Die Wälder glühen inbrünstig. Jedes Blatt ist eine brennende Blume, jeder Wipfel ein feiertäglicher Blumenstrauß.
In den paar einzig herrlichen Tagen, die uns der Spätherbst schenkt, feiert die Schönheit ihre heimlichen Feste in den Waldesgründen, wo die Bäche und Bäume rauschen, als sänge des guten Eichendorff Dichterseele in Laub und Wasserfall.
Alle unsere Täler sind jetzt märchenschön, und von allen schwärmen die Wandrer. Nur eines hört man selten nennen: das Syrtal zwischen Wecker und Manternach.
Da webt es noch verhalten von verströmter Betriebsamkeit, und ein schöner alter Park träumt um ein Dornröschenschloß.
Den Ausflüglern liegt dieser stille Grund ein wenig abseits, sie haben den Zug nach Sauer und Mosel, Müllertal und Ösling, oder nach den Tälern, die idyllisch durch das Herz des Landes nach Mersch führen. Trotz der bequemen Straße ist die Strecke einsam, ein Jagdgehilfe kommt mit einem Hund, zwei Frauen fahren auf einem Schiebekarren Äpfel heim, ein Zug durchdröhnt die Stille. Aber die Syr füllt das Tal mit ihrem vielfältigen Gerausche.
Von der kühlen Felswiege an, in der sie als Neugeborenes in den Himmel blinzelt, plätscherte oder döste sie durch Wiesen und Äcker, trieb zum Zeitvertreib ein paar Mühlen, war im übrigen ihre eigene Herrin. Bis sie hier herum, groß geworden, in kunstreiche und geregelte Arbeit eingespannt wurde.
Wir sprachen hier kürzlich von den Erbauern. Auch hier hat vor langen Jahren der Stammvater eines Geschlechts ersonnen und erbaut, was aus diesem Talgrund zu machen war. Er hat die nutzlos verströmende Kraft eingefangen. Er hat sie nicht zur Sklavin gemacht, die beschmutzt und verseucht aus einer Fabrik entlassen, zum Leben untauglich, von aller Welt geflohen wird. Hier wird der Bach erst zur still wuchtenden Masse gestaut und gebändigt, damit er in Ruhe seine Kraft sammle, dann schießt er glitzernd, tosend über Wehre, gleitet kgeladen durch Kanäle, strudelt ungebärdig, entfesselt durch Turbinen und entstürzt aufjauchzend wieder in die Freiheit. Die Einheit des einsamen Waldbaches ist durch Menschenwitz in die Mannigfaltigkeit vielgestaltiger Wasserkünste zerteilt, bis wieder alle Arme zusammenrinnen und aus dem ausgelassenen, gebändigten, gesunden Arbeitstier wieder der Bach wird, der in gottbegnadetem Müßiggang durch die Wiesen strömt.
Das alles genießt in besinnlichem Hinschreiten der Wandrer, dessen Gedanken zurückirren in die Zeiten, wo das Tal noch von dem Pochen der Maschinen dröhnte, wo der starke Auftrieb längst verstorbener Bahnbrecher diese Talesstille eingeschaltet hatte in weitgespannte wirtschaftliche Tätigkeit. Und er weiß ihnen Dank dafür, daß sie es ihre Sorge sein ließen, außer an Arbeit und Erwerb auch an anderes zu denken, was dem Leben Reiz verleiht. Er freut sich an den prachtvollen alten Bäumen, die an dem Herrhaus zwischen Bach und Straße wie vornehme der Landschaft im Herbstschmuck stehen, hoch aufgeragt von dem Waldrand, der links hinauf die n krönt. Und er trägt froh die Erinnerung ein verstecktes Juwel luxemburger Landschaft einen Talgrund, in dem noch ungezählte bilder des Malermannes harren, der sie auf die nd bannen soll.