Herr Emil Diderrich aus Bad Mondorf hat seinem Bruder in Nancy Stoff zu einem interessanten Artikel über die Notwendigkeit eines französisch-österreichischen Bündnisses geliefert. Das heißt, er liefert dazu seine Aufzeichnungen über allerlei verwandtschaftliche Verhältnisse zwischen lothringischen und luxemburgischen Familien. Der Artikel ist am 30. Dezember 1923 in dem Pariser Blatt «L’Ame Gauloise» erschienen.
Unter den Notizen (Emil Diderrichs) sind u. a. zwei, die nicht nur ein adliges Stammbauminteresse aufweisen. Er wird mir gestatten, sie den Lesern der „Luxemburger Zeitung“ mitzuteilen. Die eine betrifft ein Mitglied der Familie de Pidoll. Die betreffende Stelle lautet:
„Dans les sciences et dans l’enseignement supérieur, nous trouvons au tournant du siècle passé à la tête du plus important institut d’Autriche, le «Theresianeum» à Vienne, une personnalité dont l’esprit, les larges vues et la générosité accusent son origine lorraine: le baron Dr. Michel de PidollQuintenbach.“
Ferner teilt Emil Diderrich über mehrere Mitglieder der Familie Vesque, die noch heute in zahlreichen Abkömmlingen hierlands vertreten ist, interessante Einzelheiten mit:
„Dans les arts, le nom de J. Hoven marque avec distinction le sang lorrain. Hoven, né au château du prince Lubomirsky en 1803 se fit d’abord connaître comme jurisconsulte, mais n’est connu de la postérité que comme compositeur. Il fut l’ami de Berlioz Mendelssohn, Robert Schumann, Liszt et d’autres. Sa correspondance avec eux a été publiée en un riche volume à Vienne en 1887. Hoven ou Hohen, en patois du pays, n’est autre que le village de Hagen dans l’arrondissement de Thionville-ouest, sous l’ancien régime, une mairie de la seigneurie de Puttelange-lez-Rodemack, et J. Hoven est le pseudonyme de Jean IV, baron Vesque de Puttelange, fils d’un émigré qui était devenu directeur de la bibliothèque R. I. de Vienne, et petit-fils de Jean II Vesque de Puttelange, qui le 2 février 1760 avait épousé à Commercy, Cécile de Rocquevilly, originaire de St.Mihiel au duché de Bar. Cette famille de Vesque, encore représentée en Lorraine et dans le Luxembourg, remonte à Jean Vesque, intéressé dans les affaires du roi à Thionville, au commencement du XVIIIe siècle. Un baron Vesque de Puttelange a été attaché militaire à l’ambassade autrichienne à Paris.“
Mit der Nutzanwendung, die in der «Ame Gauloise» aus diesen und andern genealogischen Tatsachen gezogen wird, braucht man nicht einverstanden zu sein, auch und gerade nicht, wenn man es mit Frankreich gut meint. Zunächst verrät der Artikel, der sich übrigens an einen früheren Aufsatz von Gabriel Gobron anlehnt, über die Dinge in Österreich und Deutschland diejenige Kenntnis, die man lange bei den Franzosen in der Geographie voraussetzte. Man darf das zum Beispiel aus folgendem Satz schließen: „Bei dem Österreicher Arthur Schnitzler, dem größten heutigen Schriftsteller deutscher Sprache (!) ist der französische Einfluß sicherlich stärker, als der Einfluß von Deutschland her.“
Denjenigen Franzosen, die von einem Bündnis mit Österreich noch immer, den Lehren der Geschichte zum Trotz, das Heil für Frankreich erträumen, die trotz Marie Antoinette und Marie Louise aus Verschwägerungen politische Bande schmieden zu können glauben, sei zur Lektüre und zur Ernüchterung das Buch von General Max Hoffmann „Der Krieg der versäumten Gelegenheiten“ empfohlen. Wenn sie dann noch die Illusion behalten, daß ihnen mit einem Bundesgenossen, wie ihn dort der preußische General mit offensichtlichem Willen zur Schonung, aber doch deutlich genug schildert, auf die Dauer wirksam gegen den preußischen Erbfeind geholfen wäre - dann ist ihnen eben nicht zu helfen. Das einzige europäische Völkerbündnis, das uns den dauernden Frieden sichern würde, ist das einzige, an das, vorläufig wenigstens, nicht zu denken ist. Und das ist nicht das Bündnis zwischen Frankreich und Österreich.