Es rollen augenblicklich zirka 3000 Autos im Ländchen Luxemburg - die Ausländer nicht mitgerechnet.
Damit wir dasselbe Verhältnis der Autos zur Einwohnerzahl erreichen, wie es in den Vereinigten Staaten von Nordamerika besteht, muß sich die Zahl der Autos in unserm Land um 32 700 - zweiunddreißigtausend siebenhundert vermehren! Dann hätten wir auf je 7 Einwohner ein Auto, wie drüben - in Kalifornien kommt sogar ein Kraftwagen auf je drei Einwohner!
Das Verhältnis beträgt bei uns heute eins zu dreiundachtzig. Wir sind Frankreich noch um sieben Einheiten über, da dort ein Auto erst auf neunzig Einwohner kommt.
Dies alles können Sie in dem letzten Heft der Pariser «Illustration» lesen, das den Titel trägt: «L’Automobile et le Tourisme».
Man stellt wieder einmal fest, daß die «Illustration» der kostbarste Popularisierungsapparat ist, der sich denken läßt. In ihren technischen Mitteln ist sie praktisch ohne Gleichen und in ihren Zielen von wohlinendem Idealismus. Das vorliegende Heft legt dafür ein glänzendes Zeugnis ab.
Es enthält zuerst eine Fülle sachlicher Mitteilungen für den Liebhaber oder Besitzer eines Automobils. Charakteristisch für die Art der Belehrung, die in der «Illustration» befolgt wird, ist zum Beispiel das Kapitel über die Verkehrsordnung mit Fuhrwerk, in dem jeder Paragraph als anschaulich gezeichnetes Paradigma auftritt.
Dieselbe intensive Veranschaulichung macht den Teil, der vom Tourismus handelt, so anziehend wie möglich. Auf einer Karte von Frankreich beispielsweise erscheinen einzelne Zentren wie MargueriteBlumen, deren malerisch zerzauste Blätter in ihren Umrissen je eine interessante Tour in der Umgebung darstellen. Wie frappant könnte man in dieser Manier die Dutzende reizender Ausflüge, die um Luxemburg herum zu machen sind, vor Augen führen: Tag für Tag eine Schleifenwanderung, die durch die überraschendsten, lieblichsten Teile unserer näheren und ferneren Umgebung führt. Die «Site» sollte im Anfang der nächsten Touristensaison einen Redakteur der «Illustration» mit Gold aufwiegen, damit er mit Stift oder Kodak oder beiden unter Leitung eines kundigen Wandervogels für seine Zeitschrift eine Mappe voll Bilder anfertigt.
Wer in diesem Heft die „Pariser Sonntage“ liest - Tagestouren von 250 bis 350 Kilometern - wird von Sehnsucht nach den Schätzen befallen, die auf solchen Fahrten entdeckt werden. Der Masse wird zum Bewußtsein gebracht, welche wundervollen Zeugen vergangener Kulturepochen, Höhepunkte Schönheit schaffender Zeiten auf dem Boden Frankreichs verstreut liegen. Dies gilt in hohem Grade auch von dem Aufsatz über die Loire und ihre Schlösser, mit Aufnahmen, die entzückende architektonische Einzelheiten wiedergeben. Es gilt von der Wanderung durch die einzig herrliche Provence, die mit eigenartigen Aquarellen von L. Montagué illustriert ist. Da feiert die Reproduktionskunst der «Illustration» Triumphe. Diese Bildchen voll vibrierender Anmut - unserm Trémont sind in einzelnen Städtebildern ähnliche Wirkungen gelungen - sind in ihrer farbigen Wiedergabe jedes ein Kunstwerk, man möchte sagen dem Original gleichwertig in ihrem Eindruck auf den Beschauer. Der alte Marktplatz in Vaison, mehrere Ansichten von Gordes u. a. m. entlocken einem Ausrufe der Bewunderung. Die Aquarelle von Mossa zu dem originellen Artikel über Houlgate sind in ihrer Art des Ganzen würdig.
Es ist eine üble Sache um den Neid. Nun, mit diesem Heft der «Illustration» in der Hand kannst Du, wenn Du sonst ein guter Kerl bist, dem Neid auf die Bevorzugten trotzen, die mit einem kostbaren Tourenwagen alle diese Städte und Landschaften durchfahren - und kannst Dir obendrein dabei einbilden, daß sie am Ende nicht so viel davon hatten, wie Du.