Kommen wir noch einmal auf die Illustration de la Belgique, du Grand-Duché de Luxembourg et de la Colonie zurück.
Bei den heutigen neuen Zeiten sind die Kosten der Reklame und Propaganda ins Aschgraue gestiegen. Jeder, der in einer Zeitung oder Zeitschrift die Güte seiner Produkte anpreisen muß, weiß, welchen Riesenposten das in seinem Büdget ausmacht.
Und es wäre, nicht wahr, hort, wenn er an einer glänzenden Gelegenheit, unentgeltlich eine wirksame Propaganda für sich zu machen, achtlos vorüberginge.
Das ist indes ganz genau, was wir seit einiger Zeit tun. In der genannten Zeitschrift bietet sich uns das kostbarste Mittel, die Wahrheit über uns auf den Lichtschirm einer breiten Öffentlichkeit zu projizieren, und wir mochen unbegreislicherweise keinen Gebrauch davon. Wir erleben immer wieder, daß über uns im Ausland der blühendste Unsinn verbreitet wird, jeder gelbschnäbelige Penny-a-liner von draußen fühlt sich berufen, eine Karikatur von uns in die Welt zu schicken, wir gelangen mit keinem der Organe, die hier veröffentlicht werden und deren Inhalt von Luxemburgern herrührt, vor einen größeren ausländischen Leserkreis, wir müssen ruhig zusehen und zuhören, wie sie uns verschandeln, und reicht man uns einmal ein Sprachrohr, durch das wir uns draußen vernehmbar machen könnten, so drehen wir uns um wie schüchterne Hemdenmatze, die mit dem Daumen im Mund davonlaufen, wenn ein Fremder schön mit ihnen tun will.
Auf dem Titelblatt der obgenannten Illustration nehmen wir als Grand-Duché de Luxembourg den meisten Platz ein. Jeder Fremde, der sich für uns interesstert oder von dem wir wünschen, von dem wir jedenfalls wünschen sollten, daß er sich für uns interesstert, öffnet daraufhin das Heft in der Erwartung, einiges Wertvolle über uns zu erfahren. Und was findet er zum Beispiel im letzten Mat-Heft? Eine daumenhohe Statistik über luxemburger Studierende in Belgien, und eine Seite Clichés, die meisten zirka 30-40 Jahre alt, wie sie ungefähr zur Zeit des zweiten französischen Kaiserreichs modern waren. Auf zwanzig Seiten weiter nichts, als eine beliebige Zeitungsnotiz und ein in Holz geschnittenes Armutszeugnis! Und was hat Belgien zugesteuert? Impressions d’un ancien combattant. - Clochers flamands. - Le singe de la Grand-Garde à Mons. - Le peintre Edwin Ganz. - Le Musés Royal de l’Armée. - Binche, ville d’art. - Nos traités de commerce. - A propos d’une mission économique en Pologne. - Paysages de la Nouvelle Belgique. - Le monument de l’Ultimatum. -A bres ouverts. - La Panne. - Chez nos bons amis du Nord. - Ostende, bydropole thermale. - Le Château de Mariemont. - Nos villes d’art. - C’est à Nio port que se trouve l’écluse. - Echos.
Dazu 76 prachtvolle, eigens für die Nummer hergestellte Illustrationen.
Ich weiß, daß die Leitung der Zeitschrift mit beiden Händen zugreifen würde, wenn ihr Material über Luxemburg zur Verfügung gestellt würde. Wie könnte es zum Beispiel in Belgien wirken, wenn in einer solchen Rummer eine gut besorgte Arbeit über Bad Mondorf stände, um nur von diesem Nächstliegenden zu reden? Allein schon bei dem Gedanken an möglichen Stoff türmen sich vor einem Hausen der interessantesten Vorwürfe, interessant nicht nur fürs Ausland, sondern auch für uns. Warum geht nicht einer gleich hin und sagt in Wort und Bild, was zum Beispiel die Antituberkulose Liga bei uns schon, durch gesetzt hat und was sie noch alles plant, wofür sich das Publikum sicher viel stärker interessieren würde wenn es sich damit unmittelbarer angefaßt Wir haben keine inländische Zeitschrift größeren Stils, in der Solches zu bewerkstelligen wäre, hier sieht sie uns zur Verfügung, wir brauchen nur zuzugreifen.
Aber wir - ich sage wir, damit meine ich das Ganze, und natürlich auch seine Vertretung, Kammer und Regierung - wir dürfen nicht nach Kinderart dazu befugt ist, soll einmal den Anstoß geben.