«L’Illustration de la Belgique, du Grand-Duché de Luxembourg et de la Colonie» - eine neue Zeitschrift, deren zweites Heft soeben erschienen ist und in der unser neues Verhältnis zu Belgien eine praktische Auswirkung von weitgehender Bedeutung erfahren kann.
Unter den Mitgliedern des «Comité de Patronage et de Rédaction» dieser neuen illustrierten Monatsschrift, deren Gebiet umschrieben ist durch die Rubriken Régionalisme, Tourisme, Beautés naturelles et monumentales, Arts, Richesses économiques et industrielles, Sports, finden sich die hervorragendsten Persönlichkeiten der belgischen politischen Welt, des Künstler-, Schrift- und Gelehrtentums. Von Luxemburgern stehen auf der Liste die HH. Gaston Diderich und Marcel Cahen als Mitglieder der Städtevereinigung «Assoville», deren Organ die «Illustration» ist, und Herr G. de Ziegler de Ziegleck, als Lektor über Luxemburgisches Recht an der Universität Lüttich.
Die zwei ersten Nummern lassen das Beste erwarten und stellen schon ein gut Stück Erfüllung dar. Die Ausstattung ist vornehm, Druck und Illustrationen sind erstklassig. Die vielgewöhnte belgische Regsamkeit tritt überall zutage. „Mächen wie ik jeht nich unter!“ Ein Aufsatz zum Beispiel, «Pour mieux faire connaîtro et aimer notre pays,» gibt einen interessanten Überblick über die Anstrengungen, die vom Eisenbahnminister in der Richtung auf die Dränierung des Touristenstroms nach Belgien gemacht wurden. Hier- zuland scheint man den Tourismus noch mehr oder weniger als eine Luxussache zu betrachten, die gegen Korn- und Kartoffelbau und gegen Viehzucht gar nicht in Betracht kommen kann.
Nikolas Ries hat im ersten Heft einen kleinen, aber feinen Beitrag stehen über «Psychologie Touristique». Er sagt, weshalb im Grunde es den Fremden bei uns so gut gefällt: «Quel est donc ce pays qui n’est ni tout à fait la Belgique, ni la France, ni l’Allemagne, mais où chacun retrouve une partie de son pays et de son âme! C’est là qu’il fait bon vivre.» Wenn je einer, so war der Verfasser des schönen Buches über die Psychologie unseres Volkes befugt, den Tourismus von der psychologischen Seite zu beleuchten. Und es sind in seinem Ausspruch mehr Zukunftsbeziehungen, als es auf den ersten Blick den Anschein hat. Was den Fremden bei uns anheimelt, ist schließlich das Gefühl, aus dem die Möglichkeiten eines dereinstigen Weltfriedens entspringen müssen, die Abkantung der schroffen Rationalitätsstandpunkte.
Im zweiten Heft steht von Gaston Diderich ein warm empfundener Aufsatz über «Le Charme prestigieux de Luxembourg». Und an den Abbildungen vielgepriesener landschaftlichen Schönheiten aus der Gegend von Spa können wir feststellen, daß wir damit erfolgreich zu konkurrieren imstande sind.
Zwei sehr interessante Arbeiten beziehen sich auf einige jener alten Bräuche, an denen Belgien so hartnäckig festhält, die Fastnacht von Binche und eine tausendjährige Überlieferung in Grammont, wobei sogar lebende Fischlein von vornehmen Damen und Herren verzehrt werden.
Wir erfahren auch mancherlei über die Bemühungen zur Herstellung besserer Bahnverbindungen zwischen Luxemburg und Belgien und über den Umfang der Kriegsschäden und den Wiederaufbau bei unsern wirtschaftlichen Bundesgenossen.
Allein der Gedanke an die eiserne Energie und die Opferbereitschaft, mit der Belgien nach dem Krieg sich ans Werk des Aufbaues gemacht hat, genügt, um die lächerliche Angst vor einem Zusammenbruch des belgischen Francs nach dem Muster der deutschen Mark ad absurdum zu führen.