist, als die Karikatur. Müßte er sich hing@ sagen daß er häßlicher sei, als sein Ze@bild, so @ ihm der Karikaturist einen Kummer bereitet, @ dafür ist er doch nicht da, nicht wahr!