Ein Herr Matthew hat neue Strahlen erfunden, die in die Ferne wirken und dabei eine Kraft entfallen sollen, die alles in Erstaunen setzt. Die Matthew Strahlen s von der Presse in den letzten Wochen Eigenschaften angedichtet, die bisher nur die göttliche Allmacht besessen haln dste und die nicht einmal von Jules Verne vorgeahnt waren. Infolgedessen haben sie den Namen Todes- oder Teufelsstrahlen bekommen, und schon wird ausgemalt, welche Rolle sie im nächsten Kriege spielen werden und wie durch sie alles Leben in Millionenstädten auf viele Meilen Entfernung durch einen Druck auf einen Knopf vernichtet werden kann.
Umgekehrt wird sich wohl mit diesen Strahlen ebensoviel Segensreiches für die Menschheit erreichen lassen.
Und nun streiten sich die Leute herum, ob sich die Welt zur Entdeckung der neuen Strahlen Glück wünschen oder ob sie Herrn Matthew lieber ins Pfefferland wünschen soll.
Wahrscheinlich ging vor Jahrhunderten derselbe Streit um die Vor- oder Nachteile der Erfindung des Mönches Berthold Schwarz, die Erfindung der Buchdruckerkunst hat vielen die schlimmsten Bedenken eingeflößt, die ersten Eisenbahnen erweckten unter den Ärzten allerhand Unglückspropheten, jede Erfindung wurde von Optimisten und Pessimisten jedesmal in ganz verschiedener Weise beurteilt.
Eine amüsante Geschichte erzählt ein amerikanischer Novellist: Ein Gelehrter hatte ein Gas erfunden, mit dem er alle Lebewesen für eine je nach der Quantität der eingeatmeten Menge zu bestimmende Zeit in Katalepste versetzen konnte. Grade hatte er mit dem Hauskater, dem Liebling seiner Tochter, experimentiert, als ihn diese mit ihrem Verlobten besuchte. Sie war entrüstet über ihren alten Herrn und nannte ihn einen Mörder, als der Kater die Glieder zu rühren begann, aufsprang und in einem Satz sich aus der Nähe seines Peinigers weg auf ein Gestell schwang, von dem er eine lustdicht verkorkte Flasche herunterwarf. Die Flasche ging in Stücke. Sie war mit dem neuen Gas gefüllt und zehn Sekunden später lag die ganze Gesellschaft, der Erfinder, seine Tochter, der Verlobte und der Kater stors und bewußtlos am Boden.
Ein Polizist, der vorbeipatrouillierte, sand es merkwürdig, daß die Haustüre offenstand. Er ging hinein, fand es noch merkwürdiger, daß sich niemand im Haus rührte, dessen Insassen ihm wohl bekannt waren. Er forschte weiter, kam ins Laboratorium, wo die vier in St@sucht lagen, witterte ein Ver brechen, wollte Hilse holen und sank im nächsten Augenblick ebenfalls um.
Schließlich erwachten alle, rieben sich die Augen, reckten Arme und Beine aus und freuten sich des wiedergewonnenen Bewußtseins. Nur der Kater suchte schleunigst das Weite.
Der Gelehrte erklärte seinen Opfern die Wirkungen und Vorzüge seines Gases: Wie das Vaterland damit gegen jeden feindlichen Überfall geschützt sei, denn ganze Armeekorps können über dem Anrücken in Katalepie versetzt, entwaffnet und gefangen genommen werden. Gegen Einbrecher brauche man nur im Hausgang eine Flasche mit dem Wundergas aufzustellen, sie wird umgestoßen, zerbricht, die Spitzbuben atmen das Gas ein, fallen um und bleiben liegen, bis man die Polizei h@ettelephantert hat.
Da sagte der Polizist:
„Wenn aber die Spitzbuben anfangen?“
Der Gelehrts war perplex.
Und der Verfasser schließt mit der beruhigenden Versicherung, der Erfinder habe seine Formel vernichtet und auf die Verwertung seiner Entdeckung verzichtet.
Das ist offenbar der Standpunkt des Polizisten.
Wäre er immer ausschlaggebend gewesen, so lebten wir noch als Wilde im Urwald.